Goch Weis mit "Silber" in Goch

Goch · Der in Berlin lebende Künstler Albert Weis verwandelt die Räume des Gocher Museums und präsentiert seine Faltungen. Die Eröffnung ist am morgigen Sonntag um 11.30 Uhr.

 Albert Weis im Gocher Museum.

Albert Weis im Gocher Museum.

Foto: Gottfried Evers

Die Aluminiumfläche schimmert, spiegelt. Sie ist rau. Die dünne Folie offenbart jede Unregelmäßigkeit, jedes Putzkörnchen der darunter liegenden Wand, sie betont die Struktur der Wandoberfläche. Die dunkelblaugrüne Fläche gleich neben dem Aluminium-Stück bewirkt genau das Gegenteil: Glatt, gleichmäßig präsentiert sich hier die Wand, geht dunkel in die Tiefe. Der hintere Ausstellungsraum des Gocher Museums hat sich verwandelt mit diesen Flächen auf der Wand, wirkt anders. Die Wand ist Teil des Werks und auch zugleich Präsentationsfläche: Auf der dunklen Fläche am Saaleingang hängt groß und schemenhafte das Bild eines Hochhauses aus der Gropiusstadt in Berlin. Grau gerastert der Beton brutal der Trabantenstadt aus den 1960/70er Jahre, die später zum Brennpunkt wurde. Das Haus liegt wie gefangen hinter einer groben Gitterstruktur, die scheinbar plastisch auf dem Foto liegt.

Weis hat das Haus fotografiert, einen kleinen Ausdruck gemacht und mit einer Gitterfolie beklebt. Dieses kleine Bild wird gescannt und dann stark vergrößert, regelrecht aufgebblasen. Das Foto wird so schemenhaft, die Unregelmäßigkeiten der Vorlage werden zu Teilen des Bildes, erklärt Weis.

Am morgigen Sonntag, 11.30 Uhr, wird die gestern noch im Aufbau befindliche Ausstellung "Albert Weis (silver)" im Museum Goch eröffnet. Traditionell gehört das Kids-Opening dazu. Weis hat nicht nur die Flächen im hinteren Museumssaal verwandelt. Der vordere größere Saal lädt ins Dämmerlicht ein, in dem Aluminium-Wände, Videoprojektionen und Bilder schimmern. Im Hintergrund spielt die Stadt Paris ihre Melodie. "Es sind Geräusche des nächtlichen Paris, die ich aufgenommen habe", sagt Weis.

An anderer Stelle wartet eine Videoprojektion in einem hängenden Sideboard: Man muss den Kopf hineinstecken, um sie sehen zu können. Dann sei man mitten in einem Stadtgefüge, das die Projektion im Inneren des "Sideboards" zeige, meint Weis. Überhaupt sind es städtische Strukturen, die den in Passau geborenen Künstler, der 1997 sein Studium an der Akademie der Künste in München abschloss, faszinieren. Man könne Stadt lesen - und daraus Werke machen. "Albert Weis reagiert und antwortet auf architektonische Gegebenheiten. Er deckt Maßverhältnisse auf, macht sie sichtbar und physisch erlebbar und wirkt so wie ein Spiegel der Verhältnisse", sagt Gochs Museumsleiter Dr. Stephan Mann.

Ausgangspunkt für die Ausstellung, die Albert Weis nun für das Museum Goch konzipiert habe, seien seine jüngsten Arbeiten, in denen er mit Aluminium Klebeband Wandfläche abklebt. Aber auch ältere Arbeiten zeigt Weis in Goch.

Im Treppenhaus des Museums hängen Wandkästen, die sich an der laut dem französischen Architekten und Bauhäusler le Corbusier idealen Zimmerhöhe von 2,26 Meter orientieren, erklärt Weis. Wobei er bei diesen Kästen auf eine Entdeckungsreise ins Innere des Materials geht: Aluminiumpaneele wurden mit glänzendem Resopal überzogen und geknickt, so dass das Resopal an den Kanten unregelmäßig, zufällig aufbricht und das Innere Preisgibt: Das darunterliegende Aluminium und die Schichtung des Resopals.

Knicke, Faltungen stehen immer am Anfang der Arbeiten des Passauers. Ein Blatt Papier wird dabei unregelmäßig geknickt und wieder auseinandergefaltet. Die durch die Knicke entstandenen Flächen werden bemalt oder mit anderem Material beklebt. Es entsteht eine unregelmäßige Reihung von Flächen, die mit ihren Knicken skulptural in den Raum greifen.

Eine Knickung ist auch die Grundlage für die Wand aus Alu im Gocher Museum: Weis übertrug die Fläche der Wand im Maßstab 1:20 auf ein Blatt Papier und faltete dieses Papier - der erste Knick nahm die Rampe im Raum auf, die nächsten Knicke folgten intuitiv. Dann übertrug er die entstandenen Flächen auf die Wand, füllte sie mit Farben oder eben Alufolie.

(RP)
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