Goch Zeitzeugin Eva Weyl berichtet vom Nationalsozialismus

Goch · 160 Schüler der Jahrgangstufen 10 und 13 der Gesamtschule Mittelkreis wollten sich vor Beginn der Osterferien die Gelegenheit nicht nehmen lassen, persönlich mit der Holocaust-Überlebenden Eva Weyl über ihre Erlebnisse zu Zeiten des Nationalsozialismus zu sprechen.

 Eva Weyl war jetzt zu Gast in der Gesamtschule Mittelkreis.

Eva Weyl war jetzt zu Gast in der Gesamtschule Mittelkreis.

Foto: KDI

Eva Weyl, die als junges Mädchen die Schreckenszeit in den Niederlanden erlebte, gab ihre ganz persönliche Sicht auf die Verfolgung und systematische Ermordung der Juden Europas. Schon sechs Jahre erzählt sie ihre Lebensgeschichte und die Geschichte der Judenverfolgung, seit zwei Jahren nun auch am Niederrhein, dem sie sich besonders verbunden fühlt, da ihr Vater Anselm Weyl ein großes Kaufhaus in der Klever Innenstadt besaß.

Bereits Anfang der 1930er Jahre entschloss sich die Familie Weyl Deutschland zu verlassen, da die nationalsozialistische Propaganda unter der Parole "Die Juden sind unser Verderben" immer mehr Anklang in der Bevölkerung fand. Die Familie ließ sich in Arnheim nieder, wo die junge Eva ihre frühe Kindheit verbrachte. Doch schon bald musste sie mit ihren Eltern das Haus in Arnheim verlassen denn sie wurde in das Lager Westerbork deportiert. Voller Sorge um die Zukunft nähte Evas Mutter die Diamanten der Familie in die Knöpfe des Mantels ihrer Tochter ein. "Meine Geschichte hat ein Happy-End", sagt Eva Weyl, "ich habe es überlebt, meine Eltern haben es überlebt". Heute trägt die 78jährige einen der Diamanten, eingearbeitet in einen Ring, zur Erinnerung an ihrem Finger.

Das niederländische Lager Westerbork in der Nähe von Groningen, das heute eine Erinnerungsstätte ist und interessierten Besuchern offen steht, sei ein "grausiger Ort" gewesen. Auf einer Fläche von fünf Fußballfeldern waren bis zu 20000 Menschen untergebracht, es war kalt, Männer und Frauen wurden voneinander getrennt und geschlafen wurde in Baracken auf Stapelbetten. Montags wurde eine Liste mit Namen von denjenigen erstellt, die dienstags mit dem Zug nach Auschwitz abtransportiert wurden. Es habe zwar Gerüchte gegeben, aber die Geschichten von einer Vergasung der Juden habe man in Westerbork nicht glauben können.

"Das könnt ihr googeln!" Mehrmals riet die 78jährige den Schülerinnen und Schülern nicht müde zu werden, sich näher über Bücherverbrennungen, die Nürnberger Rassengesetze und die Reichspogromnacht zu informieren. Eva Weyl ist es besonders wichtig, dass auch Schüler der heutigen Generation das Geschehene nicht vergessen und aktiv die Welt verbessern, damit Greueltaten wie der Holocaust nie wieder passieren. "Es war beeindruckend die Geschehnisse mal aus erster Hand zu erfahren", sagt die 15jährige Meret.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort