Stadt Grevenbroich stellt Radar-Anhänger vor Der neue „Super-Blitzer“ erfasst nicht nur Raser

Grevenbroich · Die Stadt nimmt ihren neuen Radar-Anhänger in Betrieb. Der fotografiert Temposünder und misst das Verkehrsaufkommen. Der Anhänger bemerkt Attacken und kann sich sogar selbst löschen. Wo der Hightech-Laser aufgestellt werden soll.

 Michael Philipp ist einer der städtischen Mitarbeiter, die den neuen Radar-Anhänger bedienen werden. In wenigen Tagen soll das Gerät erstmals im Stadtgebiet eingesetzt werden und Temposünder fotografieren.

Michael Philipp ist einer der städtischen Mitarbeiter, die den neuen Radar-Anhänger bedienen werden. In wenigen Tagen soll das Gerät erstmals im Stadtgebiet eingesetzt werden und Temposünder fotografieren.

Foto: Kandzorra, Christian

Ein Knopfdruck auf die Fernbedienung genügt – und „Franziska“ rollt wie von Geisterhand selbst zurück an ihren „Schlafplatz“. Was da zurzeit noch in einer Halle auf dem Bauhof der Stadtbetriebe schlummert, soll in wenigen Tagen zum ersten Mal auf den Straßen im Stadtgebiet zum Einsatz kommen: der nagelneue Radar-Anhänger, den sich die Stadt zur Geschwindigkeitsüberwachung angeschafft hat. Das dunkelgraue Gerät, dem der Hersteller den freundlich klingenden Mädchennamen gegeben hat, hat das Ordnungsamt unserer Redaktion vorab vorgestellt. Dabei wurde deutlich: In dem etwa 2,20 Meter hohen Apparat steckt jede Menge Hightech.

Auf dem Bauhof zeigt Bediener Michael Philipp bei einer Art „Trockenübung“, wie sich „Franzi“ per Fernbedienung steuern lässt, wie sie sich auf den Boden absenkt, um ihre Räder zu schützen – und wie das Innenleben hinter dem roten Panzerglas mit Spezial-Kameras bestückt wird. In wenigen Tagen wird der Mitarbeiter des städtischen Ordnungs- und Servicedienstes das Gerät zum ersten Mal auf einer Straße aufbauen. „Das Gerät ,blitzt’ in beide Richtungen“, sagt Philipp, der sich mit seinen Kollegen für die Bedienung des Anhängers in den vergangenen Tagen hat schulen lassen.

Seit Ende Oktober ist der „Super-Blitzer“ im Besitz der Stadt, die das Gerät zusätzlich zu dem bestehenden Radarwagen nutzen möchte. „Der große Vorteil ist, dass der Aufbau unbeaufsichtigt stehen bleiben kann“, sagt Ordnungsdezernent Claus Ropertz. Bis zu 14 Tage am Stück soll der Anhänger an bestimmten Stellen verweilen und dort die Geschwindigkeit überwachen.

Doch „Franzi“ kann mehr als nur Fotos schießen, über die sich die wenigsten Fahrer freuen dürften: Der Radar-Anhänger ist auch dazu in der Lage, das Verkehrsaufkommen und die durchschnittlich gefahrene Geschwindigkeiten zu messen. „Weil es in Grevenbroich viele Bürger gibt, die sich über zu schnelle Fahrer beschweren, und einige sagen, Fahrer würden auch nachts an ihren Häusern vorbeirasen“, sagt Ropertz. Mit Hilfe der Technik in dem robusten Gehäuse sollen Daten ermittelt und Langzeitmessungen ausgewertet werden können.

Vor allem in Tempo-30-, Tempo-50- und Tempo-70-Zonen soll der Anhänger zum Einsatz kommen. Und beispielsweise an den Ortseingängen, an denen eine reduzierte Geschwindigkeit gilt. In verkehrsberuhigten Zonen sei es technisch kaum möglich, Temposünder mit so einem Gerät rechtssicher zu erfassen, sagt Wolfgang Jurk, Leiter des städtischen Ordnungs- und Servicedienstes. An welchen Stellen genau die Stadt den Anhänger einsetzen wird, möchten die Vertreter auf dem Bauhof nicht verraten. „,Franzi’ liebt die Überraschung“, sagt Claus Ropertz mit einem Augenzwinkern: „Unsere Kunden können damit rechnen, das Gerät an vertrauten Stellen wiederzufinden.“

Den immer mal wieder aufkommenden Vorwurf, die Stadt wolle mit ihren Tempokontrollen nur Kasse machen, will Ropertz nicht gelten lassen. Er verhehlt nicht, dass mit dem „Blitzer“ auch Einnahmen erzielt werden. „Es wird aber häufig geklagt, dass zu schnell gefahren wird.“ Ziel sei es deshalb, Geschwindigkeitsübertretungen zu ahnden. Kleinlich aber will die Stadt nicht sein: „Franzi“ löst nur aus, wenn Fahrer eindeutig mit zu hohem Tempo an ihr vorbeirauschen. „Ab neun Kilometern pro Stunde zu viel“, sagt Andreas Neumann, der die Speicherkarten der Kameras auswertet. Bei so einer deutlichen Überschreitung ist die Stadt auch nach Abzug der Toleranz (diese beträgt drei Kilometer pro Stunde) auf der sicheren Seite.

Ganz ihr Eigentum nennen kann die Stadt den Radar-Anhänger samt Laser-Technik aber nicht: Das Gerät ist geleast. Dafür werden pro Monat rund 5500 Euro fällig – Wartung und Versicherung inbegriffen. Eine gute Versicherung ist gerade bei so einem Anhänger sicher kein schlechter Rat, denn vielerorts (auch im Rhein-Kreis Neuss) sind solche „Blitzer“ bereits zur Zielscheibe wütender Fahrer geworden.

Die Stadt Grevenbroich möchte „Franzi“ allerdings vor Farb-Anschlägen, Brandstiftung und anderen Attacken bewahren. „Das Gerät hat mehrere Sensoren, quasi an allen Öffnungen“, sagt Bediener Michael Philipp. Ordnungsamtsleiter Thomas Lemke sagt: „Erschütterungen werden vom Gerät registriert. Und wir erhalten automatisch eine Benachrichtigung auf das Bereitschaftstelefon, können sofort herausfahren und nachschauen.“

Im Extremfall kann sich der Radar-Anhänger sogar selbst löschen: Das Gerät verfügt über eine Löschpatrone im Inneren, die auslöst, sobald der Anhänger einen Brand registriert. Doch so weit soll es nicht kommen: Die Stadt hofft, dass „Franzi“ in Grevenbroich auf Akzeptanz stößt – nicht nur bei denen, die sich über Raser vor ihrer Haustür beschweren.

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