Grevenbroich 2000 Kilometer zu Fuß bis nach Russland

Grevenbroich · Mit seinem alten Damen-Hollandrad fuhr er 7000 Kilometer durch Kanada. Jetzt plant Klaus Lüttgen (53) seine nächste Extrem-Tour.

 Der 53 Jahre alte Klaus Lüttgen aus Grevenbroich plant eine Extrem-Tour: Er wandert quer durch Deutschland und Polen zur russischen Grenze.

Der 53 Jahre alte Klaus Lüttgen aus Grevenbroich plant eine Extrem-Tour: Er wandert quer durch Deutschland und Polen zur russischen Grenze.

Foto: L. Hammer

Er war 123 Tage mit seinem 30 Jahre alten Hollandrad unterwegs. Klaus Lüttgen strampelte sich quer durch die kanadische Wildnis und erreichte nach 7014 Kilometern sein Ziel. Alaska! Das war 2011. Jetzt hat ihn erneut das Abenteuer-Fieber gepackt. Im April wird der 53-Jährige seinen Rucksack packen und zu einer Wanderung durch Deutschland und Polen starten. Die 2000 Kilometer lange Tour hat einen ernsten Hintergrund.

"Ich möchte erfahren, woher meine Mutter Grete stammt", sagt der Grevenbroicher. Denn die Frau, die in Pommern geboren wurde, starb schon sehr jung, Lüttgen war damals gerade mal viereinhalb Jahre alt. "Das einzige, was ich von ihr noch vor Augen habe: Sie hat mir einmal die Schuhe gebunden. Alle anderen Erinnerungen sind mit der Zeit leider verblasst", sagt er traurig. Er wisse kaum etwas von ihr.

Bald begibt Lüttgen sich auf Spurensuche, seine Route hat der Grevenbroicher bereits ausgetüftelt: Anfang April will er am Kölner Dom losziehen — aus alter Verbundenheit zu seiner Geburtsstadt. Von dort aus geht es ins Sauerland, später in den Hessischen Wald und schließlich über den Brocken nach Berlin. Die weitere Tour wird ihn durch das Oderbruch nach Kolberg führen und entlang der Bernsteinküste nach Danzig. Quer durch Masuren wird Lüttgen nach Goldap an der russischen Grenze wandern, bevor er dann — ausnahmsweise mit Bus, Bahn und Schiff — die Kleinstadt Ujscie ansteuert, in der seine Mutter einst das Licht der Welt erblickte.

"Ich habe dieses Ziel absichtlich an den Schluss meiner Reise gesetzt", sagt er: "Bevor ich dort ankomme, möchte ich so viel wie möglich über Land und Leute in Erfahrung bringen." Aus diesem Grund will Klaus Lüttgen vor allem Heimatvereine besuchen, die es in den Städten entlang seiner Route gibt, um sich dort über die Geschichte des Landes kundig zu machen. Auch bei dem einen oder anderen Bürgermeister will er einmal an die Tür klopfen. "Ich hoffe, dass das mit der Verständigung klappen wird", sagt der 53-Jährige, der des Polnischen nicht mächtig ist und nur einige Brocken Englisch spricht. "Aber in Kanada hat das ja auch ganz gut funktioniert", meint er.

Täglich will Klaus Lüttgen etwa 20 Kilometer zu Fuß zurücklegen. Gute Schuhe und wetterfeste Kleidung hat er sich besorgt, sein größtes Problem wird jedoch das Gepäck sein. Denn der Grevenbroicher hat nicht vor, seine Nächte in Hotels oder Pensionen zu verbringen: "Ich schlafe im Zelt, das ich auf meinem Rücken tragen werde — so wie alle anderen notwendigen Dinge", meint er. Um die 20 Kilogramm wird er mit sich herumschleppen, inklusive des Gaskochers und den Kameras, die Lüttgen mitnimmt, um seine Reise zu dokumentieren.

"Diese Tour wird ganz sicher kein Vergnügen", sagt Klaus Lüttgen, der bisher in Sachen Wandern noch keine großen Erfahrungen hat. Daher will er auf jeden Fall noch eifrig trainieren, bevor es im April losgeht. "Ich wandere erst einmal an der Erft entlang, danach werde ich mal die Eifel ausprobieren", meint er. Dass er seinen langen Marsch jedoch bewältigen wird, daran hat der Grevenbroicher keinen Zweifel: "Ich bin fest entschlossen, diesen Plan erfolgreich zu Ende zu führen."

(NGZ/rl)
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