Grevenbroich CDU vor Kampfabstimmung

Grevenbroich · Fraktionschef Norbert Gand soll für das Amt des Parteivorsitzenden kandidieren. Bei der CDU bahnt sich eine Kampfabstimmung an. Grund: Kritik aus der Fraktion an der Politik von Stadtverbands-Chef Benedikt Jerusalem.

Der Termin steht fest: Am 5. Oktober wird der CDU-Stadtverband seinen Vorstand wählen. Benedikt Jerusalem – seit 2009 an der Parteispitze – ist fest entschlossen, die Geschicke der Grevenbroicher Union weiterhin maßgeblich zu bestimmen. "Ja, ich will weitermachen", sagt der 50 Jahre alte Wevelinghovener.

Galt Jerusalem bislang als einziger Bewerber für den Posten des Vorsitzenden, steht nun CDU-intern ein Gegenkandidat zur Diskussion. Damit steht ebenso fest: Am 5. Oktober wird es zu einer Kampfabstimmung kommen. Herausforderer wird aller Voraussicht nach Norbert Gand sein.

"Eine interessante Variante"

Dass der Chef der Ratsfraktion gleichzeitig auch den Vorsitz des Stadtverbandes bekleidet, ist in der Grevenbroicher Union nichts Ungewöhnliches. Zuletzt hatte Michael Heesch – heute Erster Beigeordneter und allgemeiner Stellvertreter von Bürgermeisterin Ursula Kwasny – diese Doppelfunktion inne.

Norbert Gand sieht darin jedenfalls kein Problem – denn: "Das ist doch eine interessante Variante. Unterschiedliche Aufgaben könnten in dieser Funktion gebündelt werden, um politisch das Beste für Grevenbroich herauszuholen", erklärt der 62-Jährige. Zur Kandidatur festgelegt habe er sich jedoch noch nicht: "Die Meinungsbildung läuft noch."

In großen Teilen der Fraktion ist die aber offensichtlich schon längst abgeschlossen. Hinter vorgehaltener Hand wird unter Ratsmitgliedern gemunkelt, dass Gand auf jeden Fall im Oktober ins Rennen gehen wird.

Vor allem auch, weil es heftige Kritik an der von Jerusalem betriebenen Parteiarbeit gibt. "Was in Stadtverband und Fraktion passiert, hat nichts mehr miteinander zu tun. Das sind zwei unterschiedliche Welten", sagt ein Ratsmitglied, das nicht genannt werden will.

Die Parteispitze verfolge eine Linie, die nicht mehr ausschließlich die Probleme der Stadt im Blick habe: "Da muss vieles optimiert werden", heißt es. Unter anderem wird die Kritik auch am Grundwerte-Papier festgemacht, das die Partei vor wenigen Monaten verabschiedete: "Das ist zu abstrakt, nicht an der Realität orientiert."

Benedikt Jerusalem selbst zeigt sich erstaunt über die in der CDU entbrannte Diskussion: "Das nach außen hin zu tragen, kann der Partei schaden", warnt er. Dass weder Teile der Fraktion noch die Parteispitze über einen möglichen Gegenkandidaten informiert worden seien, hält Jerusalem "für übel".

Bürgermeisterin Ursula Kwasny, die während ihres Wahlkampfs 2009 von Benedikt Jerusalem stark unterstützt wurde, will sich zurzeit nicht zu einer möglichen Kampfabstimmung äußern: "Zu dieser Diskussion gebe ich keinen Kommentar ab", meint die Grevenbroicher Verwaltungschefin resolut.

(NGZ)
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