Grevenbroich Bad-Baustelle über alter Wehranlage ?
Grevenbroich · Auf einer alten Stadtkarte, die 1771 gezeichnet wurde, ist das Alte Schloss noch von künstlich angelegten Wassergräben umgeben. Vermutlich sind Archäologen jetzt auf die Reste dieser ehemaligen Wehranlagen gestoßen.
Seit Monaten graben sich Archäologen durch die Schlossbad-Baustelle. Mehr als 600 Funde wurden bereits zutage gefördert. Hauptsächlich handelt es sich dabei um von Menschenhand bearbeitete Eichenpfähle, die wohl im Hochmittelalter (11. Jahrhundert) zur Befestigung eines Grabens ins Erdreich gerammt wurden. Morgen Abend, in einer Sondersitzung des Stadtrates, werden Mitarbeiter des Landschaftsverbandes Rheinland über die Ausgrabungen, die Funde und die weitere Vorgehensweise berichten.
Wie die von den Archäologen entdeckten Gräben ausgesehen haben könnten, darauf weist eine alte Stadtkarte aus dem Jahr 1771 hin, die der Heimatfreund Friedbert Krüppel ausfindig gemacht hat. "Der Plan zeigt deutlich, dass das Alte Schloss einst von künstlichen Wasserläufen umgeben war, die von der Erft gespeist wurden", schildert der 70-Jährige, der sich intensiv mit der Geschichte seiner Heimatstadt auseinandersetzt.
"Vor 244 Jahren, als die Karte gezeichnet wurde, war das Alte Schloss rundherum noch gut bewässert", schildert Krüppel: "Die hohen Herrschaften hatten ihr Anwesen mit Grabensystemen bestens geschützt." Der einzige Zugang zur Grevenbroicher Burg führte seinerzeit über den Steinweg und eine Zugbrücke, die sich ebenfalls über einem Wasserlauf spannte. "Die Reste der Gräben waren noch zu meiner Kinderzeit als Dellen vorhanden", erinnert sich der 70-Jährige: "Wenn die Erft Hochwasser trug, staute sich darin das Wasser." Überhaupt war das Alte Schloss zu dieser Zeit so etwas wie ein Abenteuerspielplatz für Grevenbroicher Jungs: "Ich weiß noch von Tunneln, die von der Burg bis zum Mühlenkolk führten", sagt Krüppel: "Unsere Eltern haben uns stets eindringlich davor gewarnt, diese Gänge zu betreten."
Auf der Karte von 1771 ist der historische Kern Grevenbroichs gut zu erkennen. Die Stadtmauern des Süd- und des Ostwalls sind ebenso eingezeichnet wie das ehemalige Wilhelmitenkloster, das früher den Marktplatz dominierte. Auch die alte Kirche, die einst an der heutigen Karl-Oberbach-Straße stand, findet sich auf dem Plan wieder. Von ihr blieb lange Zeit nur der sogenannte Eulenturm stehen, der in den 1960er Jahren abgerissen wurde. Heute erinnert ein vor der Landesgartenschau (1995) aufgestelltes Metallgerüst an den Standort des alten Gotteshauses. Der alte Plan diente in den 1930er Jahren als Vorlage für den Bau eines Stadtmodells, das im Museumszentrum Krefeld-Linn zu sehen ist.
Der Rat tagt am Donnerstag um 18 Uhr im Bernardussaal. Im öffentlichen Teil der Sitzung wird der Landschaftsverband einen aktuellen Bericht über die laufenden Ausgrabungen geben, die voraussichtlich weitere drei Monate andauern werden. Hinter verschlossenen Türen wird anschließend Willi Peitz, Geschäftsführer des Badinvestors und -betreibers "GWG Kommunal", über mögliche Mehrkosten und Verschiebungen im Zeitplan berichten. Die Sondersitzung wurde von UWG, FDP, ABG und "Mein Grevenbroich" gefordert, die eine umfassende Aufklärung zum Stand des Schlossbad -Baus wünschen.