Corona-Krise in Grevenbroich Vier Alltagshelden – stellvertretend für viele

Grevenbroich · Sie machen ihren Job – in und für Grevenbroich. Derzeit gehen sie an Grenzen: Für Feuerwehrleute, Rettungssanitäter, Arzthelfer und Altenpfleger hat das Coronavirus vieles verändert. Was sie über diese Krise sagen, was sie sich von der Gesellschaft erhoffen und für die Zeit danach wünschen, haben sie unserer Redaktion verraten.

Fotos: Vier Alltagshelden aus Grevenbroich stellvertretend für viele
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Vier Alltagshelden aus Grevenbroich stellvertretend für viele

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Foto: Dieter Staniek
  • Rettungssanitäter - Michael Berning Was hat sich durch das Coronavirus geändert?

Michael Berning Der Hygieneaufwand ist stark angestiegen und wir sind viel vorsichtiger geworden. Sobald der Verdacht auf Corona besteht, ziehen wir Vollschutzanzüge an und nutzen Masken. Wir möchten so lange wie möglich dienstfähig bleiben und nicht selber erkranken. Was wünschen Sie sich von Ihren Patienten? Berning Es wäre gut, wenn die Menschen der Leitstelle ehrlich ihre Symptome schildern und auch sagen, dass sie positiv auf Corona getestet wurden. Dann können wir uns darauf vorbereiten. Wir kommen zu jedem, man soll uns einfach nur die Wahrheit sagen. Wir helfen jedem. Das war so und das wird immer so sein. Was wünschen Sie sich für die Zeit nach dem Virus? Berning Gute Frage. Ich hoffe, dass wir als Gesellschaft so solidarisch bleiben, wie wir es derzeit sind. Es gibt ja nicht nur die Hamsterkäufer, sondern viele Menschen, die anderen helfen. Ich hoffe, dass möglichst viele Menschen überleben – auch von meinen Lieben. Ich werde mit meiner Lebensgefährtin als erstes in Urlaub fahren, um die Zeit miteinander zu genießen.

  • Arzthelferin - Heike Rosenstengel Was hat sich durch das Coronavirus an ihrer Arbeit und in ihrem Leben geändert?

Heike Rosenstengel Den normalen Praxisbetrieb gibt es zurzeit nicht, da wir alle routinemäßig ausgemachten Termine nach Möglichkeit minimieren, um Kontakte zu vermeiden. Ich selbst bin dankbarer geworden, für das, was man hat. Ich habe jetzt in dieser Situation gelernt: Man schätzt die Dinge erst dann, wenn man sie nicht immer haben kann. Was wünschen Sie sich von Ihren Patienten und Besuchern in diesen Tagen? Rosenstengel Ich wünsche mir, dass die Menschen die Auflagen und Anordnungen befolgen. Das gilt für die staatlich verordneten Maßnahmen wie die Kontaktsperre und Hygieneregeln, aber auch für Hinweise, die wir den Patienten geben. Je besser sich alle daran halten, desto eher können wir in unseren Alltag zurückkehren. Was haben Sie sich für die Zeit nach dem Coronavirus vorgenommen? Rosenstengel Ich möchte nicht mehr alles selbstverständlich hinnehmen und dankbarer sein.

  • Feuerwehrmann - Michael Wolf Was hat sich durch das Coronavirus geändert?

Michael Wolf Auf der Feuerwache wurden Dienstabläufe komplett umstrukturiert. Dienstpläne und Dienstgruppen wurden so verändert, dass immer die gleichen Kollegen miteinander Dienst haben. Große Besprechungen und Fortbildungsmaßnahmen sind gestrichen. Schutzkleidung ist schwer zu beschaffen. Was wünschen Sie sich in dieser schweren Zeit von den Bürgern? Wolf Als Feuerwehr wünschen wir uns mehr Verständnis und Rücksichtnahme von den Bürgern. Wenn sich alle an die Vorgaben halten würden, könnten alle davon profitieren. Leider ignorieren viele die Empfehlungen des Robert-Koch-Instituts. Was wünschen Sie sich für die Zeit nach dem Virus? Wolf Wir als Feuerwehr wollen künftig noch besser vorbereitet sein. Wir müssen uns im Nachgang Gedanken machen über die Bevorratung von Schutzkleidung. Wir werden uns bei Unternehmern in Grevenbroich dafür bedanken, dass sie uns mit Material und Ausrüstung auf dem kleinen Dienstweg unterstützt haben.

  • Altenpflegerin Silke Freiberg Was hat sich durch das Coronavirus geändert?

Silke Freiberg In der Pflege gibt es eine noch höhere Aufmerksamkeit für die Hygienevorschriften. Wir tragen nun ständig einen Mundschutz. Aber immer den Abstand einzuhalten, ist sehr belastend – für uns und für die zu Pflegenden. Ich liebe meinen Beruf sehr, aber ich bin jetzt in Gefahr, wenn ich zu den Menschen fahre. Was wünschen Sie sich von Ihren Kunden? Freiberg Ich wünsche mir von der Gesellschaft mehr Wertschätzung für das, was wir tun. Teilweise bekommen wir die teilweise aber auch nicht. Wir gehen derzeit an unsere Grenzen – und versuchen den zu Pflegenden dennoch zu vermitteln, dass wir das gemeinsam schaffen. Das wird mancherorts nicht genug gewürdigt. Was wünschen Sie sich für die Zeit nach dem Virus? Freiberg Wir brauchen mehr Solidarität und Zusammenhalt in der Gesellschaft. Jeder sollte seine Ellenbogen einfahren und statt dessen dem anderen Respekt und Toleranz entgegen bringen. Wir alle sollten das Leben mehr zu schätzen wissen. Ein Danke, ein Lächeln, ein nettes Wort – das schadet keinem. Im Gegenteil!

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