Grevenbroich Aggressives Grippevirus zwingt viele Grevenbroicher zum Arzt

Grevenbroich · Volle Arztpraxen, leere Büros und Arbeitsplätze: Die Stadt Grevenbroich ächzt unter einer Grippewelle. Ob deren Höhepunkt bereits erreicht ist, ist laut Experten noch nicht absehbar.

Es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis das Zwei-Mann-Büro leer bleibt. Der Kollege hat gehustet, sein Schädel gebrummt und geglüht, seine Glieder haben geschmerzt. Dann ist er zum Arzt gegangen. Diagnose: Influenza. Kein einfacher Husten, keine "normale" Erkältung, sondern Virusgrippe. Und da das Virus, das derzeit grassiert, äußerst aggressiv ist, hat der verbliebene Kollege im Büro gute Chancen, in den kommenden Tagen auch etwas davon zu haben. Dr. Michael Dörr, Amtsarzt des Rhein-Kreises Neuss, mahnt daher, bei Grippeerkrankungen gleich zum Arzt zu gehen und den Gang zur Arbeit zu vermeiden. "So lassen sich weitere Ansteckungen am besten vermeiden", sagt er. Schon längst ächzt die Stadt Grevenbroich unter einer Grippewelle.

Bei vielen Arbeitgebern trudeln die Krankmeldungen derzeit verstärkt ein. Die Arztpraxen sind voll, viele Arbeitsplätze bleiben hingegen unbesetzt. Zum Beispiel im Rathaus. Stadtsprecher Andreas Sterken bestätigt, dass auch bei der Stadtverwaltung viele Kollegen erkrankt seien. "Zwar steht auf den Arbeitsunfähigkeitsbescheinigungen die Erkrankung aus guten Gründen nicht mit drauf", sagt Sterken. Es sei aber davon auszugehen, dass es sich vor allem um Influenzaerkrankungen handele. Dr. Michael Dörr bestätigt, dass es sich bei der Kreisverwaltung ähnlich verhalte.

Das ist nicht weiter verwunderlich, denn die Grippe rollt derzeit in einer zweiten Welle an. Der Grund: Während der Karnevalstage gab es viele Großveranstaltungen, für die Viren waren dies perfekte Bedingungen, sich zu verbreiten. Viele derer, die jetzt das Bett hüten, hat es vermutlich während der jecken Tage erwischt — zum Beispiel beim Schunkeln. Die Grippe wird nicht nur über Tröpfchen-, sondern auch über Kontaktinfektion übertragen.

Schon vor Karneval musste die Stadt wegen der hohen Infektionsrate zwei Einrichtungen vorübergehend schließen. Zunächst wurde die Kindertagesstätte am Hartmannweg für drei Tage dichtgemacht, um dort umfangreiche Desinfektionsmaßnahmen vornehmen zu lassen. Kurz danach bekamen die Fünftklässler der Käthe-Kollwitz-Gesamtschule schulfrei. Die entsprechenden Maßnahmen hatte das Gesundheitsamt empfohlen, um die Infektionskette zu unterbrechen.

Ob die Grippewelle bereits ihren Höhepunkt erreicht hat, lässt sich schwer abschätzen. Silke Buda, Expertin des Robert-Koch-Instituts (RKI), stellte erst vorgestern klar: "Es ist derzeit noch nicht abzusehen, dass der Höhepunkt der diesjährigen Grippewelle bereits überschritten ist." Nordrhein-Westfalen zählt neben dem Osten Deutschlands und Rheinland-Pfalz zu den besonders betroffenen Regionen. Zugenommen haben laut RKI-Wochenbericht die Zahl der Arztbesuche und der akuten Atemwegserkrankungen. Nur in drei Erkältungswellen des vergangenen Jahrzehnts waren es mehr.

(NGZ)
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