Grevenbroich 6000 Hummeln unterm Dach

Grevenbroich · Im Gewächshauspark Neurath sind sie fleißige Helfer: 6000 Hummeln sorgen dort bei der Tomatenzucht für einen saftigen Ertrag. Die Insekten sind für die Bestäubung zuständig – und dafür weit besser geeignet als Bienen.

 Betriebsleiter Dirk Drießen zeigt einen Karton, in dem die Hummeln angeliefert werden (oben). Unten rechts: Carsten Knodt, Matthias Draek, Dirk Drießen, Wilhelm Baum (v. l.) im vergangenen Jahr mit der Tomatenernte.

Betriebsleiter Dirk Drießen zeigt einen Karton, in dem die Hummeln angeliefert werden (oben). Unten rechts: Carsten Knodt, Matthias Draek, Dirk Drießen, Wilhelm Baum (v. l.) im vergangenen Jahr mit der Tomatenernte.

Foto: Jazyk/Reuter/KN

Im Gewächshauspark Neurath sind sie fleißige Helfer: 6000 Hummeln sorgen dort bei der Tomatenzucht für einen saftigen Ertrag. Die Insekten sind für die Bestäubung zuständig — und dafür weit besser geeignet als Bienen.

Grevenbroich: 6000 Hummeln unterm Dach
Foto: Reuter, Michael

Carsten Knodt (40) sucht einen klitzekleinen Punkt. "Das", sagt der Mitgesellschafter des Gewächshausparks in Neurath, "ist das untrügliche Zeichen." Der kleine Punkt in der Tomatenblüte ist eine Bissstelle. Er verrät: Dort hat sich eine Hummel zum Bestäuben niedergelassen. Momentan sind die Pflanzen noch klein, aber in ein paar Monaten werden sie saftige Tomaten tragen. Es dauert nicht lange, bis Carsten Knodt die Spuren des Insekts gefunden hat.

"Da", sagt er und zeigt auf die Blüte. In der Tat: Der kleine Punkt ist gut zu sehen. Man darf halt nur keine Tomaten auf den Augen haben. Bei der Spurensuche fühlt man sich ohnehin ein bisschen wie Inspektor Columbo. Eine Frage hätte man dann noch. Oder zwei bis drei.

Zum Beispiel die: Woher bekommt man 6000 Hummeln? So viele schwirren zurzeit durch den Gewächshauspark. Geliefert werden sie von erfahrenen Züchtern. "Alle zehn Tage kommt ein Berater zu uns, der sich die Hummelvölker ansieht und prüft, wie es mit der Bestäubung der Pflanzen klappt", sagt Carsten Knodt.

In gelben Kartons werden die Insekten angeliefert. Die Kartons stehen im Gewächshaus verteilt. Wer nah herangeht, sieht: Da ist ganz schön was los. Es vergeht kaum eine Sekunde, in der sich keine Hummel im An- oder Abflug befindet. Für den neugierigen Menschen, der ihnen da bei der Arbeit zuguckt, interessieren sie sich gar nicht. Beim Flug von Blüte zu Blüte treibt sie vor allem die Lust auf den Nektar der Pflanzen an. Mahlzeit.

Die Betreiber des Gewächshausparks — neben Carsten Knodt zählen Wilhelm Baum, Matthias Draek und Betriebsleiter Dirk Drießen dazu — haben sich bewusst für Hummeln entschieden. In Sachen Bestäubung sind sie sozusagen Weltmeister, vor allem in der Tomatenzucht haben sie in den vergangenen zwei Jahrzehnten eine immer größere Bedeutung erlangt. Der Grund liegt in ihrer Bestäubungstechnik: Im Gegensatz zu Bienen lassen Hummeln die Blüten vibrieren. Fachleute sprechen von "Vibrationstechnik". Das führt zu einer erhöhten Befruchtung.

Außerdem sind Hummelvölker mit bis zu 600 Tieren deutlich kleiner als Bienenstaaten. Letztere bestehen aus bis zu 80 000 Tieren — und brauchen freien Ausflug. Das Leben unterm Glasdach ist nichts für Bienen. Die Hummeln führen dort hingegen ein unbeschwertes Leben: Natürliche Feinde haben sie im Gewächshauspark nicht.

Bis zu 1000 Blüten besucht eine Hummel an einem Tag. Zu den gelben Kartons, die sie sich mit ihrem Volk teilt, findet sie problemlos zurück. Der Gewächshauspark in Neurath wurde im vergangenen Jahr eröffnet. Die Hummeln tragen zu einer guten Tomatenernte einen wichtigen Teil bei — und sorgen damit für Arbeitsplätze.

(NGZ/rl/jco)
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