Grevenbroich 100 Einbürgerungen pro Jahr in Grevenbroich

Grevenbroich · Ohne Nachweis deutscher Sprachkenntnisse und Einbürgerungstest ist's oft nichts mit der deutschen Staatsbürgerschaft. Die ist gefragt.

 Cengiz Binyil hat seit 2011 die deutsche Staatsbürgerschaft. Für ihn ist dies auch ein Ausdruck der Teilhabe an der Gesellschaft.

Cengiz Binyil hat seit 2011 die deutsche Staatsbürgerschaft. Für ihn ist dies auch ein Ausdruck der Teilhabe an der Gesellschaft.

Foto: L. Hammer

Die Antworten auf die Fragen gehören zum kleinen Einmaleins bundesdeutscher Geschichte: "Was bedeutet Volkssouveränität?" und "Welcher Politiker steht für die Ostverträge?". Cengiz Binyil kennt die Antworten, blitzschnell hat er sie parat — und das nicht nur, weil er sie beim Einbürgerungstest wissen musste. "Ich bin ein politisch und historisch interessierter Mensch", sagt der 44-jährige Kurde, der einst aus der Türkei nach Deutschland kam. Cengiz Binyil ist einer von durchschnittlich 100 Personen, die Jahr für Jahr in Grevenbroich eingebürgert werden. Stadtsprecher Andreas Sterken verweist darauf, dass die Zahl 2012 sogar über dem Schnitt lag. "Da waren es 114 Personen."

Cengiz Binyil hat die deutsche Staatsbürgerschaft 2011 erhalten. Dazu musste er zunächst nachweisen, über ausreichende Kenntnisse der deutschen Sprache zu verfügen. "Sprachniveau B 1" nennt sich dies im Amts-Jargon, entsprechende Kurse bietet zum Beispiel die Volkshochschule (VHS) an. Danach ging es für den dreifachen Familienvater, der im Jahr 1991 aus Ankara nach Deutschland kam und seit 1994 in Grevenbroich lebt, zum Einbürgerungstest. Eine Stunde Zeit haben die Teilnehmer, um 33 Fragen zur Rechts- und Gesellschaftsordnung sowie den Lebensverhältnissen in Deutschland zu beantworten. "Ich habe mich im Internet ein wenig darauf vorbereitet. Die meisten Antworten kannte ich aber auch so", sagt Cengiz Binyil.

Dennoch war es für ihn ein langer Weg zur deutschen Staatsbürgerschaft. Möglich ist die Einbürgerung nur auf Antrag. "Das gestaltete sich nicht so einfach, weil ich 1991 als politischer Flüchtling ins Land gekommen bin", sagt Cengiz Binyil. Erst vor zwei Jahren wurde seinem Antrag stattgegeben — nach mehreren erfolglosen Versuchen zuvor. Für Cengiz Binyil stand damit fest: Er konnte dauerhaft seine Zukunft planen. "Deutschland ist meine Heimat geworden", betont er. "Hier habe ich mir meine Existenz aufgebaut, hier wurden meine Kinder geboren." Beruflich ist er als Selbstständiger in der Kfz-Aufbereitungsbranche tätig. Bei seinen Einbürgerungsanträgen geholfen hat ihm die Ausländerbehörde der Stadt.

Auch wenn Cengiz Binyil nun schon mehr als 20 Jahre im Land ist, wundert ihn manches noch immer. Zum Beispiel das Staunen über die Nachricht, Deutschland sei weltweit das beliebteste Land. Das hatte eine globale Umfrage der britischen Fernseh- und Rundfunkanstalt BBC ergeben — und damit in den vergangenen Tagen für Aufsehen gesorgt. Cengiz Binyil hat das Umfrageergebnis nicht sehr verwundert. Deutschland sei ein fantastisches Land und zu Recht so beliebt.

Deshalb erstaunte ihn eine andere Nachricht umso mehr. Laut einer Studie der "Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung" (OECD) haben's die Deutschen mit dem Glück nicht so. In dieser Studie landet Deutschland nur auf Rang 17, die Bürger werden als "mittelglücklich" eingestuft. Cengiz Binyil betont, er sei sehr glücklich, hier zu leben.

(NGZ/ac)
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