Handel in Goch 2022 verlässt Kaufland Goch

Goch · Vor Jahren stand das Thema schon einmal an, dann aber entschloss sich das Unternehmen, die Geschäftsräume zu sanieren. Jetzt die neuerliche Umorientierung: Die Filiale soll Mitte kommenden Jahres dauerhaft geschlossen werden.

 RP-Foto: Markus van Offern

RP-Foto: Markus van Offern

Diese Nachricht dürfte bei den politisch Verantwortlichen in Goch, bei der Wirtschaftsförderung und im Handel einen ziemlichen Schrecken hervorrufen: Die Firma Kaufland, Anker-Mieter im mehrgeschossigen Komplex am Südring, will Mitte kommenden Jahres Goch verlassen. Wie die Unternehmenskommunikation in Neckarsulm mitteilt, seien Betriebsrat und Mitarbeiter am Dienstag über die Entscheidung informiert worden. Betroffen sind 70 Beschäftigte – und eine Vielzahl Kunden aus Goch und den nahen Niederlanden, die jahrelang gerne dort eingekauft haben, denn das Sortiment ist umfassend. Mit in dem Gebäude untergebracht sind Deichmann, der Elektronik-Händler Denker, ein Getränkecenter und mehrere kleinere Geschäfte. Außerdem bietet das Ensemble viel Parkraum, der vom Supermarkt aus per Aufzug zu erreichen ist.

Laut Pressemitteilung ist beabsichtigt, die Filiale Mitte Juni 2022 zu schließen. Um für die Mitarbeiter eine sozialverträgliche Lösung zu finden, werde Kaufland gemeinsam mit dem Betriebsrat einen Interessensausgleich und Sozialplan erarbeiten. Die Lage im Lebensmitteleinzelhandel ist nicht einfach: Erst vor kurzem war die Kaufland-Filiale in Geldern im Zuge der Tarifverhandlungen im deutschen Einzelhandel bestreikt worden. Der Verkauf ging damals dennoch weiter. Im Kreis Kleve gibt es eine ganze Reihe Kaufland-Filialen: zwei in Kleve, die in Goch, weitere in Rees, Geldern und Straelen. Deutschlandweit ist das Unternehmen sogar 700 mal vertreten, weitere 650 Niederlassungen befinden sich in den Ländern Osteuropas.

Im August 2003 hatte Kaufland die Filiale in Goch von der Firma Bremke & Hörster (famila) übernommen. Die Mitte der 90er Jahre erbaute Immobilie entspricht bereits seit einiger Zeit nicht mehr den Anforderungen an eine zeitgemäße Einkaufsstätte, so die Unternehmenszentrale. Um sie auf Dauer wirtschaftlich betreiben zu können, müsste sie umfangreich modernisiert werden. Während dieser Zeit hätte der Markt geschlossen werden müssen. Vor dem Hintergrund einer negativen Geschäftsentwicklung in den vergangenen Jahren hat das Unternehmen entschieden, diese Maßnahmen nicht durchzuführen, und beabsichtigt, den Standort aufzugeben.

Bereits im November 2017 hatte Kaufland – aus denselben Gründen – angekündigt, die Filiale Mitte 2018 zu schließen. Auf Grundlage neuer Bewertungen hatte sich das Unternehmen dann im März 2018 dazu entschieden, die Filiale zu modernisieren und weiter zu betreiben. Dieser Umbau wurde aufgeschoben und nun offenbar aufgegeben. Die Begründung: Seither hätten sich die Betriebsergebnisse zunehmend verschlechtert, zudem wären weitere Investitionen notwendig. „Aus heutiger Sicht ist für diese Filiale keine positive Geschäftsentwicklung absehbar, daher sieht Kaufland keine Möglichkeit, diese Filiale wirtschaftlich zu betreiben“, heißt es in dem Schreiben.

„Ach du Sch . . .“, entfuhr es der Vorsitzenden des Werbering Goch, Karin Arntz, als sie von der RP die Neuigkeit erfuhr. „Das ist ganz schlecht für Goch, gerade viele Niederländer kommen sehr gerne zu uns, um sich bei Kaufland mit günstigen Lebensmitteln einzudecken und vom Parkhaus aus in die Innenstadt zu spazieren“, weiß die Geschäftsfrau. Und sie denkt gleich einen Schritt weiter: „Was macht man denn bloß mit einem solchen Komplex? Das wird nicht einfach.“ Zumal sich die Frage aufdrängt, ob Mieter wie Deichmann oder Denker, die Bäckerei, der Imbiss oder der Kiosk, die alle auf die Frequenz angewiesen sind, ohne den Ankermieter dort bleiben wollen. Eher nicht.

Ein Klever Geschäftsmann, der gerade daran arbeitet, das in wenigen Wochen frei werdende Ladenlokal Müller zu vermieten, macht den Gochern Mut. Bernd Zevens sagt: „Das ist natürlich erstmal nicht schön, Kaufland ist ja ein Zugpferd. Aber jeden Tag steht jemand auf und will etwas Neues machen. Auch für diese Immobilie wird es eine Zukunft geben.“

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