81-jähriger Grevenbroicher auf Abenteuerreise Mit dem Motorrad bis zum Ararat

Grevenbroich · Schon seit 1962 reist Clemens Schelhaas aus Grevenbroich durch die Türkei – am liebsten mit dem Motorrad. Im August startete der 81-Jährige nochmal eine sechswöchige Tour durch das Land.

 Clemens Schelhaas traf auf seiner Motorradreise durch die Türkei eine russische Familie aus Saratow.

Clemens Schelhaas traf auf seiner Motorradreise durch die Türkei eine russische Familie aus Saratow.

Foto: Schelhaas

Jede Reise hinterlässt einen bleibenden Eindruck – Clemens Schelhaas aus Grevenbroich hat es besonders die Türkei angetan. In seinem Leben hat er zahlreiche Touren dorthin unternommen. Mit dem Bus, dem Fahrrad, aber meistens mit dem Motorrad. „Ich übertreibe nicht, wenn ich sage, ich kenne die Türkei besser als die meisten Türken“, sagt er. Im August stürzte sich der Grevenbroicher noch einmal in das Abenteuer Motorradtour durch die Türkei – im Alter von 81 Jahren.

„Für meinen Plan noch einmal eine große Motorradtour in Richtung Türkei zu machen, erntete ich wenig Verständnis“, sagt der 81-Jährige. „Meine Freunde hatten Bedenken wegen der politischen Entwicklung in den vergangenen Jahren.“ Doch Schelhaas, der auf seinen Reisen durch die Türkei nie schlechte Erfahrungen gemacht hat, wagte das Abenteuer trotzdem. „Ich habe nichts Negatives erlebt“, sagt er. „Bei den Polizei- und Militärkontrollen wurde ich immer durchgewunken, wenn man das ‚D’ auf dem Kennzeichen sah.“

Rund 10.000 Kilometer legte Clemens Schelhaas in seiner sechswöchigen Tour zurück. „Die Tour an sich war nicht das große Abenteuer, sondern die Strecke vor sich zu haben.“ Zu den Höhenpunkten seiner Reise zählt der Grevenbroicher nicht die touristischen Sehenswürdigkeiten. „Die kannte ich ja bereits“. Es waren die Begegnungen mit Menschen. „Davon gab es viele“, erinnert er sich. „Sie waren wie das Salz in der Suppe meiner Reise.“

In Troja an der Westküste der Türkei kehrte Schelhaas in eine Pension in einem Dorf ein, in der er schon mal bei einer vorangegangenen Tour übernachtet hatte. Der Hausherr feierte mit anderen Muslimen das Opferfest. „Er hatte einen Schafsbock gekauft, den er dann auch schlachtete“. Für den Grevenbroicher war das religiöse Ritual jedoch nicht neu. „Bei einer Reise im Himalaya haben wir mit unseren pakistanischen Begleitern etliche Schafe und Ziegen geschlachtet.“ Das Schächten, bei dem den Tieren die Halsschlagader durchgeschnitten wird und sie nach wenigen Augenblicken tot sind, empfindet er tiergerechter, „als die Massenschlächtereien bei uns in den Schlachthöfen“, sagt der 81-Jährige.

Als nächstes Ziel stand Kappadokien, im Herzen der Türkei, auf dem Plan. In einem Vorort von Göreme fand er eine Unterkunft zusammen mit einer russischen Familie aus Saratow. „Die Verständigung war auf Englisch, aber ein Mädchen aus der Familie lernte Deutsch. Zum Abschied schenkten sie mir ein Glas russischen Honig.“

Clemens Schelhaas fuhr dann weiter nach Osten in Richtung Kurdistan. „In einem Dorfgasthof servierte mir ein etwa 15-Jähriger eine ausgezeichnete Suppe. Er sprach vielleicht drei Worte Deutsch und drei Worte Englisch. Zum Abschied sagte er ‚bye, bye Onkel’“. Bei seiner Rückfahrt auf der Schwarzmeer-Route sprach ihn Salim an. „Er hat 30 Jahre lang in Düsseldorf bei bekannten Firmen als Schweißer gearbeitet und ist an Wochenende Taxi gefahren. Deshalb kannte er auch Grevenbroich“, sagt der 81-Jährige. „Er war froh, mal wieder Deutsch sprechen zu können.“

 Am Ziel seiner Motorradreise durch die Türkei hatte Clemens Schelhaas von seinem Hotelzimmer aus den Ausblick auf den Ararat.  Fotos (2): Schelhaas

Am Ziel seiner Motorradreise durch die Türkei hatte Clemens Schelhaas von seinem Hotelzimmer aus den Ausblick auf den Ararat. Fotos (2): Schelhaas

Foto: Schelhaas

Das Ziel der Reise, der Berg Ararat, erreichte Schelhaas nach vier Wochen. „Ich komme seit mehr als 20 Jahren zum Ararat“, sagt er. Der 5.165 Meter hohe Berg liegt auf dem Grenzgebiet Türkei, Armenien und Iran. „Dogubeyazit, ein Ort am Fuße des Ararat, ist für mich ein Beispiel, wie die türkische Regierung das von Kurden bewohnte Gebiet vernachlässigt hat“, sagt er. Es habe sich zwar einiges gebessert, aber es gebe immer noch ein großes Gefälle von der Westküste der Türkei zu Ostanatolien, sagt er. Die Zeit dort verbrachte der Rentner in seinem Stammhotel mit Blick auf den Ararat. Seine Reise fasst der Grevenbroicher in einem Fazit zusammen: „Die Türkei gehört zu den Ländern, in denen ich länger leben könnte.“

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort