Grevenbroich 400 Bürger kamen zur ersten Antik-Auktion

Grevenbroich · Experte Stephan Rosenlund musste zwar viele Altertümchen-Besitzer enttäuschen. Manche brachten aber echte Schätze für die Auktion mit.

Es gibt „Bares für Rares“ mit Horst Lichter, und es gibt seit eineinhalb Jahren „Moneten für Raritäten“ mit Stefan Rosenlund. Der Meerbuscher Auktionator hatte am Wochenende einen Großeinsatz im Auerbachhaus auf der Stadtparkinsel: Rund 400 Grevenbroicher ließen antike Stücke schätzen. Die allermeisten von ihnen mussten ein ernüchterndes Urteil des Antiquitätenfachmanns verkraften. Aber es gab auch einige wahre Schätze, die im Dezember versteigert werden.

 Auch Cornelia Pötzschke- Kirchhartz ließ ihre Schätze bei der Auktion „Moneten für Raritäten“ im Auerbachhaus begutachten.

Auch Cornelia Pötzschke- Kirchhartz ließ ihre Schätze bei der Auktion „Moneten für Raritäten“ im Auerbachhaus begutachten.

Foto: Woitschuetzke,Andreas (woi)

Wenn Stefan Rosenlund schätzt, sind keine Kameras dabei. Aber er hat 4500 Kundenkontakte. Sein Versprechen: „Wir erzielen Höchstpreise für Ihre Schätze, und das in bisher über 15 Ländern.“ Die Frage ist nur, was denn so ein Schatz ist. Eine 70-jährige Grevenbroicherin hatte in einer Aldi-Tasche alte Gemälde mitgebracht. „Ob es sich da vielleicht um ein kleines Vermögen handelt?“ Rosenlund zerstörte jegliche Illusion nach wenigen fachmännisch-prüfenden Blicken, begleitet von einigen „Hm, Ja, Aha“: „Das ist unfassbar schwach gemalt, die Proportionen stimmen nicht, der Rahmen ist aus Fernost.“ Sein Urteil: „Das ist was für’s Sozialkaufhaus oder für den Kirchenbasar.“ Ein Bild mit einem Schwarzwaldhaus und einem Angler am See kam auch nicht viel besser weg: „Es stammt aus dem Jahre 1919 – ein Jahr nach Ende des Zweiten Weltkriegs wird der Maler dafür ein Stück Schinken und eine Übernachtung für das Bild bekommen haben.“ Auf dem Flohmarkt könne man dafür 50 bis 70 Euro erzielen.

Ein älterer Herr holte aus einer großen Ikea-Tüte ein vermeintliches Bild: Auf der Leinwand war allerdings diagonal eine Geige befestigt – etwa eine Stradivari? Das Urteil des Fachmanns sollte nicht lange auf sich warten lassen: „Das ist eine Standardgeige, keine Antiquität und von keinem bedeutenden Hersteller. Ich würde sie einer Musikschule stiften. Auf dem Flohmarkt dürfte sie 20, 30 Euro bringen.“

Stefan Rosenlund und seine Mitarbeiterin Sandra Engelen sollten in der gediegenen Atmosphäre des Auerbach-Hauses und bei klassischer Musik aber doch noch Schätze entdecken. Ein 64-jähriger Grevenbroicher und seine Frau, die in ein alternatives Mehrgenerationen- Wohnprojekt in Kaarst investieren wollen, brachten eine Keramik-Figur von Michael Powolny mit, die Darstellung eines jungen Mädchens mit Blumenbouquet. Und sie hatten grafische Arbeiten von keinem Geringeren als Salvador Dalí dabei. „Das gute Stück wurde um 1907 in Wiener Fayence-Keramik hergestellt“, erkannte der Fachmann, als er die plastische Arbeit sah und setzte den Schätzpreis auf 2000 Euro fest. Auch die prachtvolle russische Fahne, ein Beutestück aus dem Zweiten Weltkrieg, sei wertvoll und könne um die 1000 Euro bringen. Auch die Lithografie von Miró verschwand in einem Nebenraum – sie könne 5000 Euro wert sein. Rosenlund hat eine Erklärung dafür, warum viele Eigentümer ihre alten Stücke für kostbarer halten, als sie tatsächlich sind: „Die Oma hat immer gesagt, wie wertvoll das Service mit dem Goldrand ist,“ hört der Auktionator immer wieder.

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