Modell für Uedem Uedems Geschichte zum Anfassen

Uedem · Bürgermeister Rainer Weber enthüllte am Samstag auf dem Marktplatz ein Bronzemodell der Stadt um 1700. Hinter dem 3,2 Tonnen schweren Werk steckt Sisyphusarbeit. Immerhin waren die Quellen rar.

 Im Beisein von Bürgermeister Rainer Weber wurde das neue historische Stadtmodell von Uedem enthüllt und von Vertretern der Verwaltung, der Vereine und von Bürgern begutachtet.

Im Beisein von Bürgermeister Rainer Weber wurde das neue historische Stadtmodell von Uedem enthüllt und von Vertretern der Verwaltung, der Vereine und von Bürgern begutachtet.

Foto: Evers, Gottfried (eve)

Seit 2004 amtiert Rainer Weber als Bürgermeister der Gemeinde Uedem. Er ist damit der Dienstälteste im Kreis Kleve. Chef einer Stadtverwaltung aber war er nie. Dafür hätte Rainer Weber einige Jahrhunderte eher in Uedem das Licht der Welt erblicken müssen. Schließlich besaß der 8300-Seelen-Ort über Jahrhunderte Stadtrechte, die heute wohl regelrecht undenkbar sind. Vom 14. Jahrhundert bis 1798 hatte die Gemeinde große Strahlkraft in der Region, ehe die Franzosen ihr diesen Status entzogen. Das gleiche Schicksal ereilte damals auch die Städte Kranenburg, Wachtendonk, Grieth oder Kervenheim. An diese Vergangenheit will Uedem nun allerdings mit einem Bronzemodell erinnern. 

Das Werk von Bildhauer Felix Broerken wurde am Samstag feierlich auf dem Marktplatz enthüllt. Vor Ort hatte sich eine Menge Lokalprominenz eingefunden: Landrätin Silke Gorißen, die Landtagsabgeordnete Margret Vosseler-Deppe oder Ex-Bürgermeister Werner van Briel. Hinzu gesellten sich knapp 50 Bürger.

„Wir sind uns sicher, dass dieses Miniatur-Modell ein echter Anziehungspunkt für Touristen und Blinde wird. Außerdem sorgen wir für ein Novum in der Region: Das Modell ist im Kreisgebiet das erste historische, dreidimensionale Tastmodell eines Ortes“, sagte Rainer Weber. Zwar gebe es ähnliche Ausführungen etwa auch in Kleve oder in Xanten. Auf diesen Werken aber sei das aktuelle Stadtbild dargestellt - und nicht das historische wie in Uedem.

Die 80 Zentimeter hohe und 1,3 mal 1,1 Meter große Konstruktion nämlich zeigt die Stadt Uedem um das Jahr 1700. Für den Anstoß sorgte einst der Gemeindearchivar Franz-Josef Hetjens sowie der Heimat- und Verkehrsverein Uedem (HVV). Gemeinsam forschte man auch nach der Historie der Stadt. Der Rat hatte einstimmig für das Projekt votiert. Der Kostenpunkt: 40.000 Euro. Private Spenden und Fördergelder des Heimatministeriums in Düsseldorf haben maßgeblich zur Finanzierung beigetragen. „Für eine geschlossene, bürgerschaftliche Identität braucht es ein historisches Bewusstsein. Dies ist ein identitätsstiftendes Modell für unsere Heimat“, sagte Bürgermeister Rainer Weber. Das Werk ergänze die zahlreichen Informationsstelen des „Historischen Rundweges“ in Uedem sowie das Fragment der Stadtmauer am Viehpark ausgezeichnet, so der Verwaltungschef.

Besonders stolz sei der Parteilose auch auf die enge Zusammenarbeit mit dem Kreis Klever Blinden- und Sehbehindertenverein. So sei das Modell, für dessen Feinschliff der Klever Steinmetz Benedikt Kreusch verantwortlich zeichnete, auch tastbar. Ehe das bronzene Werk allerdings im Ortskern installiert werden konnte, seien einige Schweißperlen vergossen worden. Eigens musste ein Kran anrücken, um das tonnenschwere Modell mitsamt Sockel, der aus Naturstein besteht, fest zu verankern.

„Uedem ist nun um eine Attraktion reicher. Wir hoffen, dass Menschen mit diesem Modell ihre Heimat auf neue Weise erleben und kennenlernen können“, sagte Michael Lehmann, Vorsitzender des HVV und CDU-Fraktionschef. Allerdings sei es nicht so leicht gewesen, Quellen zu finden, die Uedem im 18. Jahrhundert abbilden. „Wir haben umfangreiche Recherchen angestellt. Zur Wahrheit aber gehört, dass es viele Texte, Zeichnungen und Funde nicht mehr gibt. Daher liegen diesem Modell auch einige Annahmen zugrunde“, sagte Lehmann.

Stiche des Architekturzeichners Jan de Beyer aus dem 17. und 18. Jahrhundert hätten dazu beigetragen, einen Eindruck von der Altstadt zu gewinnen. Guido Cladder und Franz-Josef Hetjens setzten sich besonders für die historische Aufarbeitung ein.

Die Uedemer Kirche ist prominent abgebildet, auch der Marktplatz gut sichtbar. Besonders prägnant aber, und zwar auch im Maßstab von 1:375: die Stadtmauern um Uedem herum. Das bestätigt auch HVV-Chef Michael Lehmann: „Unsere Stadt wurde groß und mächtig gebaut.“

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort