Grevenbroich Auf dem Fußballplatz wird Integration zum leichten Spiel

Grevenbroich · Der 1. FC Grevenbroich Süd will ein neues Team gründen. Flüchtlinge und Einheimische sollen gemeinsam kicken.

 Noch geht es weniger um Tore, Siege und Punkte als um den gemeinsamen Spaß an der Sache. Plan ist, aus Flüchtlingen und Einheimischen dauerhaft eine Mannschaft für die dritte Liga zu formen.

Noch geht es weniger um Tore, Siege und Punkte als um den gemeinsamen Spaß an der Sache. Plan ist, aus Flüchtlingen und Einheimischen dauerhaft eine Mannschaft für die dritte Liga zu formen.

Foto: Georg Salzburg

Fußball verbindet - diese Aussage ist im Fußballverein des 1. FC Grevenroich Süd keine Phrase. Mit "Welcome United", hatte Simon Kauertz (24) jetzt zum besonderen Training eingeladen, zu dessen Premiere zehn Flüchtlinge kamen. Sie können regelmäßig auf der Anlage trainieren und sollen gemeinsam mit deutschen Spielern eine dritte Mannschaft bilden und so Teil des Vereins werden.

"Beim Sport sind Religion und Nationalität unbedeutend", meint Simon Kauertz, Spieler der zweiten Mannschaft. Die neuen Mitspieler sind mit Fahrrädern und öffentlichen Verkehrsmittels aus ihren Unterkünften zur Südanlage gekommen. Locker wird im Kleinfeld gekickt. Suheip Abu-Nasir, Sozialarbeiter der Stadt Grevenbroich, findet die Initiative "klasse. Die Männer sind zwischen 20 und 25 Jahre alt. Fast alle haben in ihrer Heimat Syrien oder Irak Fußball gespielt und freuen sich, hier im Verein spielen zu dürfen."

Laith (22) kommt aus Syrien und schlägt sich im Tor ganz gut. Er lebt im ehemaligen Grevenbroicher Finanzamt. Auch Obaida ist Syrer und mit 20 Jahren einer der jüngsten. Haider (34) spielte bereits im Irak, in Grevenbroich kickte er bislang mit Freunden auf Bolzplätzen. Im Verein zu trainieren, darüber hat er sich "sehr gefreut". Die Fertigkeiten spielen dabei zunächst eine untergeordnete Rolle, sagt Abu-Nasir. Zu spielen und dabei zu reden, das führe zunächst zur Eingliederung im Club, damit in die Gesellschaft, sagt der Sozialarbeiter, der selbst bis zur A-Jugend im Rheydter Spielverein gekickt hat. Auf gute Resonanz stieß die Idee auch im Vorstand der Fußballabteilung, erzählt deren Geschäftsführer Carsten Ufermann (29). "Es wäre toll, wenn der eine oder andere Spieler aus dem Dorf oder der Nachbarschaft dazukommen würde, weil zehn Leute noch keine Mannschaft sind."

Ziel ist, eine Dritte zu melden, die dann in der Kreisliga C spielt. "Integration ist für uns als Fußballverein kein Neuland", erklärt Peter Hannappel, Kassierer der Fußballabteilung. Ein Großteil der Mitglieder gehört zu den acht Jugendmannschaften und hat einen Migrationshintergrund. Das Resümee der ersten gemeinsamen Übungseinheit: Alle scheinen zufrieden. Und das, obwohl Ramadan ist. Haider Albanad (34) erzählt, dass in der Fastenzeit "die Akkus schnell leer sind".

Osman Mahmoud (29) spielt nicht Fußball, er schaut dafür zu und hat in seiner Umhängetasche die Papiere der Fußballer dabei. "Er ist so etwas wie der Zeugwart", witzeln seine Freude. "Spiel und Sport spielen eine große Rolle im Leben. Sie sind ein guter Ausgleich. Ich gehe laufen", erzählt Osman. "Aber Sport im Verein ist gut, weil man nicht so isoliert ist", meint Albanad und lobt Simon Kauertz für seinen Einsatz. Auch dem Neuenhausener scheint das Training Spaß zu machen. "Jeder ist herzlich willkommen und wird Teil der Mannschaft. Da spielt Nationalität überhaupt keine Rolle".

(NGZ)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort