Uedem Überleben in der Gemeinschaft
Uedem · Vor 400 Jahren bekam die evangelische Gemeinde Uedem erstmals einen eigenen Theologen. Zum Jubiläum wurde mit einem Festvortrag an die Anfänge im Herzogtum Kleve erinnert.
Wann sich die evangelische Kirchengemeinde in Uedem genau gründete, das ist nicht bekannt. Wann der erste Prediger seinen Dienst dort antrat, hingegen schon. 1611 — vor 400 Jahren — wurde der studierte Theologe Heinrich Stulenius offiziell ordiniert. 1612 dann die Bitte, dass er sich auch um die Reformierten in Kalkar kümmere. Und schließlich 1613 sein Umzug als Pfarrer nach Gennep.
Klein und arm
"Die Gemeinde ist klein und sie ist arm", merkte anlässlich des Jubiläums Superintendent Hans-Joachim Wefers zur heutigen Situation an. Und dies war vor 400 Jahren nicht anders. Stulenius Nachfolger Amandus Palodanus hielt es auch nicht länger in Uedem. Was aber nicht an den Menschen in der Gemeinde lag.
"Uedem ist in jener Zeit eine typische Stelle für Pfarranfänger gewesen", erklärte Dr. Stefan Flesch, Direktor des Archivs der Evangelischen Kirche im Rheinland, in seinem Festvortrag. Rund fünf Familien mit etwa 30 Personen zählte die Gemeinde anfangs lediglich, und diese waren entsprechend kaum in der Lage, ein attraktives Gehalt für talentierte Prediger aufzubringen. Das habe sich dann in den 1630er Jahren geändert, so Flesch.
Ihren eigentlichen Ausgang nahm die Gemeinde wohl bereits in den 1560er Jahren vom Gut Kolk der heute in Weeze beheimateten Familie Hertefeld aus. Die adelige Familie schützte und förderte die reformierten Christen in der weitestgehend katholischen Umgebung des alten Klever Herzogtums.
Einige wenige Menschen hätten sich alleine aufgemacht die frühen Gemeinden am Niederrhein zu gründen, sagte Wefers, aber sie seien schnell in eine synodale Gemeinschaft mit den Nachbargemeinden getreten. Um so mehr freute sich der Superintendent auch deren Grüße zu überbringen. Beeindruckt zeigte er sich besonders vom sozial-diakonischen Schwerpunkt der Uedemer Kirchengemeinde. Und die habe mit Dr. Heike Knops — der ersten Frau auf dieser Pfarrstelle in 400 Jahren — noch einmal eine neue Ausrichtung erfahren.
In die gleiche Richtung gingen Lob und Dank von Bürgermeister Rainer Weber, der den Einsatz in der Jugendarbeit ebenso wie im sozialen Bereich der evangelischen Christen in der Kommunalgemeinde hervorhob. Als Geschenk brachte er denn auch nicht nur eine 400 Jahre alte urkundliche Erwähnung des ersten Predigers Stulenius mit.
Sondern er äußerte ebenso die Hoffnung, dass es evangelischer Kirche und Gemeindeverwaltung mit einem gemeinsamen Antrag gelingen werde, Mittel für die Reparatur des derzeit maroden Glockenturms zu bekommen.