Kabarettist gastierte in Grevenbroich Bestens aufgelegter Christian Ehring begeistert mit aktuellem Programm

Grevenbroich · () Gut 700 Zuhörer erlebten in der Reihe „Kultur extra“ in der restlos ausverkauften Aula des Pascal-Gymnasiums einen Christian Ehring, der sich exzellent auf sein Publikum vorbereitet hatte.

 Begeistere beim Gastspiel im „Pascal“: Christian Ehring. Im Abschlusslied sang er „Nichts ist gut in der Welt, wird es auch nie sein.“

Begeistere beim Gastspiel im „Pascal“: Christian Ehring. Im Abschlusslied sang er „Nichts ist gut in der Welt, wird es auch nie sein.“

Foto: Woitschuetzke,Andreas (woi)/Andreas Woitschuetzke

Der Kabarettist, Moderator und Komponist war mit seinem Soloprogramm „Keine weiteren Fragen“ zu Gast und interpretierte in deutlich mehr als zwei Stunden seinen sehr persönlichen Kommentar zur Lage der Nation. „Ich habe nichts geplant“, trällerte er zur Begrüßung und begleitete sich dabei mit sehr ordentlichem Spiel auf dem Flügel . „Zwischenrufe sind erlaubt, sie verzögern aber den Gesamtablauf. Ich bin ein sehr spontaner Mensch, aber brauche dafür Zeit!“, skizzierte er seine Vorgehensweise. Gleichwohl war seine Spontaneität prompt und herzlich. „Sie sind ein sehr differenziertes Publikum, amüsierwillig, aber nicht um jeden Preis!“ Die hundertfachen Lacher zeigten: Das war wohl ein Kompliment.

Für die Rahmenhandlung seines Programms erfand Christian Ehring einen Sohn mit „Phlegma ab Werk“ – im wahren Leben übrigens ist er Vater von zwei Töchtern -, der auszieht. Auf diese Art wird die Einliegerwohnung frei, die Ehefrau hat die Idee, Flüchtlinge aufzunehmen. Als gute Idee wird das zunächst befürwortet und direkt mit einem „aber ...!“ eingeschränkt. Denn als erfolgreicher Komponist veganer Kinderlieder wie zum Beispiel „Schrot, du hast das Korn gestohlen“, die für den ambitionierten Nachwuchs mit Dinkel-Hintergrund sind, könnte er die Einliegerwohnung auch als Tonstudio benutzen. Immerhin besucht das Ehepaar das Willkommenscafé der evangelischen Kirche und lernt dort: „Wer Angst vor Muslimen hat, stellt sich näher an die Mettbrötchen.“

Hochaktuelle Politszenen fließen quasi nebenbei in das Programm ein, etwa das Brexit-Chaos oder der neue CSU-Ehrenvorsitzende: „Für mich ist Horst Seehofer der Vater der Migräne.“ Köstliche Selbstironie begleitet die Lebensumstände. Sein Sport: „Schwimmen? Nee, zu anstrengend und auch noch nass!“ Rückbildungsgymnasti, das ist es, und nebenbei noch Yogalehrer. Seine sechs Songs, mitreißend komponiert, fügen sich nahtlos in das Programm ein.Nur das Abschiedslied sorgte nicht für herzhaftes Lachen und jubelnden Applaus. Es war eher Zusammenfassung aller humorigen und bissigen Hintergründe: „Schlaf, mein Kind, schlaf nur ein. Nichts ist gut in der Welt, wird es auch nie sein. Gute Nacht!“

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