Goch Ein Volksgaudi auf dem Marktplatz

Die Biathlon-Tour gastierte auf Einladung der Rheinischen Post und des Werberings in Goch. Die Trophäe holte sich das Quartett von Trinkgut Kusenberg. Veranstalter Martin Bremer zieht ein positives Fazit.

 Treffsicherheit gehört zum Biathlon, denn für Fehlschüsse kassiert man Strafsekunden, die bei der Endabrechnung fehlen.

Treffsicherheit gehört zum Biathlon, denn für Fehlschüsse kassiert man Strafsekunden, die bei der Endabrechnung fehlen.

Foto: Evers, Gottfried (eve)

Das war eine kuriose Szenerie, die sich am Freitagabend auf dem Weberstädter Markt bot: Es wurde geschossen, Ski gefahren und sportliche Grenzen aufgesucht. Der Grund: Die Biathlon-Tour 2019 legte auf Einladung der Rheinischen Post und des Werberings einen Halt in Goch ein. Mehr als fünfzig Sportler waren an den Start gegangen, viele hunderte zum Anfeuern gekommen. „Das war für uns ein guter Start. Unserer Erfahrung nach wächst eine solche Veranstaltung bei der zweiten Auflage nochmal deutlich, wenn die Menschen wissen, was auf sie zukommt“, sagt Martin Bremer, Veranstalter und Moderator der Sportgroßveranstaltung. Sein Ziel: eine Rückkehr der Biathlon-Tour im kommenden Jahr. Er beschreibt es als seine Mission, die beliebteste TV-Wintersportart der Deutschen ohne Schnee und ohne die Gefahren des Schießens unters Volk zu bringen. „Schließlich steht das Biathlon wirklich für jeden offen“, sagt er. Diesen Geist wolle er vermitteln. „Auch wenn am Niederrhein selten Schnee fällt und für das Skifahren die Berge fehlen, ist es unser Anspruch, die Sportart ganz nah an die Menschen zu bringen“, erklärt Bremer weiter.

Schon am frühen Nachmittag waren Sportbegeisterte zusammengekommen, um an die Infrarotgewehre und Skistöcke Hand an zu legen. Früh war klar: Einfach würde es für Ungeübte nicht werden. Die Aufgabe, die nur wenige Zentimeter großen Scheiben von den vier Stehendschieß-Plätzen zu treffen, nachdem man zuvor virtuelle vier Kilometer auf dem Thoraxtrainer zurückgelegt hatte, schien vielen schier unlösbar. Auf den in Skandinavien entwickelten Indoorgeräten wird die Doppelstocktechnik des klassischen Langlaufs imitiert. Eingangs waren also trainierte Beine, in der Folge eine ruhige Hand und ein scharfes Auge gefragt – noch immer bei hohem Puls wohlgemerkt. Das Tückische: Für jeden Fehlschuss wurden 15 Sekunden Strafzeit verbucht. Der Höhepunkt der Veranstaltung war der Staffelwettbewerb. Neun Mannschaften á vier Athleten hatten sich angemeldet. Auch die Rheinische Post ging mit zwei Teams an den Start: die „Papiertiger“ um Michael Kowalle, Regionaler Verlagsleiter der RP im Kreis Kleve sowie „Helmuts Jünger“ um den Klever Sportredakteur Helmut Vehreschild.

