10. Grevenbroicher Gitarrenwoche Bossa-Nova, Jazz und Klassik beim Gitarrenabend

Grevenbroich · Das Gitarren-Duo „Alvorada“ zog die Zuhörer im Salon der Villa Erckens in seinen Bann.

Der Salon der Villa Erckens ist die richtige Spielstätte für die 10. Internationalen Grevenbroicher Gitarrenwochen, vor allem dann, wenn Soloabende geplant sind oder kleinere Ensembles das Podium besetzen. Die nur 74 Plätze sorgen schnell für ein „volles Haus“, so wie beim Wiederhören mit dem Gitarrenduo „Alvorada“. Bereits 1981 fanden die Gitarristen Lori Lorenzen und Ottmar Nagel während eines gemeinsamen Urlaubes zusammen, feierten im ersten Jahrzehnt ihres Zusammenspiels große Erfolge, auch mit Live-Auftritten in Funk und Fernsehen, und haben nach längerer Pause sich wieder für gemeinsame Auftritte engagieren lassen. Auch eine neue CD gab es im vergangenen Jahr mit den wichtigsten Titeln aus drei Jahrzehnten.

Dass Lori Lorenzen mittlerweile in München lebt und dort ein Tonstudio betreibt, Ottmar Nagel hingegen Niederrheiner geblieben ist und in Grevenbroich als stellvertretender Leiter der Musikschule des Rhein-Kreises Neuss einen hohen Bekanntheitsgrad hat, beeinträchtigt das perfekte Zusammenspiel nach wie vor nicht. Der Titel „Alvorada“ – nach diesem portugiesischen Namen, der „Morgendämmerung“ bedeutet, benennt sich das Duo – ist auch in dieser Hinsicht Programm. Beide Gitarristen leugnen ihre klassische Herkunft nicht, bringen sie aber mit Bossa Nova, Blues und Flamenco zu zeitgenössischer und vielfach folkloristischer Reife.

Sie müssen früher viel zusammen gereist sein, vornehmlich „Richtung Süden“, wie ein jazziger Titel mitteilt. Viele Titel spiegeln auf Reisen erlebte Stimmungen wider, und sind in Koproduktion entstanden. Nur beim spanischen „Balance“ ist Ottmar Nagel der Komponist, beim „In Giro“ schreibt sich Lori Lorenzen eine tolle Free-Jazz-Improvisation hinein. Die verhaltene Begleitung seines Partners passt sich kongenial an. Das blinde Verständnis wirkt besonders bei verhaltenen Stimmungen wie beim Fade out zur „Isola di Ventotene“ oder einem Unisono-Finale.

Einen Blues-Standard von Big Joe Williams gibt es erst in der Zugabe, alle anderen wunderbaren und häufig sehr melodiösen Titel stammen von den Gitarristen und erzählen sehr persönliche Geschichten. Die gefielen auch dem kleinen Zuhörer Peer sehr gut. Er war mit neun Jahren der mit Abstand jüngste Besucher im Salon und bis zum Ende des zweistündigen Programms ein sehr aufmerksamer Zuhörer.

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