Stadtplanung in Grevenbroich CDU fordert Plan für das alte Finanzamt

Grevenbroich · Noch wird der große Büro-Komplex als Flüchtlingsunterkunft genutzt. Die CDU hat die Stadt aufgefordert, sich Gedanken um eine künftige Nutzung des Gebäudes zu machen. Möglich sei auch der Erwerb durch die SEG.

 Das alte Finanzamt wurde 2015 zur Flüchtlingsunterkunft umgebaut. Zurzeit leben dort 75 Männer, elf Frauen und zehn Kinder.

Das alte Finanzamt wurde 2015 zur Flüchtlingsunterkunft umgebaut. Zurzeit leben dort 75 Männer, elf Frauen und zehn Kinder.

Foto: Wiljo Piel

Noch wird das ehemalige Finanzamt als Flüchtlingsunterkunft genutzt. 96 Menschen unterschiedlicher Herkunft leben dort zurzeit. Doch was wird aus dem viergeschossigen Gebäude, wenn die letzten Asylbewerber ausgezogen sind? Diese Frage will die CDU-Fraktion von der Stadtverwaltung beantwortet wissen. Möglichst schnell – denn: „Die Verantwortlichen im Rathaus müssen sich frühzeitig Gedanken darüber machen, wie Stadtgestaltung an dieser prädestinierten Stelle künftig aussehen soll“, sagt Vorsitzender Wolfgang Kaiser. „Wir müssen vorbereitet sein und wissen, was wir dort wollen.“ Das hat die Union jetzt auch in einem Antrag an den Rat gefordert.

Der in den 60er Jahren an der Ecke Bahn-/Erckensstraße errichtete Büro-Komplex mit 3160 Quadratmetern Nutzfläche wurde 2011 von der Finanzbehörde verlassen. In den folgenden Jahren gab es unterschiedliche Interessenten für die Immobilie – vom örtlichen Architekten bis zum Investor aus Istanbul. Doch zum Zuge kam letztlich niemand, weil es 2015 zu wenig Platz für Flüchtlinge in Grevenbroich gab. Die Stadt mietete das alte Finanzamt kostenfrei vom Eigentümer – dem Bau- und Liegenschaftsbetrieb NRW – und baute es für 700.000 Euro zur Unterkunft um.

„Seit 2016 sind die Flüchtlingszahlen stark rückläufig. Es spricht alles dafür, dass dieser Trend anhält“, meint Wolfgang Kaiser, der davon ausgeht, dass das Gebäude „in absehbarer Zeit nicht mehr als Unterkunft genutzt werden muss“. Längerfristig wäre der Standort nach Meinung der CDU auch dafür nicht geeignet – denn: „Mit Blick auf die Situation im Bahnhofsviertel wäre es wohl kaum sinnvoll, eine weitere Problemgruppe dort auf Dauer unterzubringen“, sagt Kaiser. Daher sei es angesagt, möglichst zeitnah ein Konzept für die künftige Nutzung des Objekts zu entwickeln.

„Das kann ein Umbau des Komplexes sein, aber auch ein Abriss, um auf dem Gelände neuen innerstädtischen Wohnraum zu schaffen“, sagt Kaiser beispielhaft. Darüber hinaus sollte nach Auffassung der Union auch geprüft werden, inwieweit die Stadtentwicklungs-Gesellschaft (SEG) in der Lage ist, die Immobilie zu erwerben – „im Interesse der Weiterentwicklung des gesamten Viertels“. Bei der Verbesserung der Wohnsituation im Quartier müssten ausdrücklich auch Flüchtlinge, die ein dauerhaftes Bleiberecht erworben haben, miteinbezogen werden.

Die Pläne für das ehemalige Finanzamts-Gelände müssten nach CDU-Meinung schon im Rahmen des Integrierten Stadtentwicklungs-Konzepts (ISEK) geschmiedet werden, sie rät in dieser Sache zu zeitnahen Gesprächen mit dem Eigentümer. Und nicht nur mit diesem: Auch mit dem Besitzer der gegenüber liegenden, privaten Grünfläche – spöttisch als „City-Dschungel“ bezeichnet – müsse gesprochen werden. „Er muss allmählich mal heraus mit der Sprache, was er mit diesem Gelände vor hat“, sagt Kaiser.

Wann das alte Finanzamt frei wird, ist noch nicht abzusehen. „Wir werden es noch mindestens zwei bis drei Jahre als Flüchtlingsunterkunft benötigen“, sagt Rathaus-Sprecher Stephan Renner. Das sei dem Eigentümer mitgeteilt worden. Unter den 75 Männern, elf Frauen und zehn Kindern, die dort leben, hätten zwar 36 ein dauerhaftes Bleiberecht und könnten ausziehen – „leider findet sich aber kein angemessener Wohnraum“, sagt Renner.

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