Bauen und Mieten In Grevenbroich wird das Wohnen teurer

Grevenbroich · Bisherige Sozialwohnungen fallen aus der Preisbindung, Bauland ist knapp und Neubauten können sich normale Familien mit Kindern kaum mehr leisten. Da hilft ein Nachschlag bei der Wohnungsförderung des Landes nur wenig.

 Bezahlbarer Wohnraum bleibt in Grevenbroich ein knappes Gut. Das gilt für Mieter ebenso wie für Immobilienkäufer.

Bezahlbarer Wohnraum bleibt in Grevenbroich ein knappes Gut. Das gilt für Mieter ebenso wie für Immobilienkäufer.

Foto: dpa/Julian Stratenschulte

Das Land NRW hat die Fördermittel für Häuslebauer deutlich angehoben. Eine vierköpfige Familie in Grevenbroich kann ab sofort bis zu 134.300 Euro als vergünstigtes Darlehen zum Haus- oder Wohnungskauf bekommen. „Das sind 14.300 Euro mehr als bisher“, teilt Uwe Niebuhr mit, der zuständige Gebietsleiter der Lande-Bau-Sparkasse (LBS). Was positiv klingt, ist ein Nachschlag aus der Not heraus. Denn weil Wohnen in Grevenbroich immer attraktiver wird, steigen sowohl die Immobilien- als auch die Mietpreise stark an.

„Eine durchschnittliche Familie mit zwei Kindern kann sich eine Neubauwohnung zur Miete in Grevenbroich kaum noch leisten“, sagt einer, von dem man diesen Satz nicht erwartet. Der Vorsitzende des Haus- und Grundbesitzervereins Grevenbroich, Ingo Hamecher, rechnet vor, dass eine 80 Quadratmeter große Neubauwohnung in der Stadt unter 1000 Euro Netto-Miete kaum noch zu bekommen ist.

„Derzeit ist es für Mieter rationaler, eine leichte Mieterhöhung von drei bis fünf Prozent hinzunehmen, als sich auf dem Markt nach einer anderen Mietwohnung umzuschauen.“ Ein Umzug käme noch teurer. Dementsprechend immobil zeigt sich der Mietwohnungsmarkt in Grevenbroich. „So brutal das auch klingt: Nur wenn Mieter sterben, werden in Grevenbroich Mietwohnungen frei“, sagt Hamecher.

Wer stattdessen mit Wohn-Eigentum liebäugelt, muss sich ebenfalls warm anziehen, wie die Markt-Experten der LBS warnen. Weil Grevenbroich günstig zwischen Aachen, Mönchengladbach, Düsseldorf und Köln liegt, haben die Immobilien in den zurückliegenden Jahren hier deutlich angezogen. Laut Auskunft der LBS kostete ein neues Reihenhaus in Grevenbroich im Jahr 2019 durchschnittlich 297.500 Euro – 2500 Euro mehr als im Jahr zuvor und 50 Prozent mehr als vor fünf Jahren. Für ein freistehendes Einfamilienhaus mit Garage mussten 2019 rund 345.000 Euro berappt werden – 20.000 Euro mehr als im Vorjahr. Eine gebrauchte 80-Quadratmeter-Wohnung kostete laut LBS mit 154.000 Euro im Jahr 2019 ganze 13 Prozent mehr als im Vorjahr. Der Preis-Anstieg für Neubauwohnungen lag bei fünf Prozent.

Solche Daten eines schon jetzt äußerst angespannten lokalen Wohnungsmarktes, ergänzt um erwartete Zuzüge an neuen Einwohnern, trieben die Prognosen für 2030 und 2040 auf neue Rekordwerte. Laut einer Studie des Rhein-Kreises müssen in Grevenbroich bis 2030 mindestens 1803 zusätzliche Wohneinheiten gebaut werden. Eine Analyse des Landes hat einen zusätzlichen Bedarf bis 2040 von 3600 Wohneinheiten in Grevenbroich ermittelt.

Aus diesem Grund hatte die Stadt 13 neue Siedlungsgebiete vorgeschlagen, von denen das Land jedoch nur sechs akzeptierte und in ihre Pläne aufnahm: Kapellen IV mit 425 neuen Wohneinheiten, Elfgen (+ 955), 560 neue Wohneinheiten zwischen Real-Markt und Noithausen, Frimmersdorf ab der Energiestraße (+ 250), am Westrand von Orken (+ 385) und in Neuenhausn (+ 38). Werden so viele neue Wohnungen den heiß laufenden Wohnungsmarkt in Grevenbroich beruhigen? Ingo Hamecher vom Haus- und Grundbesitzerverein ist da eher skeptisch. „Mittlerweile werden die Kosten für neue Ein- und Mehrfamilienhäuser durch die Auflagen an Dämmung, Stellplätze und Lüftung in immer höhere Regionen getrieben“, kritisiert er. Otto-Normalmieter müssen geduldig nach Schnäppchen Ausschau halten und dann schnell zuschlagen.

Bezahlbarer Wohnraum wird in Grevenbroich ein knappes Gut bleiben – auch weil laut NRW-Bank die Zahl der preisgebundenen Mietwohnungen von derzeit rund 1500 auf 900 im Jahr 2030 und gut 800 im Jahr 2035 fallen wird.

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