Landschaftsbeirat rechnet mit Belästigungen Bedburg blickt skeptisch auf die Pilzsubstrat-Pläne

Landschaftsbeirat rechnet mit Belästigungen · Von Wiljo Piel

Von Wiljo Piel

Die geplante Pilzsubstrat-Anlage stinkt den Neurathern schon jetzt. Die pikante Mischung aus Pferde- und Hühnermist, die am Ortsrand zu Champignon-Dünger verarbeitet werden soll, wird zu üblen Geruchsbelästigungen im Dorf führen, befürchtet die "Aktion Neurather Bürger". Und nicht nur sie: Auch die Politiker aus der Nachbarstadt Bedburg beäugen das Projekt in Grevenbroich mit skeptischem Blick - sie befürchten Mist-Mief über die Grenzen hinweg.

Eigentlich waren die Grevenbroicher Politiker davon ausgegangen, dass es sich bei einer Pilzsubstrat-Anlage um einen landwirtschaftlichen Betrieb handelt. Den Grund für diese Annahme lieferte ein Schreiben der Landwirtschaftskammer Rheinland, die das Projekt als "privilegiertes Vorhaben" nach Paragraph 35 des Baugesetzbuches eingestuft hatte, also als einen "Betrieb der gartenbaulichen Erzeugung", der in Außenbereichen wie am Neurather Ortsrand zugelassen ist.

Ein Irrtum: In der jüngsten Sitzung des Kreis-Landschaftsbeirates musste Professor Joachim Marzinkowski, Sprecher des Gelderner Champignon-Züchters Hans Deckers, zugeben, dass es sich bei einer Pilzsubstrat-Anlage nicht um einen landwirtschaftlichen, sondern vielmehr um einen Gewerbebetrieb handelt.

Demnach muss nicht das Baugesetzbuch, sondern das Bundesimmissionsschutzgesetz für die Beurteilung herangezogen werden. "Ich habe den Eindruck, dass die Grevenbroicher etwas vorschnell waren", meint Rainer Lechner, Vorsitzender des Landschaftsbeirates: "Dieser Betrieb kauft Pferde- und Hühnermist irgendwo ein, transportiert ihn nach Neurath, lässt ihn dort aufarbeiten und fährt dann das fertige Substrat in andere Regionen - das hat mit Landwirtschaft nichts zu tun", erklärte er gegenüber der NGZ.

Wie die "Aktion Neurather Bürger" hegt auch Lechner den Eindruck, dass von der Anlage starke Geruchsbelästigungen ausgehen werden: "Tatsache ist, dass sich alle vergleichbaren Betriebe nicht so nah an der Wohnbebauung befinden wie das in Neurath der Fall sein soll - nicht ohne Grund.

Erschwerend kommt hinzu, dass die Anlage höher als die Siedlung liegen würde, so dass sich Immissionen von oben herab in den Wohngebieten ausbreiten könnten. Der anvisierte Standort ist mit Sicherheit keine günstige Lage." Entscheidungsträger seien jedoch weder Kreis noch Stadt, sondern die Bezirksregierung Düsseldorf: "Ich hoffe, dass dort die richtige Entscheidung getroffen wird", so Rainer Lechner.

Skepsis macht sich auch in der Nachbarstadt Bedburg breit. Matthias Heinen, Vorsitzender der CDU-Mehrheitsfraktion, befürchtet Probleme: "Wir planen gemeinsam mit Rheinbraun einen landwirtschaftlichen Weiler, der als eine Art Naherholungsgebiet nicht weit von Neurath entfernt liegen soll. Dieses Projekt könnte durch eine Pilzsubstrat-Anlage empfindlich gestört werden. Wir können den Grevenbroicher Plänen daher nicht zustimmen."

Bedburg habe bereits unter dem Bergbau, den Kraftwerken und der Aschedeponie zu leiden - "mehr können wir nicht ertragen, was unser Wohlbefinden beeinträchtigt". Auch Horst Druch, Vorsitzender der SPD-Fraktion, ist skeptisch: "Wir betrachten diese Pläne sehr kritisch, denn es ist möglich, dass auch unser Stadtgebiet von den Gerüchen betroffen sein könnte.

Sobald uns nähere Unterlagen zur Verfügung stehen, werden wir entsprechend darauf reagieren." Belästigungen für die Orte Rath und Kaster, möglicherweise aber auch für die Bedburger City befürchtet Jochen von Berg von den Grünen: "Eine solche Anlage ist nicht zumutbar."

(NGZ)
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