Grevenbroich Einschreibe-Boom beim Projekt „Pia“

Grevenbroich · Die Stadtverwaltung und das Berufsbildungszentrum gehen gemeinsam gegen den Erzieher-Mangel in den Kitas an.

Um dem Fachkräftemangel zu begegnen, wurde „Pia“ entwickelt, eine Art duale Erzieher-Ausbildung. Mittlerweile gibt es „Pia“ , was kurz für „Praxisorientierte Ausbildung“ steht, auch in NRW, und ab dem kommenden Schuljahr erstmalig am Berufsbildungszentrum (BBZ): 30 junge Leute meldeten sich jetzt für das Angebot an. „Besser hätte es nicht laufen können“, freut sich Dieter Urbanski, Fachbereichsleiter Erziehung und Soziales am BBZ

Unter den Angemeldeten sind fünf Männer, was eine „typische Größenordnung“ sei. Zusammen mit den 25 Kolleginnen drücken sie alle ab Ende August für drei Jahre die Schulbank. Sie alle haben sich im Vorfeld zur Einschreibung um den außerschulischen Part gekümmert: nämlich einen Ausbildungsplatz in einer Kita zu bekommen. Fünf davon sind städtische Einrichtungen, denn die Initiative, „Pia“ am BBZ anzubieten, kam ursprünglich von städtischer Seite.

„Es gibt verschiedene Maßnahmen, gegen den Fachkräftemangel anzugehen“, sagt Erster Beigeordneter Michael Heesch. „Diese Ausbildung ist unser Beitrag.“ Nach dem Motto „Nicht bloß quatschen, sondern etwas tun“, sei man sich in seinem Fachbereich schnell einig gewesen, dieses Konzept umsetzen zu wollen. Einen wichtigen Vorteil bei „Pia“ gegenüber der klassischen Erzieher-Ausbildung sieht Heesch in der Anbindung an einen Träger, also Arbeitgeber. War es bislang oft bloß „so etwas wie eine Durchlaufstation zum Pädagogik-Studium“, hofft man jetzt auf Nachhaltigkeit. „Ginge alles glatt, hätte die Stadt nach drei Jahren 15 weitere, gut qualifizierte Erzieher“ rechnet Heesch vor. Das von der Stadt mitgetragene Projekt entbinde Bund und Land aber nicht davon, im Bereich zukünftiger Erzieher „dringend eine Qualitätsoffensive starten“ zu müssen.

„Wir schließen eine Versorgungslücke zwischen Mönchengladbach und Düsseldorf“, ordnet Dieter Urbanski das neue Angebot geografisch ein. Der Vorbereitungsprozess zu „Pia“ umfasste etwa ein Jahr. Der Resonanz nach handelt es sich um ein attraktives Ausbildungsmodell. Wie bei der klassischen Fachschulbildung zum Erzieher umfasst es die gleichen Inhalte, unterscheidet sich aber in zwei wesentlichen Punkten: Der zukünftige Erzieher ist „kontinuierlich drei Jahre bei dem gleichen Träger“, lernt also Kollegen und Umfeld bestens kennen. „Und während der gesamten Ausbildungszeit gibt es eine Vergütung“, wie Urbanski weiß. Die ist vor allem für diejenigen wichtig, die bereits einen eigenen Haushalt führen. Dafür ist die Freizeit beschränkter: Gibt es bei der klassischen Fachschulausbildung zwölf Wochen Ferien, steht bei „Pia“ ein sechswöchiger Jahresurlaub an.

Vertragsbeginn für die erste „Pia“-Generation Grevenbroichs ist am 1. August, dann startet das neue Kindergartenjahr. Schulbeginn ist Ende August. Wie es zukünftig weiter geht, ist noch unklar und hängt davon ab, wie viele „Pias“ die Träger aufnehmen können. „In jedem Jahr eine Klasse mit 20 Schülern zu haben, wäre schön“, formuliert Dieter Urbanski Ziele.

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