Skulpturenpark und Sommerfeste geplant Alternativ-Kulturinstitut am Kapellener Bierkeller

Skulpturenpark und Sommerfeste geplant · Noch ist es sogar bei hellstem Sonnenschein in der neuen Straße "Am Bierkeller" in Kapellen eher langweilig. Kein Baum, leine richtige Straße, ein paar seelenlose Neubauten. Doch das könnte sich bald ändern. Denn der quirlige, immer im knatschroten Overall gekleidete Maler und Bildhauer Jürgen Meister hatte eine Vision, als er sich dort - aus Düsseldorf via Allerheiligen kommend - niederließ.

"Der Meister", so dokumentiert sein Regiestuhl, will hier ein "alternatives Kulturinstitut" etablieren. "Kultur kostet Geld. Aber angesichts leerer Kassen wird sie nicht mehr subventioniert. Ich werde ein offenes Haus für Konzerte und Lesungen einrichten, wo Sommerfeste stattfinden, ein Skulpturenpark entsteht, und die Künstler auch für ihre Leistung ein angemessenes Honorar bekommen", erklärt der 48-Jährige.

Damit spricht er Künstlern aus der Seele, die haben schon lange keine Lust mehr, zum Nulltarif ihre Werke auszustellen - und selbst finanziell auf der Strecke zu bleiben. Kunst soll unterhaltend sein, und nach Meinung von Jürgen Meister ist es nur recht und billig, dafür ein angemessenes Honorar zu verlangen.

Seine "Freie Akademie der Meister" soll sich selbst tragen, und zwar über Eintrittspreise. Ob er dabei an die Museumsinsel Hombroich denkt? Sein großes Grundstück, bislang nur eine Sandwüste, hat Raum genug für interessante Events. Auch sein Haus im weißen Industrie-Design mit einer Empore und hohen offenen Räumen bietet vielen Besuchern Platz.

Bis es soweit ist, will Meister jedoch auch nicht "auf der Strecke bleiben". Deswegen gibt er bereits seit 18 Jahren Sommer- und Ferienseminare, wo - übrigens überwiegend Frauen - lernen, mit Pinsel und Farbe umzugehen, um sich vielleicht einen Traum zu verwirklichen. Wie zum Beispiel einer seiner Schüler, der den Staatspreis Saarland bekommen hat, ein anderer gewann einen Wettbewerb der Post. Jürgen Meister selber errang ein Stipendium in Bad Münster am Stein-Ebernburg und im italienischen Lido di Jesolo, war in Sachen Kunst von Helsinki bis Mailand, von Warschau bis Lissabon und Beirut unterwegs.

Am Freitag waren neun Frauen im "alternativen Kunstinstitut" aktiv. Ihr Thema: "Monumentalmalerei". Vor großen Leinwänden stehend, füllten sie das furchterregende Weiß mit Far- be und Formen. Einige malten nach Vorlage, andere gaben sich dem freien Spiel der Phantasie hin. Jürgen Meister hatte sie voll im Visier, hier ein Tipp, das Gemälde "spannungsreicher" aufzubauen, dort ein Hinweis, das Bild nicht rechtslastig werden zu lassen.

Sein Credo ist allerdings, möglichst wenig einzugreifen. Vorbilder sollten zwar nicht ignoriert, aber keineswegs kopiert werden. Wie hat es den rotberockten Künstler nach Grevenbroich verschlagen?

Jürgen Meister: "Mein Düsseldorfer Atelier wurde mir vor drei Jahren gekündigt. Ich suchte im Umkreis von 20 Kilometern nach einer neuen Bleibe. Nichts. Nur der damalige Bürgermeister Erich Heckelmann hatte Erbarmen und bot mir drei Grundstücke an." Gut möglich, dass das ehemalige Stadtoberhaupt damit ein gutes Näschen hatte. M.H-L

(NGZ)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort