Grevenbroich Bijan Djir-Sarai: "Nordkorea-Reise war gespenstisch"

Grevenbroich · Diese Reise wird Bijan Djir-Sarai so schnell nicht vergessen: Im Oktober 2012 war der FDP-Bundestagsabgeordnete aus Grevenbroich fünf Tage in Nordkorea. "Ich habe schon viele Länder gesehen, aber Nordkorea war gespenstisch", sagt er.

 Bijan Djir-Sarai (r.) bei einer Gesprächsrunde mit nordkoreanischen Politikern. Der Grevenbroicher hat das Land im Oktober 2012 besucht.

Bijan Djir-Sarai (r.) bei einer Gesprächsrunde mit nordkoreanischen Politikern. Der Grevenbroicher hat das Land im Oktober 2012 besucht.

Foto: Djir-Sarai

Dieser Tage holt ihn eine Vorahnung ein, die er auch seinen Kollegen im Auswärtigen Ausschuss mitteilte. "Dieses Land macht mir Angst", sagte Djir-Sarai nach seiner Rückkehr. Das Säbelrasseln von Diktator Kim Jong Un beunruhigt ihn auch wegen der Erfahrungen, die er in Nordkorea gemacht hat. "Ich habe den Eindruck gewonnen, dass sich die Führung des Landes maßlos überschätzt und große Teile der Elite keine Ahnung haben, was wirklich außerhalb ihres Landes geschieht." Zwar teilt Djir-Sarai die Meinung vieler Beobachter, dass Kim Jong Un mit Blick auf das eigene Militär vor allem Macht nach innen demonstrieren wolle. Doch Außenpolitik-Experte Djir-Sarai, der auch Mitglied der deutsch-koreanischen Parlamentariergruppe ist, warnt: "Dieses Vorgehen kann relativ schnell nach hinten losgehen. Auch wenn die Rhetorik und die Aktionen der Führung rein innenpolitisch motiviert sind, besteht die Gefahr, dass die Lage wegen eines unbedachten Schrittes eskaliert."

An die fünf Tage in Nordkorea denkt Djir-Sarai mit Unbehagen zurück. In dem Land herrsche eine Atmosphäre der Angst. "Die Gespräche, die man dort führt, sind teilweise so weit von der Realität entfernt – das ist schon beinahe absurd", sagt er. Hinzu komme der allgegenwärtige Kontrollwahn der Kim-Dynastie, die das Land konsequent nach außen abschottet. Selbst als Parlamentarier durfte Djir-Sarai sein Handy nicht mit ins Land nehmen. "Wir haben es bei der Deutschen Botschaft in Peking abgegeben", sagt er.

Seine Kenntnis über das 24 Millionen Einwohner zählende Land, das mit alleine fast 1,2 Millionen Soldaten eine für seine Größe gigantische Armee unterhält, macht Djir-Sarai zurzeit zu einem gefragten Gesprächspartner. Den Staatsführer Kim Jong Un hat er bei seinem Besuch in der Hauptstadt Pjöngjang allerdings nicht getroffen.

(NGZ)
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