Grevenbroich Bäcker kontra Billig-Ware

Grevenbroich · Hülchrath In der Nacht zu Sonntag glühten in den Backstuben des Rhein-Kreises die Öfen: 13 Chefs bereiteten sich mit ihren Meistern, Gesellen und Auszubildenden auf den zweiten Brotmarkt auf Schloss Hülchrath vor.

 Backwaren in allen Variationen gab es beim Brotmarkt auf Schloss Hülchrath: In der Nacht hatten die Mitarbeiter von 13 Betrieben rund 4000 Brote vorproduziert. Vor Ort musste jedoch nachgebacken werden - wegen des großen Andrangs.

Backwaren in allen Variationen gab es beim Brotmarkt auf Schloss Hülchrath: In der Nacht hatten die Mitarbeiter von 13 Betrieben rund 4000 Brote vorproduziert. Vor Ort musste jedoch nachgebacken werden - wegen des großen Andrangs.

Foto: Hans Jazyk

Bis in den Morgen hinein wurde geknetet, geformt und gebacken. Eine schweißtreibende Arbeit - schließlich mussten knusprige Leckereien für 10 000 erwartete Besucher produziert werden.

Dass die Bäckerinnung mit ihrer Prognose nicht falsch lag, stellte sich schon kurz nach der Eröffnung des Spektakels heraus: Wahre Menschenmassen drängten sich Richtung Burg - und dieser Strom hielt bis in den Nachmittag an.

Und das freute Jakob Andler, den Obermeister der Bäcker- und Konditoren-Innung aus dem Rhein-Kreis Neuss: "Das ist eine große Sympathie-Kundgebung für unser Handwerk."

Gut 30 Sorten wurden am Sonntag in Zelten und an Ständen rund um das Schloss angeboten: vom Berliner Landbrot über Mehrkornbrot bis hin zum süßen Stuten - jeder Laib wog mindestens 750 Gramm und ging zum Einheitspreis von 2,50 Euro über den Tresen.

"Dabei zahlen wir kräftig drauf, die Aktion kostet uns mindestens 50 000 Euro. Aber es lohnt sich, denn eine bessere Werbung kann ich mir nicht vorstellen", so Jakob Andler. Auch die Fleischer zogen mit: Sie boten Herzhaftes wie die "Nüsser Kappeswoosch" und Nackensteaks vom Grill an.

Mit dem Brotmarkt verfolgen die Bäcker ein Ziel: Gemeinsam wollen sie eine breite Front gegen Backwaren aus Supermärkten und Discounter-Ketten aufbauen. "Wir zeigen, dass in unseren Betrieben Qualitäts-Ware aus regionalen Produkten hergestellt wird.

Das Brot im Supermarkt mag vielleicht einen Euro billiger sein - aber es ist längst nicht so frisch wie unsere Produkte, da es mindestens einen Tag lang in den Regalen liegt", meint Andler.

Dass viele Verbraucher sich für Billig-Brote entscheiden, kann der Obermeister nicht nachvollziehen: "Für Kinder werden preiswerte Brötchen gekauft, für Hunde und Katzen jedoch das teure Tierfutter. Da stimmt doch etwas nicht . . ."

Zufrieden mit der Organisation des Brotmarkts zeigte sich Paul Neukirchen, Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft: "In diesem Jahr haben sich die Bäcker gut vorbereitet.

Neben den 4000 in der Nacht vorgebackenen Broten wird in drei mobilen Öfen laufend frische Ware produziert - so schnell sind wir nicht ausverkauft."

Da die Energieversorgung auf Schloss Hülchrath zu wünschen übrig lässt - im Vorjahr flogen regelmäßig Sicherungen raus - hatten sich die Bäcker bei RWE ein Stromaggregat besorgt, über das die Öfen betrieben wurden.

Auch das Rahmenprogramm konnte sich sehen lassen: Gaukler und Zauberer begeisterten das Publikum ebenso wie der Neusser Thomas Puppe. In seiner Kinderbäckerei konnten sich die kleinen Besucher selbst einmal als Bäckermeister versuchen - eine echte Nachwuchswerbung.

(NGZ)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort