Grevenbroich Aus Wache wurde Jugendhaus

Grevenbroich · Eine wechselvolle Geschichte hat die Alte Feuerwache: Als Hitler-Jugend-Heim gebaut, rückten später von dort Feuerwehr und Polizei aus, malten und tanzten Kinder. Heute ist das Gebäude zentrale Anlaufstelle für Jugendliche.

Grevenbroich: Aus Wache wurde Jugendhaus
Foto: Jazyk, Hans

Die früheren Gefängniszellen mit den schweren Holztüren samt Guckloch existieren noch heute, zeugen von der wechselvollen Geschichte der Alten Feuerwache an der Schlossstraße. Heute ist das Gebäude zentrale Anlaufstelle für Jugendliche, die hier Gesprächspartner und Rat finden.

 Heute ist die alte Feuerwache eine Anlaufstelle für Jugendliche (o.). Fast 20 Jahre lang rückte von dort die Feuerwehr zu Einsätzen aus (u.).

Heute ist die alte Feuerwache eine Anlaufstelle für Jugendliche (o.). Fast 20 Jahre lang rückte von dort die Feuerwehr zu Einsätzen aus (u.).

Foto: H. Jazyk/Feuerwehr

Ende der 30er Jahre war der Backsteinbau ebenfalls für junge Menschen gebaut worden, aber aus einem ganz anderen Beweggrund: Dort entstand ein Hitler-Jugend-Heim. "Es war eine ideologisch ausgerichtete Freizeitstätte der Nationalsozialisten für die Indoktrinierung der Jugend", erklärt Thomas Wolff vom Stadtarchiv. Pläne, den Kirmesplatz zu verlegen und dessen Areal für das HJ-Heim einzubeziehen, wurden nicht realisiert.

Kripo im Obergeschoss

Das Haus mit der typischen Architektur der 30er Jahre überstand den Zweiten Weltkrieg und erfüllte danach viele Funktionen. Ende der 40er Jahre bezog die Polizei dort Räume. "Im Erdgeschoss lagen die Wache, Geschäfts- und Vernehmungsräume und die Zellen. Die Kriminalpolizei war im Obergeschoss", erinnert sich Manfred Hermanns, der FDP-Fraktionsvorsitzende war in der Alten Feuerwache ab 1964 als Polizist im Dienst. 1963 zog auch die Feuerwehr ein. Fahrzeughalle, Schlauchwäsche und -turm wurden geschaffen, in Eigenarbeit richteten Feuerwehrleute viele Räume her.

Anfang der 80er Jahre zogen Wehr und Ordnungshüter in Neubauten um. Die Alte Feuerwache wurde ein soziokulturelles Zentrum. Aus Feuerwehrräumen entstand ein Veranstaltungssaal für bis zu 500 Menschen, "Konzerte, Lesungen und Matineen fanden dort statt", berichtet Wolfgang Hufendiek vom Fachbereich Jugend. Das Jugendamt und bald die 1985 gegründete Jugendkunstschule (Juks) boten viele Kurse. Kinder malten, töpferten und tanzten. "Im Obergeschoss waren Schlaf- und Waschräume für ein Jugendgästehaus entstanden, die später von Aus- und Übersiedlern genutzt wurden", berichtet Hufendiek.

Die Juks ist mittlerweile an die Bergheimer Straße umgezogen, nutzt nur noch den großen Saal. Erneut wurde das Gebäude für rund 400 000 Euro umgebaut — zum Jugendinformations- und Beratungszentrum. Die Streetworker sind dort Ansprechpartner in lockerer Atmosphäre, helfen Jugendlichen auch bei der Suche nach Lehrstellen. Die Sozialarbeiter im Rahmen des Bildungs- und Teilhabepakets haben dort ebenso ihre Räume wie Drogen- und Schwangerschaftsberatung. Im Obergeschoss steht eine ganz andere Aufgabe im Mittelpunkt: Dort ist die Wirtschaftsförderung der Stadt zu finden.

(NGZ)
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