Goch Vrouwenpoort: Akrobaten im Karneval

Goch · Stehende Ovationen vom Start weg, schon bei der Prinzenkür. Und die Ovationen gibt's bei jedem Auftritt. Das Vrouwenpoort-Tanzcorps trainiert ganzjährig für Höchstleistungen. Auch mit den Kölner Rheinveilchen.

 Erst kürzlich sorgten die Mädels der Pumpengemeinschaft im Kastell noch für Begeisterung beim Publikum.

Erst kürzlich sorgten die Mädels der Pumpengemeinschaft im Kastell noch für Begeisterung beim Publikum.

Foto: GOTTFRIED EVERS

Sie sind anders als die Anderen. Und, ja, zugegeben, beim ersten Mal ist es wie Achterbahnfahren. "Hat man sich einmal daran gewöhnt, geht's ganz gut", sagt Katrin Hartmann. Die 24-Jährige muss wissen, wovon sie spricht. Schließlich ist sie eine derjenigen, die beim Tanzcorps der Pumpengemeinschaft Vrouwenpoort durch die Luft gewirbelt wird — atemberaubend hoch, schnell und für den Außenstehenden äußerst waghalsig.

So etwas sieht man sonst nur von ausgewiesenen Profis, aber nicht im Amateur-Bereich. "Ja, wir sind in der Tat anders als die anderen Garden", sagt Trainerin Larissa Daniels-Schäfer lächelnd. "Die Tanzmajore sind es, die uns ausmachen. Die haben normale Tanzgarden nicht." Fünf an der Zahl zählt das Gocher Tanzcorps aktuell, 22 Mädels sorgen parallel zu den Hebefiguren für den richtigen Schwung auf der Bühne.

Während die schlanken jungen Damen also durch die Luft fliegen, hält der Zuschauer den Atem an. Wie das geht? "Mit einfachen Figuren paarweise beginnen, viel trainieren und die Dinge langsam steigern", erläutert Larissa Daniels-Schäfer, "wenn das Vertrauen der Mädchen in die Tanzmajore wächst, geht auch bei den Figuren automatisch noch ein bisschen mehr", weiß sie aus Erfahrung.

Körperspannung und eine gewisse Sportlichkeit seien für die Ideen des Tanzcorps schon Voraussetzung, meint Katrin Hartmann, doch: "Es sieht weit schwieriger aus als es ist - meist klappt es tatsächlich viel besser, als man beim Zuschauen vermutet hätte." Und so arbeiten die Aktiven von Session zu Session an neuer Aufstellung und anderen Figuren. Zweimal wöchentlich trainieren die Tänzerinnen und Tänzer, übrigens zwischen 15 und 48 Jahre alt, in Goch, innerhalb und genau so intensiv außerhalb der Session. Einmal im Jahr gibt es zudem ein Trainingswochenende mit den Kölner Rheinveilchen, wo besondere Tanzcorps-Tipps ausgetauscht werden.

Das im Jahr 2005 ins Leben gerufene Tanzcorps fiel erstmals im vereinseigenen Prinzenjahr, 2008 war das, mit spektakulären Auftritten auf. "Wir wollten etwas Anderes, Besonders präsentieren", erinnert sich die Trainerin, die auf Erfahrungen im lateinamerikanischen und Standard-Tanz sowie eine ebenfalls erfolgreiche Trainertätigkeit bei der Interessengemeinschaft Pfalzdorfer Karneval (IPK) blickt.

Und wie schaffen die Tanzmajore es, die Mädels so viele Meter hoch hinaus zu befördern, dort oben zu halten und danach mit viel Schwung sicher wieder aufzufangen? "Durch die richtige Technik", erläutert Tanzmajor Sascha Elsing. Zusätzliches Krafttraining sei deshalb nicht notwendig, die Kraft baue sich schließlich während des Trainings der Figuren auf. Denn das ist ja schon anstrengend genug...

Manchmal gucken sie die Ideen dafür beim Cheerleading oder im Rock´n´Roll ab. Was das Tanzcorps in seinen Anfängen mit mehrfacher Absicherung und vorsichtigen Versuchen probierte, geht heute Hand in Hand, wie selbstverständlich. Jeder kennt seinen Platz, seine Rolle im Team und vertraut darauf, dass der andere das Richtige tut.

(RP/rl)
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