Goch Wege des Glaubens für Überzeugte und Zweifler
Goch · Zwischen Alltagshektik und Verpflichtungen, Karriere und Kirchenschelte Gott finden. Und aus dem Glauben Kraft tanken mit anderen: "Wege erwachsenen Glaubens" beginnt am Montag.
Über Gott reden. Geht das? Muss sie, die Pastoralreferentin, sich da nicht rechtfertigen für Skandale und moralische Weltfremdheit? Sie als Frau der Kirche? Nicole Coenen, wortgewandt und fröhlich, Familienmensch und dennoch mit vollem Einsatz in ihrem Beruf, schüttelt den Kopf. Nein, das müsse sie nicht. Sie erlebe es tatsächlich fast nie, dieses Rechtfertigen müssen. Sie spüre: Nein, es sei den Menschen wichtiger, über Gott und den Glauben zu reden als über das, was gerade dem Bodenpersonal angelastet werde. Krise des Glaubens? "Ganz bestimmt nicht", sagt Nicole Coenen. Dann lasse sie eher "Krise der Kirche" gelten.
Glauben? Geht das? Passt das in den Terminkalender? Eine Erfahrung, sagt Nicole Coenen, mache sie auch immer wieder: Viele Menschen glauben "ganz für sich allein". Das passe ja auch in eine Zeit, in der es – vordergründig – auf möglichst viel Individualität ankomme. Dass die aber auch irgendwann Einsamkeit bedeuten könne – eine Erfahrung, die wiederum wohl auch viele Menschen machen.
Sprachlosigkeit oder Widerwilligkeit in Sachen Glauben? Es sei keine Sprachlosigkeit gegenüber Gott – eher gegenüber anderen Menschen. Genau da will das Team von WEG, von den "Wegen erwachsenen Glaubens", ansetzen. Ein Angebot, das es so nur in Goch gibt, das offen ist für alle Gocher und alle aus der Nachbarschaft. Zielgruppe: Menschen mitten im Leben, in den sogenannten mittleren Jahren. Mit Geschichten aus der Bibel, die Impulse geben. Für den Alltag, aus dem Alltag, überraschend aktuell, obwohl schon Tausende von Jahren alt. Nicole Coenen nennt ein Beispiel. Das vom Arbeiter aus dem Weinberg, der zufrieden ist mit dem für neun Stunden tägliche Arbeit vereinbarten Lohn. Zufrieden, bis er erfährt, dass andere diesen Lohn für drei Stunden Arbeit im selben Weinberg bekommen. Was für eine Ungerechtigkeit. Ist es ungerecht? Ein Thema, über das zu reden ist. Mit den ganz konkreten Erfahrungen aus dem eigenen Alltag.
Ein Beispiel nur. Dabei, sagt Nicole Coenen, gehe es ja auch nicht "nur" um Entlohnung in Geld. Es gehe um Zuwendung, Aufmerksamkeit, Wertschätzung. Und um Fragen, auf die man Antworten suche. "Und dann merkt man plötzlich: Ja, Gott spielt doch noch eine Rolle. Mitten im Leben. Das tut er übrigens ganz besonders dann, wenn man an wie auch immer geartete Grenzen und Übergänge im Leben kommt. Kleine und große, bedeutend sind sie nämlich am Ende doch alle. Dann zum Beispiel, wenn die Kinder in die Schule kommen. "Oder dann, wenn Karneval vorbei ist und ich merke: Alles war so oberflächlich. Wenn eine schwere Krankheit jemand in meinem ganz engen Umfeld trifft."
Und was dann? "Dann sagen mir Menschen quasi entschuldigend, Nein, mit der Kirche hätten sie selbst nicht so viel am Hut. Aber mit Gott doch." Und dann erlebe sie, dass es immer wieder und weiterhin erstaunlich viele Menschen gebe, die sich engagieren. Mit Begeisterung. Und dann zeige sich, dass – trotz aller Individualität – "die Menschen eben doch spüren, es tut sehr gut, mal in Gemeinschaft Glauben zu erleben und doch nicht nur für sich allein."
Reden über Gott und die Welt – das steht im Vordergrund bei den "Wegen". Start ist am Montag um 20 Uhr im Arnold-Janssen-Pfarrheim. Am Ende gibt es einen ganz besonderen, ganz einzigartigen Gottesdienst. Anders als alle anderen. Und: Am Ende gibt es eine ganze Menge Erfahrungen und Erlebnisse, die Mut machen. Und den Alltag weniger schwer.
Dass das funktioniert: Die Erfahrungen der "Wege"-Gruppe zeigen es. Denn, so Nicole Coenen: "Viele Menschen kommen immer wieder, Jahr für Jahr. "Der harte Kern sozusagen. Neue sind am Montag herzlich willkommen. Ohne Voranmeldung, ohne Formalitäten, vielleicht nur für den ersten Abend. Oder dann doch für alle..."