Grevenbroich Überraschung: Jecken stürmen doch Rathaus

Grevenbroich · Ursula Kwasny hat den Narren-Sturm abgeschafft. Einige jecke Wiever schreckte das nicht ab. Im NGZ-Auftrag eroberten sie das Rathaus.

Überraschender Sturm des Rathauses
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Überraschender Sturm des Rathauses

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Damit hatte Bürgermeisterin Ursula Kwasny nicht gerechnet: Mit einem lauten "Wir wollen ins Rathaus", enterte um 11.11 Uhr eine Schar jecke "Wiever" im Auftrag der NGZ das Rathaus — verstärkt um einige "Mannsbilder". Die Stadt-Mannschaft zeigte sich überrumpelt, jeder Widerstand war zwecklos. Energisch drang die fröhliche Gruppe ins Innere von Kwasnys Regierungssitz vor, verbreitete Frohsinn und eroberte im Handstreich sogar den großen Rathaus-Schlüssel. Das konnte auch SPD-Ratsherr Hans-Georg Schiffer — im schwarzen Polizei-Kostüm und mit Sonnenbrille beeindruckend anzusehen — nicht verhindern: Kurzerhand schnitt ihm eine der jecken Damen den Schlips ab.

Die Verwaltungschefin im schwarz-gelben Bienenkostüm war angesichts des unerwarteten Narren-Sturms erst einmal perplex. "Den Schlüssel habe ich doch schon anderen versprochen, ich will ihn doch im Gustorfer Zelt den Narren übergeben", wehrte sie sich — und brauchte einige Minuten, um zum gewohnten Humor zurückzufinden. Kwasny war's schließlich, die eigentlich den Rathaussturm abgeschafft hatte. Keine Bühne, keine Tanzgarden-Auftritte, hatte sie entschieden — nicht nur wegen der Kosten. Die Bürgermeisterin hatte die geringe Resonanz bei den Bürgern beklagt. Als Ersatz hatte sie Kinderprinzen und Prinzessinnen sowie Karnevalsvorstände zum Frühstücksempfang geladen .

Gestern präsentierte sich der Marktplatz um 11.11 ohne Bühne und Tanzmariechen im tristen, unnärrischen Grau. Und viele Jecken waren mit dem Verzicht auf den Spaß gar nicht einverstanden. "Es ist doof, dass es keinen Rathaus-Sturm mehr gibt", erklärte Nicole Rombey (33), die zur Sturm-Kolonne der NGZ gehörte: "Wir waren jedes Jahr dabei und sind von hier aus durch die Gaststätten gezogen. Davon profitierten doch die Wirte", sagt die Gustorferin. Nadja Pardon (32) ergänzt: "In der City ist jetzt Karneval gar nichts mehr los." Elke Hermanns (50) war sogar aus der Hochburg Köln gekommen: "Für mich wäre das der erste Rathaussturm in Grevenbroich gewesen, jetzt gibt es ihn nicht". Lars Asche hatte sich aus Krefeld in die Schlossstadt aufgemacht. "Vor vier Jahren war ich erstmals Altweiber hier — und fand es toll." Und Andrea Wessels vom Närrischen Sprötz-Trupp Gustorf, auch sie schloss sich der Gruppe an, meint: "Der Rathaus-Sturm gehört zum Karneval dazu."

Dreigestirn übernimmt die Macht
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So unerbittlich die jecken "Wiever" auch waren, sie zeigten sich auch freigiebig und gaben den Rathaus-Schlüssel bald wieder her. "Aber nur, wenn nächstes Jahr zu Altweiber wieder etwas auf dem Marktplatz veranstaltet wird", forderte Nicole Rombey. "Dann müssen sie der Stadt aber 2000 Euro geben — und mit dafür sorgen, dass mehr Zuschauer kommen", entgegnete Ursula Kwasny. Dann wurde sie wieder versöhnlicher und verteilte die Karnevals-Buttons der Stadt mit dem Motto "Da simmer dabei".

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