Goch "Weltmusiker" Pierre Besusan in Goch

Goch · Zum 11. Mal hatten Gitarreninitiative Niederrhein und Kulturbühne Goch zu Workshop, Info-Tag und Konzert rund um die Gitarre eingeladen. Stargast war in diesem Jahr Pierre Bensusan aus Frankreich.

 Pierre Bensusan versank in seiner Musik und nahm das Publikum im Kastell mit auf eine akustische Reise. Die Los Angeles Times nannte den Franko-Algerier einst einen "Weltmusiker".

Pierre Bensusan versank in seiner Musik und nahm das Publikum im Kastell mit auf eine akustische Reise. Die Los Angeles Times nannte den Franko-Algerier einst einen "Weltmusiker".

Foto: GOTTFRIED EVERS

"Zusammen musizieren, sich gegenseitig anspornen, voneinander lernen - das ist der beste Weg, ein Instrument zu lernen", sagte Norbert van Os, Diplom-Musiklehrer aus Bedburg-Hau. Wiederrum hatte er 50 Gitarrenschüler zum "Guitar-Mass-Orchestra" zusammengezogen und einige Stücke einstudiert. Es ist bereits Tradition, dass das Mehrgenerationen-Ensemble die Gitarrennacht im Kastell eröffnet.

Die jungen Musiker schlugen einen Bogen vom mittelalterlichen Tanz, einer Komposition in drei Sätzen von Tilman Susato, über irischen Folk bis zum Welthit "Billy Jean" von Michael Jackson und trugen das Publikum durch die Zeit. "Nur wer auf ,zwei' klatschen kann, darf mitklatschen", so Dirigent Norbert van Os, als "Billy Jean" als Zugabe wiederholt wurde.

Zum 11. Mal hatte die Gitarreninitiative Niederrhein (GIN) in Zusammenarbeit mit der Kulturbühne Goch zu Workshops, Gitarrenausstellung und Konzert geladen. Weil das Mass-Orchestra insbesondere der Jugendförderung dient, wird die Veranstaltung vom Landesmusikrat NRW unterstützt.

Nachdem die 50 Gitarren verklungen waren, gab es die Uraufführung einer Komposition von Norbert van Os. "Acoustic Patterns" ist bereits 20 Jahre alt, gelangte aber nie zur Aufführung, weil das "Trio van Os" zwischenzeitlich seine Besetzung gewechselt hatte. "Das finde ich jetzt schon spannend", so van Os. Zusammen mit Ulrike Eisel und Achim Busch entführte er dann die Zuhörer in die Welt der "Minimal Music". Schnell fließende Rhythmen, Themen, die durch alle Lagen des Instruments geführt wurden und einige Blues-Klänge bezauberten die Zuhörer.

In der ausgedehnten Pause konnten sich die Besucher im Foyer des Kastells von den Gitarrenbauern Ernie Rissmann aus Münster, Jens Towet aus Kevelaer und Christoph Michael Pesch aus dem Münsterland beraten lassen. Noten, Saiten und Gitarrenzubehör lagen aus.

Jürgen Slojewski vom Vorstand der GIN kündigte darauf den Top-Act des Abends an. In diesem Jahr hatten die Organisatoren den französisch-algerischen Gitarristen Pierre Bensusan eingeladen. "Sein Stil ist schwer zu beschreiben, er transportiert Stimmung, er ist ein Meister der Steel-String Gitarre, spielt einfach "seine" Musik", beschrieb Slojewski den Virtuosen.

Er hatte nicht zu viel versprochen, der Gitarrist und sein Instrument verschmolzen zu einer Einheit. Er faszinierte das Publikum im leider nur halb besetzten Kastell mit perfekter Spieltechnik, innigem Ausdruck und sehr individuellen Kompositionen, die nur schwer einer einzigen Stilrichtung zuzuordnen sind. Zwischen den Stücken gab er kurze Erklärungen, charmant und witzig zugleich. Er begleitete sein Spiel auch mit seiner ausdrucksstarken Stimme, fast immer ohne Text, nur mit Silben, experimentellen Vocals oder mit Pfeifen. Er schien ganz versunken, wurde eins mit der Musik und schlug damit die Zuhörer in seinen Bann. Mehrere Zugaben wurden gefordert. Er sagte, er habe ein neues Wort in Deutsch gelernt, es heiße "mutig". "Sind Sie mutig?", fragte er und entführte die Zuhörerschaft in ein fernes Land, von dem er selbst sagte, er kenne es nicht. Darauf mischten sich indische Sitar-Klänge, Klassik, Jazz und Folk zu einer ganz besonderen Musik. Die Los Angeles Times nannte ihn einmal einen "Weltmusiker", mit seinem Vortrag gab er eine Definition dieses Begriffs.

(ath)
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