Grevenbroich Aktionsplan ohne Wirkung?

Grevenbroich · An der Messstation am Tagebau wurde der Feinstaub-Mittelwert von 50 Mikrogramm bis März bereits 18 Mal überschritten. Erlaubt sind 35 Überschreitungstage im Jahr. Die Bezirksregierung sieht aber keinen Handlungsbedarf.

 Der Tagebau ist einer der hauptsächlichen Feinstaub-Verursacher in Grevenbroich. Vor einem Jahr trat der Luftreinhalteplan in Kraft.

Der Tagebau ist einer der hauptsächlichen Feinstaub-Verursacher in Grevenbroich. Vor einem Jahr trat der Luftreinhalteplan in Kraft.

Foto: m. reuter

Die gute Nachricht: Die Vulkanasche aus Island hat in Grevenbroich nicht zu deutlich mehr Feinstaub geführt. Die schlechte Nachricht: Auch ohne Vulkan gibt's reichlich hohe Werte. Die Messstation in Gindorf unweit des Tagebaus, ein Hauptverursacher des Feinstaubs, hat für die ersten drei Monate 2010 bereits 18 Überschreitungstage ermittelt, an denen der Tagesmittelwert 50 Mikrogramm je Kubikmeter Luft überschreitet. Das ergeben jetzt vorgelegte Analysen des Landesamts für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (LANUV) in Essen. Erlaubt sind 35 Überschreitungstage — im gesamten Jahr.

Der Messcontainer in Gindorf weist bis Ende März immerhin die sechsthöchste Überschreitungszahl unter den 33 Stationen in NRW auf, die mit dem gleichen Laborverfahren messen. Dabei ist für Grevenbroich seit einem Jahr der Luftreinhalteplan mit vielen Maßnahmen im RWE-Tagebau in Kraft. Alarmstimmung herrscht bei den Behörden aber nicht, obwohl die Hälfte der erlaubten Überschreitungen erreicht ist. "Wir hatten in den Wintermonaten an vielen Stationen höhere Werte", erklärt LANUV-Sprecher Eberhard Jacobs. "Eine Ursache sind Inversionswetterlagen, bei denen warme über kalten Luftschichten liegen, so dass die Luft mit dem Feinstaub nicht entweichen kann. Das wird sich im Laufe des Jahres so aber nicht fortsetzen." Die Bezirksregierung sieht zurzeit keinen Handlungsbedarf. "Wir müssen die weitere Entwicklung im Jahr abwarten", sagt Sprecherin Stephanie Paul. "Wir gehen derzeit von einem Ergebnis wie 2009 aus." Damals lag die Zahl der Überschreitungstage mit 32 unter der maximal zulässigen Zahl, der Grenzwert wurde eingehalten.

Vor vier Jahren sah das anders aus, zogen Politik und Behörden die Reißleine. 2006 und 2007 registrierte die Messstation je 46 Tage über dem Limit. Ein Aktionsplan und dann der Reinhalteplan wurden vereinbart, RWE Power investierte im Tagebau: Bandanlagen werden beregnet, die Bandstrecke vom Kohlebunker nach Frimmersdorf wurde "eingehaust" und eine Spezial-Reinigungsmaschine beschafft. "2009 haben wir am Kohlebunker 94 Berieselungsanlagen installiert und im nördlichen Tagebaubereich eine Fläche bepflanzt. Die Pflanzen fangen den Staub auf", so RWE-Sprecher Lothar Lambertz.

Jedes Jahr gebe RWE "über drei Millionen Euro aus, um Feinstaub zu reduzieren. Unsere Maßnahmen wirken", betont er. 2008 wurden 24, 2009 32 Überschreitungen gezählt. "Vor einem Jahr lag die Zahl der Überschreitungstage um diese Zeit auch bei 18, und wir haben die Messlatte am Jahresende nicht gerissen. Wir wollen aber das Problem nicht kleinreden. Wenn es notwendig ist, werden wir über weitere Lösungen nachdenken."

(NGZ)
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