Grevenbroich Aus Nachkriegshaus wird Design-Objekt

Grevenbroich · Es ist wohl eines der ungewöhnlichsten Gebäude in der Südstadt: Architekt Jon Patrick Böcker hat ein altes Siedlungshaus aus den 1940er Jahren in ein trendiges Vorzeige-Objekt verwandelt. Ein Monolith aus Schiefer und Holz.

 Ein Haus, zwei Designs: Jon Patrick Böcker vor seinem Eigenheim, das aufwendig saniert wurde. Aus einer schmucklosen Nachkriegs-Immobilie wurde ein echtes Designer-Objekt, das viele Blicke anzieht.

Ein Haus, zwei Designs: Jon Patrick Böcker vor seinem Eigenheim, das aufwendig saniert wurde. Aus einer schmucklosen Nachkriegs-Immobilie wurde ein echtes Designer-Objekt, das viele Blicke anzieht.

Foto: rathscheck schiefer

Was lässt sich aus einem 65 Jahre alten Haus noch machen? Auf diese Frage hat Jon Patrick Böcker eine reizvolle Antwort gefunden. Gemeinsam mit seiner Frau Andrea realisierte er an der Wöhlerstraße den Traum vom Schöner Wohnen. Denn das Ehepaar sanierte und erweiterte auf recht unkonventionelle Weise ein Siedlungshäuschen in der Südstadt. Es ist zu einem echten Blickfang geworden.

Kaum jemand vermutet, dass sich hinter der eleganten Fassade ein Haus befindet, das bereits 1947 errichtet wurde. Das "Geheimnis": Über die alte Gebäudehülle wurde als zweite Haut eine wärmedämmende Schieferhaube gestülpt. Von der Bodenplatte bis zum First ist nun alles aus einem Guss — aus einer schmucklosen Nachkriegs-Immobilie wurde ein Design-Objekt.

"Die Außenmauern blieben stehen, das Innenleben wurde entkernt und die Wohnfläche durch zwei kubische, mit Lärchenholz verkleidete Anbauten von 80 auf 148 Quadratmeter erweitert", schildert der 39 Jahre alte Architekt. Clou des Hauses ist aber die durchgehende Schieferbekleidung, die völlig ohne Schnörkel daherkommt. "Keine Dachüberstände, keine Fensterbänke, keine Rinnen, keine Erker", zählt Böcker auf. Das Gebäude sei auf das Wesentliche reduziert worden. Als Verfechter der modernen Architektursprache liebt der Grevenbroicher Planer so etwas.

Bevor der schlichte, aber edle Monolith entstehen konnte, galt es besonders genau zu planen. Was heute so elegant wirkt, basiert auf Millimeter genauer Ausführung. So forderte die Baustelle vor allem für den Jüchener Dachdecker Markus Janßen einen außergewöhnlich hohen Aufwand in der Vorplanung. Das Gebäude musste gewissenhaft eingemessen werden. Schließlich galt es, eine millimetergenaue und exakt im rechten Winkel zueinander stehende Schieferhülle über den Altbau zu stülpen. Auf der Suche nach dem geeigneten Naturmaterial war Jon Patrick Böcker bei dem Mayener Unternehmen Rathscheck fündig geworden, das zurzeit bundesweit mit dem Vorzeigeobjekt aus Grevenbroich wirbt.

Was ins Auge fällt: Das Haus hat außen keine Regenrinne. "Sie wurde komplett unter die Schieferdeckung versenkt und ist für den Betrachter unsichtbar", erklärt Böcker. Sollte die Rinne irgendwann einmal so weit verschmutzen, dass sie gereinigt werden muss, dann wird der entsprechende Schiefer aus seinen Haltern ausgehakt.

Das wärmegedämmte Haus im Bauklotz-Format hat bereits bei seiner Entstehung viele Blicke auf sich gezogen. "Passanten blieben stehen, Autofahrer hielten an, um nachzufragen, was hier passiert", berichtet Böcker. Anfangs habe es angesichts des monolithischen Baus auch skeptische Reaktionen gegeben — doch heute würden die positiven Stimmen überwiegen. "Viele empfinden es sogar als Bereicherung", meint der 39-Jährige.

Die Böckers haben ein Haus saniert, das schick ist, ihnen gefällt und in dem sie sich wohlfühlen. Und das gelang finanziell überschaubar. "Von den Kosten her ist das Projekt mit einem Neubau von gehobenem Standard zu vergleichen", sagt der Architekt.

(NGZ/rl)
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