Grevenbroich Bald ausgedampft?
Grevenbroich · Grevenbroich Bürgermeister Dr. Axel Prümm befürchtet das mögliche "Aus" des Kraftwerkstandorts Frimmersdorf. Die Entscheidung des EU-Gipfels zum Emissionshandel gefährde die Arbeitsplätze in der "Energie-Hauptstadt". RWE erwartet, dass sich einige Neubauprojekte nicht realisieren lassen.
RWE muss in Frimmersdorf investieren. Wenn im Jahr 2012 die letzten alten 150-Megawatt-Anlagen vom Netz gehen, braucht der Standort eine Zukunftsperspektive. Das fordert der Stadtrat in seinem Ende November verfassten Appell an den Essener Energieversorger.
Doch ob der Konzern für die Modernisierung noch Geld in die Hand nehmen wird, ist zurzeit fraglich. Dieses Signal gibt Dr. Johannes Lambertz, Vorstandsvorsitzender der RWE Power, mit einem Blick auf die jüngste Entscheidung der europäischen Regierungschefs zum Emissionshandel.
"Die EU hat es nicht verstanden, für gleiche Wettbewerbsbedingungen zu sorgen. Das schwächt den Energiestandort Deutschland deutlich", kommentiert Lambertz den Beschluss zur Versteigerung aller in den Jahren 2013 bis 2020 zur Stromerzeugung benötigten CO2-Zertifikate. RWE erwartet, dass sich jetzt einige Neubauprojekte nicht realisieren lassen und so die Modernisierung des Kraftwerksparks verzögert wird.
"Das erhöht die Gefahr einer Stromlücke und steigert die Abhängigkeit von Gasimporten, weil der Bau von Gaskraftwerken begünstigt wird. Wenn es für den Neubau von hochmodernen Kohlekraftwerken keine ausreichende Investitionsanreize gibt, werden ältere Anlagen mit höheren Kohlendioxid-Ausstoß länger laufen", so Johannes Lambertz. Das nutze weder dem Klima noch der Wirtschaft.
Bürgermeister Dr. Axel Prümm nimmt diese Signale ernst: "Politik und Stadt haben dem Unternehmen noch vor wenigen Tagen die Hand ausgestreckt. Wir sind bereit, mit RWE über die künftige Nutzung des Frimmersdorfer Geländes zu verhandeln. Doch die Entscheidung der EU macht ein solches Angebot für RWE hinfällig."
Prümm befürchtet, dass der Konzern weitere Investitionen in der "Bundeshauptstadt der Energie" auf Eis legen könnte: "Nach der jetzigen Beschlusslage ist es für das Unternehmen wenig sinnvoll, noch in Braunkohlenkraftwerke zu investieren. Das würde auf Sicht das Ende der Stromgewinnung in Frimmersdorf bedeuten." Für Grevenbroich wäre diese Ausgangslage katastrophal: "Das kann zu einem gesamtwirtschaftlichen Problem führen - beispielsweise für die Aluminium-Industrie, die vom preiswerten Strom vor Ort profitiert."
Grundsätzlich hält Prümm die Entscheidung des EU-Gipfels für falsch: "Damit wurde der Atomstrom begünstigt und die Braunkohle sanktioniert." Der Bürgermeister befürchtet, dass die französische (Kern-) Energiewirtschaft profitieren und wirtschaftlich noch stärker werden wird: "Die Franzosen werden damit in die Lage versetzt, deutsche Energieunternehmen wie RWE, Vattenfall oder Eon aufzukaufen. Diese Konsequenz, die ich für realistisch halte, möchte ich mir für Grevenbroich gar nicht ausmalen", meint Axel Prümm.
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