Grevenbroich Aggressiver Pilz tötet Eschen

Grevenbroich · Sein Name klingt harmlos – "Stengelbecherchen". Doch der aggressive Pilz hat es in sich: In Kapellen ließ er etwa 5000 Eschenbäume absterben. Auch im Stadtwald scheint die Krankheit um sich zu greifen.

 Stadtförster Frank Wadenpohl macht sich Sorgen um den Eschenbestand. In Kapellen wurden bereits 5000 Bäume von einem Pilz vernichtet.

Stadtförster Frank Wadenpohl macht sich Sorgen um den Eschenbestand. In Kapellen wurden bereits 5000 Bäume von einem Pilz vernichtet.

Foto: Reuter, Michael

Sein Name klingt harmlos — "Stengelbecherchen". Doch der aggressive Pilz hat es in sich: In Kapellen ließ er etwa 5000 Eschenbäume absterben. Auch im Stadtwald scheint die Krankheit um sich zu greifen.

Bis zu 30.000 Bäume werden in jeder Saison im Stadtwald gepflanzt. Eschen werden beim nächsten Mal nicht dabei sein — vorsichtshalber. Denn in Grevenbroich könnte eine Nebenfruchtform des "Weißen Stengelbecherchens" um sich greifen. Hinter dem harmlosen Namen verbirgt sich ein aggressiver Erreger, der diesem für den Auwald typischen und gewinnbringenden Baum den Garaus bereitet. "In einem Kapellener Privatwald musste bereits ein 100-prozentiger Ausfall in der Esche festgestellt werden", erklärt Stadtförster Frank Wadenpohl. Konkret: Der Pilz tötete auf einem Hektar etwa 5000 junge Bäume.

Die Eschen verlieren mitten in der Blüte ihr Laub, auf den Stämmen bilden sich Flecken, die Knospen vertrocknen, und die Bäume sterben schließlich ab. Schuld daran ist ein mikroskopisch kleiner Schlauchpilz (Chalara fraxinea), der zurzeit die Bestände in ganz Mitteleuropa gefährdet. "Wir Forstleute stehen ihm hilflos gegenüber", sagt Wadenpohl: "Noch weiß niemand, wie dieser Erreger erfolgreich bekämpft werden soll."

Wie viele Bäume in Grevenbroich betroffen sind, kann der Stadtförster nicht sagen: "Während der Vegetationszeit haben wir vereinzelte Stellen im Eschenbestand gesehen, die bereits licht waren und trockenes Laub trugen. Daraus lassen sich aber noch keine Rückschlüsse auf eine großräumige Verbreitung des Pilzes ziehen", sagt er. Der gleichen Meinung ist Forstdirektor Christoph Zebunke, der zurzeit keinen Grund zur Sorge sieht. Aber der Vertreter des Forstamtes Niederrhein hat den Stadtwald bereits begutachtet und daraufhin den Pflanzenschutzdienst des Landesbetriebs Wald und Holz informiert: "Im Frühsommer 2012 wird es eine weitere Begutachtung geben", kündigt er an. Bei dieser Gelegenheit sollen auch Proben entnommen und anschließend untersucht werden.

Der zuständige städtische Dezernent Werner Hoffmann wird die Mitglieder des Umweltausschusses darüber am Mittwoch informieren. Er kündigt an: "Die Stadt wird bis auf weiteres keine neuen Eschenbestände mehr anlegen."

Frank Wadenpohl will daher in der nächsten Pflanzzeit auf alternative Arten zurückgreifen: Stieleichen, Hainbuchen, Vogelkirsche und Ahorn. Die Esche wird vor allem in der Möbelindustrie eingesetzt, mit ihr lässt sich gutes Geld verdienen. Im Jahr nimmt die Stadt etwa 35 000 Euro durch den Holzverkauf ein.

(NGZ/jco)
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