Abschlussball in Kevelaer Vater wegen Jeans ausgeschlossen

Kevelaer/Kalkar/Goch · Die Tochter fand's peinlich, die Mutter ärgerte sich, und der Vater hat entschieden: so nie wieder. Was passiert ist?

Wie ungezählte andere Mädchen und Jungen dieses Alters hatte eine 15-Jährige aus Kalkar (die Familie möchte namentlich nicht genannt werden) kürzlich an einem Tanzkursus in Goch teilgenommen. Der Höhepunkt des monatelangen Übens sollte der Abschlussball sein. Im Großen und Ganzen erfüllte der Abend im Kevelaerer Bühnenhaus die Erwartungen, es gab aber einen Wermutstropfen. Die Familie aus Kalkar jedenfalls wird die Veranstaltung nicht in guter Erinnerung behalten: Der Vater wurde wegen nicht hinreichend eleganter Kleidung vom Abschlussball seiner Tochter ausgeschlossen.

"Festlich genug"

Die Mutter des Mädchens berichtete der RP: "Mein Mann war mit einem Hemd, das in der Hose getragen wurde, einer Krawatte, einem Jackett und einer dunklen, nicht verwaschenen Jeans bekleidet. Eine Kombination, die wir für festlich genug hielten."

Doch die Mitarbeiterin der Tanzschule Axmann sah das anders. Am Eingang zum Bühnenhaus stoppte sie die Familie bei der Kartenkontrolle und wies auf die unpassende Kleidung des Mannes hin.

Kleiderordnung

Auf Anfrage der RP bestätigte Timo Neumann, 30-jähriger Inhaber der Tanzschule, dass dies das übliche Verfahren sei. "Wir sprechen das früh genug mit den Jugendlichen ab, sie wissen, dass es sich um einen festlichen Anlass handelt, den wir mit entsprechender Garderobe würdigen. Die Eltern werden vor dem Abschlussball zu einem Eltern-Tanzabend eingeladen, bei dem wir ebenfalls deutlich auf die Kleiderordnung hinweisen."

Nach Aussage von Timo Neumann gebe es mit dieser Regel kaum Schwierigkeiten. Die allermeisten jungen Kunden und ihre Eltern freuten sich gerade auf den festlichen Charakter des Abends und würden sich, so meint Neumann, durch allzu sportlich gewandete Teilnehmer gestört fühlen.

Die Tanzschule beruft sich auf die Tradition, nach der ein Abschlussball auch irgendwie eine Art "Einführung in die Gesellschaft" sei. Und die Jugendlichen sollten ruhig mal lernen, wie man sich dem Anlass entsprechend kleidet. "Zum Vorstellungsgespräch bei der Bank geht man ja auch nicht in Jeans", sagt der Kenner der Etikette.

Für den Vater zweier Mädels steht fest: "Meine zweite Tochter wird nicht zu einem solchen Tanzkursus gehen." Er habe sich diskriminiert gefühlt und akzeptiere nicht, dass Kleidung, die für eine Hochzeit gut genug sei, für einen Abschlussball nicht fein genug sei.

Tanzlehrer Neumann lässt übrigens "Diskriminierung" nicht gelten. Niemand müsse sich finanziell verausgaben, eine Stoffhose gebe es im Kaufhaus schon für 30 Euro.

(jul)
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