Baukultur Denkmäler zum stilvollen Wohnen und Arbeiten

Goch · Man kann in ihnen wohnen, Büros einrichten, Ideen entwickeln. Alte Häuser finden immer mehr Freunde, allerdings müssen sich die Eigentümer meist mit dem Denkmalschutz arrangieren.

 Schöne Wohnungen sind in dem historischen Gebäude an der Brückenstraße entstanden.

Schöne Wohnungen sind in dem historischen Gebäude an der Brückenstraße entstanden.

Foto: Anja Settnik

Die rot-grüne Plakette an der Hauswand macht etwas her. Sie sagt aus: Dieses Gebäude ist besonders erhaltenswert und wird damit als denkmalwürdig betrachtet. Während mancher Hauseigentümer  durchaus Vorbehalte gegenüber dieser Auszeichnung hat, weil dadurch mancher Umbau schwieriger wird, ist Johannes Peeters aus Goch ganz klar der Ansicht: „Die Denkmalwürdigkeit nachweisen zu können erhöht den Wert einer Immobilie. Sie muss natürlich in entsprechendem Zustand sein  . .“So wie sein Haus an der Gocher Kastellstraße. Die Nummer 7 ist, Richtung Museum geblickt, das letzte Haus auf der linken Seite. Und eines der letzten Gebäude, die in die Denkmalliste der Stadt eingetragen wurden. Die Häuser Brückenstraße 10 und 12 sind zwei weitere, im Außenbereich liegt eine typische Hofanlage, die nun ebenfalls Denkmal ist: das Gebäude Kirchstraße 157.

„In Goch gibt es genau 101 Baudenkmäler. Das sind Gebäude oder Bauwerke, die aufgrund ihrer historischen Bedeutung als besonders schützenswert erachtet worden sind“, informierte kürzlich die Stadt. Jeder kennt das Steintor und das Rathaus, aber es gibt eine ganze Anzahl Wohn- und Geschäftshäuser, die völlig privat und zum Teil wenig bekannt sind. Die Denkmalplakette mit dem nordrhein-westfälischen Wappen ziert ihre Fassaden, oft hängt drinnen zudem die Urkunde des Ministeriums. So auch im Büro von Johannes Peeters, wobei seine Frau Karin als Eigentümerin des schmucken Denkmals geführt wird – „bei uns ist alles Familienbesitz“, sagt der Architekt.

Im Jahr 2014 hatte das Ehepaar das Haus an der Kastellstraße übernommen, die Fassade neu gestrichen, Bodenbeläge erneuert, den Keller mit Sanierputz trocken bekommen und die im Krieg zerstörte Gaube wieder aufgesetzt. „Wir haben das Gebäude gekauft, weil es nicht so groß ist, eine tolle Lage hat und für unsere Zwecke sehr gut geeignet ist“, sagt der Gocher. In den unteren Räumen betreibt er sein Büro, oben ist vermietet. „Gerade bauen wir noch das Dachgeschoss aus. Natürlich gibt es da einiges mit der Denkmalbehörde zu besprechen, zum Beispiel mussten zusätzliche Fenster eingelassen werden“ – die man aber von der Straße aus nicht sieht. „Die Sicht von dort oben auf die Stadt ist wunderbar“, schwärmt Peeters. Er hat übrigens seine Visitenkarte mit der stilvollen Optik des Hauses an der Kastellstraße bedruckt.

Was er über die Geschichte seines Hauses weiß: Erbaut 1890 vom Zimmermann Heinrich Bükers, dessen Handwerk und Geschäft zu jener Zeit florierte und der sich ein aufwändig verziertes klassizistisches Gebäude leisten konnte. Auch die Nachbarhäuser aus jener Zeit konnten und können sich sehen lassen, wobei nicht alle in gleich gutem Pflegezustand sind.

Zu den Häusern des Ehepaars Scheddin an der Brückenstraße, gerade erst aufwändig saniert und zu attraktiven Wohnungen umgestaltet, schreibt der Denkmalschützer, die Häuser vom Ende des 19. Jahrhunderts stünden für eine Zeit, in der Goch besonders stark und schnell gewachsen sei. Beim Besuch im vergangenen Jahr hatte die RP die Stadthäuser mit ihren aufwendigen Stuck-Fassaden und originellen Interieurs ausgiebig beschrieben.

Die Hofstelle der Eheleute Rettke an der Kirchstraße 157 in Pfalzdorf wiederum hat einen ganz anderen Charakter. Sie stammt ebenfalls aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts und ist ein Bestandteil des Siedlungsschwerpunktes rund um die evangelische Ostkirche.  Lothar Rettke ist gegenüber des alten Hofes groß geworden und mochte das Ensemble aus Vorder- und Hinterhaus immer sehr. „Bis in die 90er Jahre wurde dort noch Vieh gehalten, danach wurde es lange Jahre ziemlich vernachlässigt.“ Als er es kaufen konnte, tat er es und freut sich seitdem an den Stuck-Decken, Holzböden, alten Fliesen und Ornamenten. „Es wurde drinnen nie etwas verändert, und das wollen wir auch so beibehalten. Allerdings werden die Fenster zum Teil ausgetauscht, das Dach muss neu gedeckt und die Fassade saniert werden.“

 An der Brückenstraße in Goch entstanden schicke Wohnungen.

An der Brückenstraße in Goch entstanden schicke Wohnungen.

Foto: Anja Settnik
 Gute Visitenkarte für einen Architekten: die Kastellstraße 7.

Gute Visitenkarte für einen Architekten: die Kastellstraße 7.

Foto: Anja Settnik

Rettke ist überzeugt davon, dass das Haus „ein Schmückstück“ wird, etwas ganz Besonderes ist es ja schon. Allein deshalb, weil das Grundstück eines der ersten bebauten in Pfalzdorf gewesen sein soll. „Um 1770 kamen Pfälzer aus dem Hunsrück als Kolonisten hierher und bekanntlich ja auch nach Nierswalde“, weiß Rettke. Denkmal ist sein Haus übrigens schon seit 20 Jahren, nur die Plakette gab’s erst jetzt. „Der Denkmalschutz bezieht sich vorrangig auf den äußeren Charakter. Es ist nicht so, dass man keinen Gestaltungsspielraum mehr hätte“, versichert Rettke.

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