Unterstützung für Flutopfer Wie Johannes Hunzelar aus Keppeln im Ahrtal einen Herzenswusch erfüllte

Uedem · Lohnunternehmer Johannes Hunzelar und seine Mitstreiter unterstützen Flutopfer seit dem Sommer 2021 mit Haushaltswaren, Werkzeugen aber auch mit harter Arbeit. Einer Ahrweilerin erfüllte der Keppelner einen Herzenswunsch.

 Marga Graffweg (M.) war zu Gast am Niederrhein und traf (v.l.) die Helfer Johannes Hunzelar, Dieter, Katrin Kalbfleisch und Maria Hunzelar.

Marga Graffweg (M.) war zu Gast am Niederrhein und traf (v.l.) die Helfer Johannes Hunzelar, Dieter, Katrin Kalbfleisch und Maria Hunzelar.

Foto: Christian Breuer

Wenn Johannes Hunzelar, Katrin Kalbfleisch und ihre Mitstreiter im Ahrtal unterwegs sind, kommt es immer wieder vor, dass ihnen jemand am Straßenrand fröhlich zuwinkt. „In den vergangenen Monaten haben wir rund 350 Familien geholfen, die von der Flutkatastrophe betroffen waren. Und noch immer ist die Dankbarkeit groß, wenn wir wiedererkannt werden“, berichtet der Lohnunternehmer aus Keppeln. Wie oft er im Katastrophengebiet war, hat er nicht gezählt, gerade in den ersten Wochen nach der Katastrophe jedenfalls war er mehr im Hilfseinsatz als zuhause.

Und noch immer starten nahezu an jedem Wochenende, unterstützt durch den Heimatverein Keppeln, Hilfsfahrten vom Niederrhein ins Ahrtal. „Mit einigen Familien dort haben wir inzwischen eine Freundschaft geschlossen“, sagt Hunzelar. Deshalb sind neben Haushaltswaren und Werkzeugen manches Mal auch Blumenzwiebeln und Gartengeräte mit im Auto, wenn das Helferteam ins Katastrophengebiet aufbricht. Denn zwischen der noch immer überall sichtbaren Zerstörung soll es auch die schönen Ecken geben, die Ecken der Entspannung und Erholung von den Schrecken des vergangenen Jahres. Das kann dann auch der Garten sein, mit ordentlichen Beeten und bunten Blumen, die Dreck und Baustellen-Chaos kurz vergessen machen können.

Auf ganz andere Weise konnte er nun Marga Graffweg aus Bad Neuenahr-Ahrweiler einen Herzenswunsch erfüllen. „Ich bin ein Fan von großen Maschinen und wollte unbedingt mal einen Mähdrescher fahren“, erzählt sie bei einem Besuch am Niederrhein lachend. Zu ihrem 60. Geburtstag sprach sich ihre Familie heimlich mit Hunzelar ab und so durfte Marga Graffweg schon wenig später im Führerhaus eines Dreschers des Lohnunternehmers Platz nehmen. „Einfach wunderbar“, schwärmt sie, während Hunzelar ihr erklärt, wie man das Gefährt steuert. Kennengelernt hatten sich die beiden bereits kurz nach der Katastrophe – Marga Graffweg hatte den Niederrheinern zunächst den Weg zum nächsten Einsatzort erklärt und wurde später selber unterstützt. „Der Aufkleber vom Heimatverein Keppeln klebt noch an meiner Garage“, berichtet sie.

Die Not der Menschen ist auch ein Jahr nach der Katastrophe noch immer groß, weiß Hunzelar aus vielen Gesprächen. Und dazu komme die Angst vor neuen Unwettern, vor neuen Überschwemmungen. „Es kommt vor, dass wieder Keller volllaufen, weil die Infrastruktur noch immer so zerstört ist, dass das Wasser nicht richtig abfließen kann, selbst bei einem normalen Starkregen nicht. Entsprechend groß ist die Sorge vor schweren Gewittern“, sagt Hunzelar. Da wird der Lohnunternehmer manchmal sogar zum Telefonseelsorger, der versucht, den Freunden im Ahrtal gut zuzureden, ihnen die Angst zu nehmen.

Nach mehr als einem Jahr ist es Hunzelar aber auch ein großes Anliegen, „Danke“ zu sagen – allen, die ihn und die vielen Helfern in den vergangenen Monaten unterstützt haben. „Die Hilfsbereitschaft war riesig und ich kann gar nicht alle aufzählen. Es gab großzügige Hilfe von großen Firmen, mittelständischen Betrieben und dem Einzelhandel, Vereine und Clubs haben geholfen und natürlich auch sehr viele Privatpersonen. Es gab Sach- ebenso wie Geldspenden, von denen wir dann gezielt Dinge kaufen konnten, die jeweils am dringendsten gebraucht wurden. Dafür bin ich sehr dankbar“, betont Hunzelar.

Mittlerweile seien die Spendengelder nahezu aufgebraucht, aber aktuell würden im Ahrtal weniger Sachspenden benötigt als Menschen, die mit Fachkenntnis und Tatkraft beim Wiederaufbau helfen. „Jetzt in der Erntezeit fahre ich selbst nicht ganz so oft, weil ich in meinem Betrieb gebraucht werde, aber danach bin ich sicher noch oft im Ahrtal“, sagt er. Auch weiterhin sind Spenden über den Heimatverein Keppeln möglich.

(RP)
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