Uedem/Kleve Ver.di ruft den Landesschlichter an– Lebenshilfe erstattet Elternbeiträge

Uedem/Kleve · Nachdem der Geschäftsführer der Klever Lebenshilfe, Hermann Emmers, das erneute Angebot der Gewerkschaft ver.di, Landtagsmitglied Josef Neumann als Moderator im schon seit mehr als drei Wochen andauernden Streik der Mitarbeiterinnen der vier Lebenshilfe-Kitas vermitteln zu lassen, am Mittwoch abgelehnt hatte, will die Gewerkschaft nun den Landesschlichter Bernhard Pollmeyer um Moderation der Tarifauseinandersetzung bitten.

Der Landesschlichter kann nur aktiv werden, wenn beide beteiligten Parteien dies wünschen. Hermann Emmers sagte gestern zu, den ver.di-Vorschlag zu prüfen. Zudem teilte die Lebenshilfe Kleve mit, sie werde während des Streiks gezahlte Elternbeiträge zurückerstatten — allerdings erst nach dem Ende des Streiks.

Wenn auch der Landesschlichter aus ideologischen Gründen von der Lebenshilfe Kleve abgelehnt werde, sei es Zeit, dass die Aufsichtsbehörde des Unternehmens eingreife, erklärte Wolfgang Cremer, ver.di-Landesleiter für Soziale Dienst und Wohlfahrt in NRW. Der Streik werde fortgesetzt. Erst bei einem konkreten Vermittlungsversuch des Landesschlichters würde man ihn befristet aussetzen, erklärte Wolfgang Cremer. "Den Lebenshilfe-Funktionären wird es nicht gelingen, Beschäftigte und Eltern zu spalten", sagte der Gewerkschafter. Deshalb habe ver.di auch eine Erweiterung der bestehenden Notgruppe für die Kinder beschlossen.

Von dem Streik in den Kitas in Kranenburg, Kranenburg-Nütterden, Bedburg-Hau und Uedem sind etwa 200 Kinder und deren Eltern betroffen. In der bislang bestehenden Not-Betreuungsgruppe, deren Standort täglich wechselt, konnten etwa 20 Kinder versorgt werden.

Gestern bezog auch Wolfgang Lamers aus Goch, der seit Jahrzehnten Mitglied der Klever Lebenshilfe ist und seit drei Jahren an der Humboldt-Universität Berlin als Professor lehrt, Stellung zu dem Kita-Streik. Der 58-Jährige rechtfertigte die Forderungen der Streikenden nach mehr Lohn, wies jedoch auch auf die wirtschaftlichen Zwänge hin, denen die Lebenshilfe als Träger nicht nur von Kitas, sondern auch von Wohneinrichtungen sowie Arbeits-, Pflege- und Beratungsangeboten unterliege. "Würde die Lebenshilfe solchen Forderungen nachkommen, wäre das gesamte Unternehmen 'Lebenshilfe' wirtschaftlich gefährdet", so Lamers.

Zugleich nannte er das Handeln des Lebenshilfe-Geschäftsführers, den er seit 50 Jahren kenne und den er für absolut integer sowie fachlich hoch kompetent halte, "ausgesprochen kontraproduktiv". Lamers ist aber überzeugt, dass Landrat Wolfgang Spreen alle Fäden in der Hand hält, der Lebenshilfe-Geschäftsführer nur sein Erfüllungsgehilfe ist. "Spreen ist Vollblutpolitiker und weiß, wie er agieren muss, ohne sich die Hände schmutzig zu machen", meinte er und fügte hinzu: "Emmers ist nicht der eigentliche Verhinderer einer Einigung."

(RP)
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