Grevenbroich Bäcker bittet Merkel um einen Engel

Grevenbroich · Für die 25. Krippe in der Friedenskapelle plant Günter Pesch Besonderes: Er schreibt 24 namhafte Persönlichkeiten an, darunter alle 16 Ministerpräsidenten und die Bundeskanzlerin. Sie sollen jeweils einen Engel mit möglichst "fröhlichem Gesicht" schicken.

 Günter Pesch hat sich für die Krippe in der Friedenskapelle Außergewöhnliches ausgedacht: Er bittet Politiker und Kardinal Meisner um Engel.

Günter Pesch hat sich für die Krippe in der Friedenskapelle Außergewöhnliches ausgedacht: Er bittet Politiker und Kardinal Meisner um Engel.

Foto: Lothar BErns

Die Wappen aller Bundesländer zieren die aufwendig gestalteten Briefbögen. Am Tag der Deutschen Einheit, 3. Oktober, will Bäckermeister Günter Pesch die Briefe an die 16 Ministerpräsidenten and andere namhafte Persönlichkeiten wie Angela Merkel einwerfen. Die Absenderadresse auf den Bögen lautet: "Gilverath — Friedensort der Stadt Grevenbroich".

Gleich zwei Jubiläen stehen in diesem Jahr für die Gilverather Friedenskapelle an: "Vor 25 Jahren hat der Jägerzug ,Flotte Boschte' den Grundstein für das kleine Gotteshaus gelegt. Und in diesem Jahr bauen wir außerdem die 25. Krippe für die Kapelle", sagt der 64-Jährige, der sich fürs Doppeljubiläum Besonderes ausgedacht hat: "Ich schreibe 24 namhafte Persönlichkeiten an mit der Bitte, unsere Krippe mitzugestalten und einen kleinen Engel zu schicken", sagt Pesch. Neben den Ministerpräsidenten sollen acht andere bundesweit Bekannte mitmachen: Angela Merkel, Helmut Kohl, Peer Steinbrück, Dietrich Genscher, Guido Westerwelle, Claudia Roth, Gregor Gysi und Joachim Kardinal Meisner hat Pesch für die ungewöhnliche Engel-Aktion ausgewählt. Die 24 Figuren sollen dann auf je "einem Balkon der Krippe einen besonderen Platz finden", versichert er.

Seit 25 Jahren will Günter Pesch mit seinen liebevoll gestalteten Krippen und mit immer wieder neuen Ideen Zeichen für den Frieden in der Welt setzen. Mal besorgte er Wasser vom See Genezareth, mal erbat er von zwölf Bürgermeistern Engel — immerhin zehn trafen ein. Der Wunsch an Michelle Obama, Frau des US-Präsidenten, für das Fest 2009 einen Weihnachtsbaum für die Kapelle zu schicken, blieb allerdings damals unbeantwortet.

Doch Günter Pesch lässt sich davon nicht beeindrucken, immer wieder denkt er sich etwas Außergewöhnliches für die Krippe aus — mit Erfolg. Bis zu 200 Menschen kommen am ersten Weihnachtstag bei Glühwein und Kinderpunsch an der Kapelle zusammen, sie ist über die Stadtgrenzen hinaus ein Begriff.

So ungewöhnlich wie Peschs Krippen-Aktionen ist auch die Entstehungsgeschichte des Gotteshauses selbst: "Den Bau einer Kapelle planten die ,Flotte Boschte' schon lange. Auf den Namen ,Friedenskapelle' kamen wir dann nach unserem Sommerfest 1987, als 13 der beim Luftballon-Wettbewerb aufgelassenen Ballons von Menschen in der damaligen DDR gefunden worden", blickt Günther Pesch zurück. An der Einweihung im Jahr 1989 konnten drei der DDR-Bürger hierhinkommen, "die anderen durften nicht", so Pesch. Zwei Monate später waren solche Hürden beseitigt — die Mauer fiel.

Nun hofft Pesch, dass möglichst viele der Balkone und Vorsprünge in der neuen Krippe von zugesandten Engeln besetzt werden. Hilfe beim Krippenbau erhält er von den Kindern und Jugendlichen zweier Kapellener Jungzüge. In die Landschaft integriert wird auch eine kleine Krippe aus Pskow in Russland, der Partnerstadt von Neuss.

(NGZ)
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