Neurath Altes Wellenbad wird bald ein Kinderland

Neurath · Ein Vierteljahrhundert war das Neurather Wellenbad ein Freizeitspaß für die ganze Region. Das soll es wieder werden – aber ohne Wasser.

 Ein trostloser Anblick: In dem ehemaligen Wellenbad-Gebäude haben heute die Künstler der Gruppe "E1" ein Domizil gefunden.

Ein trostloser Anblick: In dem ehemaligen Wellenbad-Gebäude haben heute die Künstler der Gruppe "E1" ein Domizil gefunden.

Foto: Archiv M. Reuter

Ein Vierteljahrhundert war das Neurather Wellenbad ein Freizeitspaß für die ganze Region. Das soll es wieder werden — aber ohne Wasser.

Wäre das Neurather Wellenbad heute noch in Betrieb, ginge es in einem knappen Monat wieder los mit dem Spaß im kühlen Nass: Meist um den 15. Mai herum öffneten sich die gläsernen Eingangstüren des Freizeitbads. Nicht selten bildeten sich dann lange Schlangen vor der Kasse — kein Wunder, das Bad war weit über das Grevenbroicher Einzugsgebiet hinaus bekannt, die Gäste kamen auch aus Köln, Düsseldorf und von weiter her. Da wurde das halbe Dorf schon mal zum Parkplatz.

Glücklich, wer eine Dauerkarte vorzeigen und die Warteschlange umgehen konnte. Für viele Grevenbroicher, vor allem Jugendliche, ein absolutes Muss. Hatte man, wie auch immer, die Kasse passiert, eröffnete sich von der Empore aus sofort ein herrlicher Blick über das gesamte Areal, der die Vorfreude auf den Badespaß noch steigerte. An die drei Becken, das Springer-, das Schwimmer- und eben das Wellenbecken schlossen sich die ausgedehnten, teils hügeligen Liegewiesen an. Ein Planschbecken für die ganz Kleinen fehlte auch nicht.

An den sonnigsten Tagen fanden bis zu 10 000 Besucher auf den Wiesen oder den terrassenförmig angelegten Liegeplätzen direkt an den Becken Platz. Familien, turtelnde Teenager, oder auch betagte Damen mit eleganten Hüten und großen Sonnenbrillen — das Publikum war bunt gemischt. Ertönte der Dreifachgong "Dum-Dum-Dum", der den Wellengang ankündigte, schwoll der allgemeine Geräuschpegel deutlich an, denn die Massen drängten unter freudigem Gekreische wie von einem unsichtbaren Magnet angezogen zum großen Becken. Nicht nur Kinder, auch die älteren Badegäste wollten dorthin, wo die Wellen am höchsten, der Spaß am größten sein würde.

"Es war schon toll. Ein bisschen wie im Meer, wenn die Wellen brandeten, konnte man sich meterweit von ihnen tragen lassen", schwärmt eine Frimmersdorferin, die ihre halbe Jugend im Wellenbad verbrachte. Und die braungebrannten Bademeister in weißen Shorts und goldenen Kettchen wachten über das ausgelassene Treiben. Das Wellenbecken war durch einen Wassertunnel mit dem Schwimmerbecken verbunden. Auf der 50-Meter-Bahn konnten die Gäste ihren sportlichen Ehrgeiz ausleben, auch bei verschiedenen Aktionen, wie dem 24-Stunden-Schwimmen oder Staffel-Wettbewerben.

Doch leider war 1998 Schluss mit dem Vergnügen im kühlen Nass. Der Wellengong ertönte zum letzten Mal, denn zu viele schlechte Sommer hatten zu viele Besucher fern gehalten. Die Stadt konnte das Areal nicht mehr halten. Seitdem gab es viele Überlegungen, wie die Fläche genutzt werden könnte. Die Pläne reichten von der Eröffnung eines Heilbads bis hin zu einem "Bürgerpark" inklusive Grillplatz und Beachvolleyballfeld. Aus all dem wurde jedoch nichts. Zwischendurch hieß es "Petri Heil!" — statt Menschen schwammen für einige Zeit Forellen im Wellenbecken, die Anlage diente als Anglerpark.

Heute wird das Außengelände von einem Hundesportverein genutzt, in den ehemaligen Umkleiden hat die Künstlergruppe "E1" ihre Ateliers. Doch auch das wird nicht von Dauer sein, denn die Stadt hat einen neuen Großinvestor gefunden. Ab dem nächsten Jahr soll der Kinder-Freizeitpark "Bobbolino" eröffnen. So könnte nach 16 Jahren endlich wieder freudiges Kindergeschrei durch die Neurather Anlage tönen — und wer weiß, vielleicht wird eine der künftigen Attraktionen des neuen Parks ja durch einen vertraut klingenden Gong angekündigt.

(RP)
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