Grevenbroich Bau-Skandal: Sanierung in Kapellen bald fertig

Grevenbroich · Noch in diesem Monat soll der Ausbau des schwermetallhaltigen Bettungsmaterials im Neubaugebiet Kapellen abgeschlossen werden.

 Im Mai rückten die Arbeiter mit dem Saugbagger im Neubaugebiet Kapellen an und begannen, das Bettungsmaterial zu entsorgen.

Im Mai rückten die Arbeiter mit dem Saugbagger im Neubaugebiet Kapellen an und begannen, das Bettungsmaterial zu entsorgen.

Foto: Linda Hammer

Im Rathaus wird mit Spannung auf die neuesten Entwicklungen im Bau-Skandal geblickt. Zugleich sollen die Sanierungsmaßnahmen im Neubaugebiet Kapellen noch in diesem Monat abgeschlossen werden. Klaus Gähl, Umweltschutz-Experte bei der Stadt Grevenbroich, betont: "Mehr als die Hälfte der Sanierung ist geschafft. Wir gehen davon aus, dass wir Ende August fertig sind."

Gegen das Bauunternehmen, das in Kapellen schwermetallhaltiges Bettungsmaterial verbaut haben soll, ermitteln die Staatsanwaltschaften Aachen und Mönchengladbach wegen Betrugsverdachts und mehrerer möglicher Umweltvergehen. Zudem wurde das Landeskriminalamt eingeschaltet. Das beschuldigte Unternehmen soll in mindestens sechs NRW-Kommunen beim Bau von Straßen und Gehwegen Material verwendet haben, das giftige Substanzen enthielt. Zuletzt waren Fälle in Mönchengladbach bekanntgeworden.

In Kapellen soll unter 8200 Quadratmetern Straßenpflaster ein brisantes Gemisch aus Blei, Kupfer, Zink, Arsen, Cadmium, Chrom und Nickel verarbeitet worden sein. Das Unternehmen weist die Vorwürfe von Anfang an zurück und stützt sich auf ein Gutachten. Die Stadt hatte ihrerseits Proben entnehmen und analysieren lassen — mit dem Ergebnis, dass eine erhöhte Schwermetallbelastung vorliege.

Zurate gezogene Toxikologen betonten, dass keine akute Gesundheitsgefährdung bestehe, da das Material versiegelt sei. Dennoch sahen die Stadt Grevenbroich als Projektträger, der Rhein-Kreis Neuss sowie die Deutsche Stadt- und Grundstücksentwicklungsgesellschaft (DSK) als Entwicklungsträger vorsorglich Handlungsbedarf. Im Mai wurde daher in Kapellen mit dem Ausbau des belasteten Materials begonnen — unter Sicherheitsauflagen auf der Baustelle.

Bei der Sanierung wird ein spezieller Saugbagger eingesetzt. Eine Bedingung beim Rückbau: Es darf kein Staub mit Partikeln aufgewirbelt werden. Der Saugbagger ist daher so konstruiert, dass die zugleich mit dem Bodenmaterial angesaugte Luft per Filter im Lkw von Partikeln gereinigt und erst danach wieder in die Umwelt entlassen wird. Zudem werden die Baustellenabschnitte mit Wasser befeuchtet — um Staubaufwirbelungen zu verhindern.

Wer die Kosten für die Sanierung zahlt, muss noch vor Gericht geklärt werden. Eine entsprechende Klage auf Kostenvorerstattung gegen die beschuldigte Baufirma läuft. Derzeit werden die Gelder aus dem Finanztopf für die Stadtentwicklungsmaßnahme Kapellen (SEM) — wie das Neubaugebiet offiziell bezeichnet wird — vorgestreckt. "Aber diese Summe wollen wir uns natürlich zurückholen", heißt es bei der DSK.

Sobald die Sanierungsarbeiten an den betroffenen Stellen im Neubaugebiet Kapellen abgeschlossen sind, sollen laut DSK noch einmal Gutachter anrücken. "Sie sollen zur Sicherheit überprüfen, ob auch wirklich alle giftigen Rückstände beseitigt worden sind", heißt es.

(NGZ)
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