Grevenbroich BoA-Kessel unter Druck

Grevenbroich · Mit 1000 Kubikmetern Wasser wurde der Dampfkessel des Blocks "Gustav" unter Überdruck gesetzt. Die Anlage hielt stand, keine der 80 000 Schweißnähte platzte. Ein entscheidender Schritt für das BoA-Kraftwerk in Neurath.

Eines steht für Baustellenleiter Manfred Hensel fest: "Das war ein Meilenstein auf dem Weg zum neuen Kraftwerk." Denn der Dampfkessel von Block "Gustav" – das Herzstück der BoA 2/3 – hat bewiesen, dass er einsatzfähig ist. Die gewaltige Anlage am Grevenbroicher Stadtrand hat soeben die gesetzlich vorgeschriebene Druckprüfung hinter sich gebracht.

"Mit Hilfe von etwa 1000 Kubikmetern Wasser wurde der Kesseldruck auf 485 bar hochgefahren. Das ist weit mehr als der reguläre Druck von 272 bar", beschreibt Hensel. Was ihn freut: Die 80 000 auf der Baustelle gefertigten Schweißnähte der Anlage bewährten sich selbst bei diesen übernormalen Verhältnissen – beim anschließenden Check wurde nicht ein "Platzer" festgestellt.

Allein für die 7600 Tonnen schweren Heizflächenpakete des Kessels wurden zuvor von Monteuren etwa 10 400 Einzelrohre verschweißt. Hintereinander gelegt ergäben diese im Dampferzeuger eingebauten Rohre eine Länge von 1400 Kilometern – was in etwa der Strecke zwischen dem Kölner Dom und dem Petersplatz in Rom entspricht.

Nach der Prüfung geht es nun in den Endspurt: "Mit der erfolgreichen Druckprobe haben wir einen entscheidenden Schritt für die Inbetriebnahme des Kraftwerks gemacht", erklärte gestern Matthias Hartung, Geschäftsführer der RWE Technology, die im Konzern den Bau neuer Kraftwerke realisiert. Nach heutiger Planung soll Block "Gustav" voraussichtlich im nächsten Sommer ans Netz gehen, Block "Friedrich" noch vor Ende 2011. Beide Blöcke zusammen erreichen eine maximale Nettoleistung von 2100 Megawatt, der Wirkungsgrad liegt nach Konzernangaben bei über 43 Prozent.

Der Bau läuft weiterhin auf Hochtouren, zurzeit sind rund 3000 Arbeitskräfte auf dem BoA-Gelände in Neurath beschäftigt. "Seit der Grundsteinlegung vor vier Jahren haben hier schon insgesamt 50 000 Menschen an den verschiedensten Gewerken gearbeitet", erklärt Manfred Hensel. Mit einem Investment von rund 2,2 Milliarden Euro setze das RWE-Power-Projekt darüber hinaus auch wichtige Impulse für Wirtschaft und Arbeitsmarkt, die auch nach Abschluss der Baumaßnahme weiterwirken würden. Matthias Hartung: "Der Doppelblock BoA 2/3 wird dauerhaft mehr als 3500 Arbeits- und Ausbildungsplätze in der Region sichern."

(NGZ)
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