Grevenbroich Bücherei im Aufwärtstrend

Grevenbroich · Die "runderneuerte" Stadtbücherei Grevenbroich schreibt Erfolgsgeschichte . Anderthalb Jahre nach Übernahme der Bayer-Bibliothek sind die Ausleihzahlen gestiegen : Die Zahl der Leser nahm 2006 sogar um über 50 Prozent zu.

Grevenbroich Hape Kerkelings Buch "Ich bin dann mal weg" ist derzeit einer der "Renner" in der Stadtbücherei. "Das Buch ist fast immer ausgeliehen", erzählt Brigitte Lieber vom Ehrenamtlerinnen-Team der Bücherei, zugleich Vorsitzende des Fördervereins. Wie Kerkeling - Grevenbroichern als Horst Schlämmer bestens bekannt - wäre auch die Stadtbücherei vor zwei Jahren "weg" gewesen, nämlich geschlossen worden.

Dann kam alles ganz anders. Die Übernahme der Werksbibliothek von Bayer Leverkusen als "Jungbrunnen" 2005, das neue Ehrenamtlerteam und manch neue Idee haben der Bibliothek auf der Stadtparkinsel sichtlich gut getan. Das wird in der Jahresbilanz für 2006 deutlich.

"Im vergangenen Jahr wurden insgesamt 63 000 Bücher und andere Medien ausgeliehen", erklärt Thomas Wolff vom Fachbereich Kultur. Gegenüber 2005 mit 50 000 Ausleihen ist das ein Plus von über 25 Prozent. Auch die Zahl der Leser schnellte in die Höhe. "Im Jahr 2005 hatten wir 900 aktive Leser, 2006 waren es bereits 1460", sagt Ursula Göthling, Leiterin der Stadtbücherei.

Der Medienbestand liegt mit 66 000 - auf jeden Grevenbroicher entfällt damit ein Buch, eine Kassette oder CD - drei Mal so hoch wie vor der Neustrukturierung mit 20 000 Medien. Beachtliche 3000 Medien wurden 2006 neu beschafft - zum Teil ohne den Stadtetat zu belasten. "Der ADAC beispielsweise hat uns Bücher zur Verfügung gestellt. Und der Grevenbroicher Verlag Proclassic hat unseren Bestand an Klassik-CDs aufgefrischt", sagt Wolff.

Deutlich mehr Leben als früher ist in der Bibliothek. Wesentlich dazu beigetragen haben der Förderverein und das Team von derzeit sieben Ehrenamtlerinnen, die bei der Ausleihe helfen, aber auch viele Aktionen erst möglich machen. "Die Stadtbücherei soll ein Informationszentrum und ein Ort der Kommunikation, der Begegnung sein", erläutert Wolff. Doch das Büchereiteam verlässt bei Aktionen auch mal die Hallen mit den Buchregalen - etwa bei Ständen beim Cityfrühling oder beim Frauentag im Schloss.

Lesen als kommunikatives Erlebnis - auf diesem Weg hat sich bereits viel getan. Die jüngste Reihe heißt "Leselust ab 50", bei der sich Leser in gemütlicher Runde über Literatur austauschen. "Beim ersten Abend waren zehn Teilnehmer dabei, beim zweiten jetzt bereits 24. Mit dieser Resonanz haben wir nicht gerechnet", erzählt Brigitte Lieber. Auch mehrere Autorenlesungen sind geplant, und schon fest etabliert sind die Bastel- und Vorlesenachmittage für Kinder. "Mittlerweile sind jedes Mal 20 bis 24 Kinder dabei", erzählt Margret Hoffmann, eine der Ehrenamtlerinnen. Beim nächsten Mal am 6. Februar geht es um Feen, Drachen und andere Märchen- und Fabelwesen.

Auf jeden Fall wiederholt werden soll der "Sommer-Lese-Club". Bei der Premiere in Grevenbroich 2006 griffen 200 Jungen und Mädchen trotz Sommerferien zum Buch, drei Viertel davon lasen vorher nicht in der Bücherei. "Nicht nur in der Bildungsdebatte wird bemängelt, dass Kinder und Jugendliche eine zu geringe Lesefähigkeit haben. Wir wollen dagegen steuern. Insgesamt möchten wir gezielt unterschiedliche Altersgruppen ansprechen, ans Buch heranführen", so Wolff.

An Musikinteressierte wendet sich die ebenfalls neue Reihe "Musikalisches in der Stadtbücherei". Nach der Premiere im Oktober sind für 2007 zwei Veranstaltungen geplant: So wollen Musikwissenschaftler Dr. Eckhardt van den Hoogen von Proclassics und Historiker Thomas Wolff ins Werk und historische Umfeld des finnischen Komponisten Jean Sibelius einführen.

(NGZ)
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