Grevenbroich 200 Millionen für Kraftwerke

Grevenbroich · RWE macht die Braunkohle fit für die Energiewende. Das Unternehmen investiert 200 Millionen Euro in seine Kraftwerke. Sie sollen flexibler auf das Zusammenspiel mit Wind- und Solaranlagen reagieren.

 Im Neurather Altkraftwerk wurden bereits Erneuerungs-Projekte realisiert: Unter anderem wurde die Leitwarte des 600-Megawatt-Blocks "Cäsar" auf den aktuellen Stand der Digital-Technik gebracht.

Im Neurather Altkraftwerk wurden bereits Erneuerungs-Projekte realisiert: Unter anderem wurde die Leitwarte des 600-Megawatt-Blocks "Cäsar" auf den aktuellen Stand der Digital-Technik gebracht.

Foto: ARchiv S. Büntig

Am 14. September gab es Sonne und Wind satt: Solar- und Windkraftwerke produzierten etwa 31,5 Gigawatt Strom und deckten damit nahezu 50 Prozent des deutschen Bedarfs ab. Anders am 16. August: Da brachten es die erneuerbaren Energien bundesweit gerade einmal auf 0,3 Gigawatt — der Himmel war voller Wolken, es wehte nur ein laues Lüftchen.

"Auf solche Schwankungen im Stromnetz müssen wir flexibel und schnell reagieren", sagt Armin Eichholz, Leiter der Sparte Braunkohlekraftwerke bei RWE Power. Vor diesem Hintergrund hat das Unternehmen schon 2007 in seinen Kraftwerken ein Sanierungsprojekt gestartet. Bis 2014 sollen insgesamt 200 Millionen Euro in die Modernisierung von bestehenden Kraftwerken investiert werden. Vieles ist schon getan worden.

"Unsere Anlagen im Revier sind bereits jetzt in der Lage, innerhalb einer Minute eine Leistung von 300 Megawatt auf- oder abzubauen", meint Eichholz zufrieden. Dies sei auf die modernen BoA-Kraftwerke in Niederaußem und Neurath zurückzuführen — aber nicht nur: Nach aufwendigen Nachrüstungen seien nun auch die alten Blöcke der 300- und 600-Megawatt-Klasse in der Lage, viel flexibler Strom zu produzieren. Dafür wurden unter anderem Leitstände auf den neuesten Stand der digitalen Technik gebracht, Turbinen mit Titan-Schaufeln ausgerüstet, Kondensatoren und Kühltürme verbessert.

Ein Beispiel: Ein 600-Megawatt-Block des Neurather Altkraftwerks benötigte 1975 gut eine Minute, um eine Leistung von fünf Megawatt abzubauen. Heute, nach einem aufwendigen Umbau, schafft er 15 Megawatt im gleichen Zeitraum. Wie Armin Eichholz betonte, sind weitere Schritte fällig, um die Anfahrzeiten der Kraftwerke zu verkürzen: "Das ist ebenfalls wichtig, um auf die zunehmenden Schwankungen in der Stromerzeugung schnell reagieren zu können."

Auch in den Tagebauen Garzweiler, Hambach und Inden wurde ein Programm gestartet, das zur Stabilität des Stromnetzes beitragen soll. "Wenn der Bedarf hoch und die Produktion niedrig ist, werden Bagger und Bandanlagen bedarfsweise abgestellt und somit dem Markt prompt bis zu 100 Megawatt Strom zur Verfügung gestellt", sagt Dieter Gärtner, Leiter der Sparte Tagebaue. In diesen Zeiten werden etwa Reinigungsarbeiten oder kleinere Reparaturen vorgenommen. Geplante Stillstände in den Gruben verlegt RWE Power in die Sommermonate, wenn in Deutschland wenig Strom verbraucht wird.

Das alles hat auch Auswirkungen auf Schicht- und Einsatzpläne: "Ich bin froh, dass unsere Mannschaft mitzieht", sagt Gärtner: "Aber jeder weiß, dass wir uns auf ein schwieriges Umfeld einstellen müssen."

(NGZ/rl)
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