Grevenbroich 460 Stromzähler im Jahr abgeklemmt

Grevenbroich · Der Energieversorger NEW legte dem Stadtrat gestern aktuelle Zahlen vor: In immer mehr Grevenbroicher Haushalten wird der Strom abgesperrt. Grevenbroicher Politiker setzen sich für die Einführung eines Energie-Sozialtarifs ein.

Der Sperrmeister des Versorgers "Niederrhein Energie und Wasser" (NEW) hat im vergangenen Jahr in 460 Grevenbroicher Haushalten den Strom abgeklemmt, weil Rechnungen nicht bezahlt wurden. In 2847 Fällen wurde eine Sperrung angedroht. Diese Zahlen wurden gestern dem Stadtrat vorgelegt, auf Antrag der Fraktion "Freie Bürger/Die Linke". Deren Sprecher, Thomas Bovermann, war verblüfft: "Das bedeutet, dass den Haushalten von drei Grevenbroicher Dörfern mit einer Energiesperre gedroht wurde — das ist alarmierend." Bovermann setzt sich seit Jahresbeginn für die Einführung eines Sozialtarifs für den Strombezug ein, bisher allerdings vergeblich.

Die Zahlen des Versorgers kann Hans-Joachim Kremmers von der Schuldnerberatung des Caritasverbandes in Grevenbroich nachvollziehen: "Etwa 30 Prozent unserer Kunden sind von Energieschulden betroffen — das kommt hin", sagt er. Den Hauptgrund sieht Kremmers in den steigenden Energiepreisen. Und: "Gleichzeitig spielt die geringe Einkommenslage auf dem Niedriglohnsektor eine Rolle. Die Leute kommen mit ihrem Gehalt einfach nicht mehr über die Runden."

Die Caritas-Beratung an der Bergheimer Straße hilft, wenn es Probleme mit der Stromrechnung gibt. "Wichtig ist aber, dass sich die Betroffenen frühzeitig melden. Nach der ersten Mahnung sind die Energieversorger noch gesprächsbereit. Steht der Sperrmeister aber vor der Tür, ist das Kind in den Brunnen gefallen", weiß Hans-Joachim Kremmers: "Dann muss der Gesamtbetrag ad hoc gezahlt werden, inklusive einer Sicherheitsleistung."

Wie Frank Salewski von NEW in einer Information für den Grevenbroicher Rat erläutert, biete sein Unternehmen monatliche Abschläge an, um Zahlungsrückstände zu vermeiden. Darüber hinaus sei ein verkürztes Mahnverfahren eingeführt worden — und auch eine Stundung oder ein Ratenvertrag für die offene Forderung sei möglich. "Hier ist die Historie des Kunden zu beachten, und es muss Aussicht auf Erfolg bestehen", erklärt Salewski.

Die Einführung von Prepaid-Zählern bei säumigen Zahlern lehnt die NEW indes ab: "Bei diesen Kunden stellt sich sicher die Frage der Diskriminierung, wenn andere Bewohner in einem Mehrfamilienhaus sehen, dass ein solcher Zähler eingebaut ist", gibt Frank Salewski zu bedenken. Nicht zuletzt sei der Einbau auch eine Frage des Geldes: "Ein Einzahlungsautomat, bei dem die Zählerkarte aufgeladen werden kann, kostet 100 000 Euro."

Die Fraktion "Freie Bürger/Die Linke" will vor diesem Hintergrund ihre Forderung nach einem Energie-Sozialtarif wiederholen: "Es sollte geprüft werden, ob es sinnvoll sein kann, die ersten 500 Kilowattstunden für Berechtigte kostenfrei zur Verfügung zu stellen", meint Thomas Bovermann. Was sich Hans-Joachim Kremmers von der Caritas wünschen würde: "Die Energieversorger sollten Privathaushalten ebenso entgegenkommen wie der Groß- und Schwerindustrie in Grevenbroich."

(NGZ/rl/url)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort