Schützenfest in Grevenbroich Vorreiter feiern ihr verspätetes Silberjubiläum

Grevenbroich · Rüdiger Schlott führt seit 25 Jahren gemeinsam mit Georg Lammers und Heribert Fervers den Sonntagsumzug durch Grevenbroich an.

 Hauptmann Rüdiger Schlott (Foto) bildet mit den beiden Kürassieren Georg Lammers und Heribert Fervers die Vorreiter-Gruppe. Obwohl sie in diesem Jahr schon zum 26. Mal das Regiment anführen, feiern die drei Schützen in diesem Jahr ihr Silberjubiläum.

Hauptmann Rüdiger Schlott (Foto) bildet mit den beiden Kürassieren Georg Lammers und Heribert Fervers die Vorreiter-Gruppe. Obwohl sie in diesem Jahr schon zum 26. Mal das Regiment anführen, feiern die drei Schützen in diesem Jahr ihr Silberjubiläum.

Foto: Lothar Berns

Rüdiger Schlott ist wohl das, was man brauchtumssüchtig nennen kann – im positivsten Sinne. Seit 1979 ist er Mitglied im Bürgerschützenverein Grevenbroich, heute wie damals im Jägerzug Jungschützen. „Und das in meinem Alter“, sagt der 54-Jährige und lacht. Dabei wurde ihm das Schützen-Gen nur bedingt durch seinen Vater vererbt. „Er war zwar auch im Schützenverein, aber nicht sehr lange“, sagt Schlott. „Aber ich bin Grevenbroicher und habe als Kind gesehen, dass andere Jungs in Uniform herumliefen. Da wollte ich auch mitmachen.“

Gesagt, getan – und fast 40 Jahre her. Und an jedes einzelne Jahr erinnert Rüdiger Schlott sich gerne. „Wir hatten Zeiten, die waren toll, und wir hatten Zeiten, die waren noch toller. Wirkliche Krisen hatten wir nie. Wir sind eine durchwachsene Truppe, vom Rechtsanwalt bis zum Handwerker sind alle Berufsgruppen vertreten. Die Chemie stimmt einfach“, schwärmt er. Doch das ist nicht alles: Seit 1993 ist Rüdiger Schlott Hauptmann bei den Vorreitern, die in diesem Jahr ihr silbernes Jubiläum feiern. „Eigentlich sind wir im vergangenen Jahr zum 25. Mal geritten. Aber das haben wir im Eifer des Gefechts glatt übersehen. Also feiern wir unser Jubiläum in diesem Jahr.“

Seit einem Vierteljahrhundert führt er gemeinsam mit Georg Lammers (Jägerzug Erftkadetten) und Heribert Fervers (Jägerzug Rösige Böschte) den sonntäglichen Umzug an. „Von Anfang an war klar, dass es wirklich nur der Verschönerung des Sonntagsumzuges dienen soll.“ Während Schlott und Fervers von Haus aus Reiter sind, hat Georg Lammers ab dem Moment seiner Zusage angefangen, Reitstunden zu nehmen und steht seinen Vorreiter-Kollegen inzwischen in nichts nach. Schließlich ist jedes Jahr vor der Kirmes intensives Training nötig. Da die Reiter keine eigenen Pferde im Zug bewegen, müssen sie die jeweiligen Tiere – allesamt stets vom Esser-Krings-Stall in Stessen – kennenlernen und mit ihnen gemeinsam trainieren.

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Foto: LBER

Dann bilden sie die Spitze des Zuges, reiten vor den Sappeuren – Rüdiger Schlott im Frack mit Zylinder und Schärpe, die beiden anderen in bester Kürassier-Uniform mit Panzer und Helm. „Anfangs haben wir uns die Uniformen geliehen, vor einigen Jahren ist der BSV aber mutig gewesen und hat die Panzer und Helme angeschafft. Der Frack und der Zylinder gehören ohnehin mir.“

Seit 1996 gibt es auch eine eigene Standarte für die Vorreiter, die sich zuvor mit einer anderen aus dem Archiv beholfen haben. „Nicht alle Vereine haben Vorreiter, das ist schon eine optische Besonderheit. Kürassiere waren früher eine Art Wegbereiter – sie haben den Weg freigeräumt für die restliche Armee“, erklärt Schlott.

Während sich im Sommer fast alles um den BSV dreht, ist Rüdiger Schlott auch im Winter nicht untätig: Der Wahl-Kölner, der sich von seiner Grevenbroicher Wohnung aus nachvollziehbaren Gründen nicht trennen will – ist Prinzenführer im Kölner Karneval und hat seit 1990 bereits zwölf Dreigstirne begleitet. „Der Kontakt kam über unseren neuen Oberst Stefan Sürth, über seine familiären Beziehungen haben wir die Prinzen-Garde kennengelernt und sind da eingestiegen. Ich bin dabei geblieben, und auch in der Prinzen-Garde Köln reite ich.“ Zudem begleitet er das Kölner Dreigestirn in der Session zu allen der rund 400 Termine.

„Ab der Prinzenproklamation geht es in vollem Ornat durch die Säle. Das macht großen Spaß und ist total abwechslungsreich. Schließlich muss ich mich immer mit den unterschiedlichen Charakteren des Dreigestirns beschäftigen.“ Sechs bis acht Wochen im Jahr verbringt er die Zeit mit ihnen in einer „Herren-WG“, rund um die Uhr sind die Jecken dann nur im Geiste des Karnevals unterwegs. An Arbeit ist dabei kaum zu denken. „Ich arbeite in einer Firma für Reinigung, die zum Beispiel den Flughafen oder Hotelketten als Kunden hat. Ich bin für den Hotelsektor zuständig. Da mein Chef selber Prinzen-Gardist ist, hat er ein Herz für die Sache.“

Doch aktuell freut Rüdiger Schlott sich erst einmal auf die Kirmes am ersten September-Wochenende. „Wenn ich in Grevenbroich bin, meinem Zweitwohnsitz, ist Köln absolut kein Thema mehr. Meine Frau Stephanie und ich machen öfter auch mal Urlaub in Grevenbroich“, sagt Schlott und lacht. Ebenso wie er ist auch seine Frau begeisterte Reiterin, besitzt einen andalusischen Hengst.

Wichtig ist dem Vorreiter-Hauptmann vor allem eines, wenn er den Zug anführt: die Sicherheit. „Es ist ein leidiges Thema mit der Reiterei. Gegner sind argumentativ gar nicht davon zu überzeugen, dass es für die Pferde okay ist, am Umzug teilzunehmen. Wichtig ist uns, das Pferd sicher durch die Stadt zu reiten, denn erstens ist es ein heikles Thema – und zweitens haben wir Tiere unter uns, die wir möglichst zu 100 Prozent kontrollieren müssen“, berichtet Rüdiger Schlott. „Aber die Pferde kennen das und sind extra dafür ausgebildet. Heute müssen sie sogar mit einer Prüfung belegen, dass sie dafür geeignet sind.“

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