In der Vorrunde traten jeweils drei Teams gegeneinander an, die Sieger qualifizierten sich für die Endrunde um die Gocher Stadtmeisterschaft. Bremer kündigte im Vorfeld an: „Alle Teilnehmer sind Gewinner“. Im ersten Durchgang gingen die RP-Papiertiger um Michael Kowalle, Dennis Küpper, Lea Vehreschild und Wolfgang Schouten an den Start. Sie duellierten sich mit dem Edeka-Kusenberg-Team sowie den Gocher Karnevalsprinzessinnen. Der eingeschworene Freundeskreis ehemaliger Jecken-Oberhäupter zog mit Sonja Diederichs, Susanne Bockhorn, Svenja Bückers und Katja Maxwill ins Rennen. „Die Krone begleitet uns ein Leben lang mit Stolz. Das Volksbiathlon sehen wir zwar nicht als sportliche Herausforderung, dafür aber als tolle Bühne für eine Menge Spaß“, sagte Karin Arntz, die 1984 das Prinzessinnen-Krönchen trug. Zwischenzeitlich hatte das Edeka-Aufgebot die Führung übernommen, nachdem Kapitän Christian Kusenberg fehlerfrei geschossen hatte. Die RP-Papiertiger aber kämpften sich sensationell zurück. Allen voran Wolfgang Schouten, der eigens mit Augenklappe aufgelaufen war. „Sonst kann ich nicht optimal durch das Visier sehen“, erklärte er. Der Plan ging auf, die Vertreter der Gastgeber zogen als erstes Team ins Finale ein.

Noch deutlicher verlief der Wettkampf in der zweiten Runde: Dort behielt das Team von Mrs. Sporty (Jasmin Herholz, Isabell Lagarden, Jeannine Timmer, Carina Riering) die Nase vorne. Das zweite Team der Rheinischen Post stürzte dahingegen ab und landete mit dem schwächsten Zeitergebnis auf dem letzten Platz der Gesamttabelle. „Das war nicht unser Tag. Es ist uns leider nicht gelungen, in gleichem Maße erfolgreich zu laufen wie zu schießen“, sagte Sportredakteur Helmut Vehreschild. Aus der dritten Runde kämpfte sich „Trinkgut Kusenberg“ bis ins Finale durch. Für sie waren Phillip Zillmann, Marvin Nienhuys, Antonio Versienti und erneut Christian Kusenberg im Einsatz. „Das sportliche Niveau war wirklich ordentlich. Im Schnitt könnten aber bessere Schießergebnisse herauskommen, wenn man es ein wenig üben würde. Man hat vielen Jedermann-Sportlern angesehen, dass sie zum ersten Mal dabei waren“, sagte Bremer.

 Die RP-Teams (v.l.): Marieke und Maarten Oversteegen, Nils Hendricks, Michael Kowalle, Dennis Küpper, Wolfgang Schouten, Helmut und Lea Vehreschild.

Die RP-Teams (v.l.): Marieke und Maarten Oversteegen, Nils Hendricks, Michael Kowalle, Dennis Küpper, Wolfgang Schouten, Helmut und Lea Vehreschild.

Foto: Evers, Gottfried (eve)

Das Finale der Gocher Premiere des Volksbiathlons hätte spannender kaum sein können. Schon früh war das Team von Mrs. Sporty zurückgefallen, Trinkgut Kusenberg und die Papiertiger lieferten sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Nach erneut starken Auftritten von Wolfgang Schouten, Dennis Küpper und Co. hatten sich die RP-Vertreter zwischenzeitlich einen komfortablen Vorsprung erarbeitet. Alle vier Akteure hatten ihren Lauf bereits beendet, doch eine quälend lange Strafzeit von einer Minute stand noch auf der Uhr, als Phillip Zillmann als Schlussläufer an den Schießstand vorrückte. „In diesen Augenblicken haben wir eine waschechte Ruhpolding-Atmosphäre erlebt. Die Dramaturgie war klasse“, sagte Martin Bremer. Trinkgut Kusenberg gelang das Undenkbare: Zillmann räumte alle fünf Treffer ab und schenkte seinem Aufgebot den Sieg. „Ich bin sehr stolz auf meine Mannschaft. Wir lagen aussichtslos zurück, bis Phillip Zillmann der Triumph gelang. Wir wollten nur dabei sein und den Olympischen Gedanken leben. Dass es zum Sieg gereicht hat, ist natürlich umso schöner“, sagte Team-Kapitän Christian Kusenberg. Die Folge: Ob des Sieges  nahmen die Trinkgut-Repräsentanten nicht nur den Siegerpokal, sondern auch die Einladung zum Tourfinale am 25. und 26. Januar in Ruhpolding entgegen.

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