Goch/Uedem-Keppeln TÜV-geprüfte Sicherheit am Rosenmontag

Goch/Uedem-Keppeln · Spektakuläre Aufbauten und schunkelnde Narren auf den Anhängern - in diesen Tagen stehen für Wagenbauer und TÜV-Mitarbeiter dutzende Kontrollen an.

Auch der Wagen der Zugleitung bestand die TÜV-Prüfung von Michael van den Boom (r.).

Auch der Wagen der Zugleitung bestand die TÜV-Prüfung von Michael van den Boom (r.).

Foto: QUEEKEspiere

Dem kritischen Blick von Michael van den Boom entgeht nichts. Mit einer Taschenlampe leuchtet der Prüfer des TÜV Nord jeden Winkel des Anhängers aus. Der Lichtstrahl huscht über die Achsen, zu den Bremsen, auf das Reifenprofil. Van den Boom nickt zufrieden, dann nimmt er seinen Notizblock und erklimmt die kleine Treppe, hinauf auf die Ladefläche. "Die Trittsicherheit ist gegeben", sagt er. Wieder ein Punkt, den er auf seiner Liste abhaken kann.

Einen ganzen Samstag ist van den Boom damit beschäftigt, Karnevalswagen auf ihre Sicherheit zu prüfen. Drei Jahre ist es her, seit er das letzte Mal einen Ortstermin in der Halle von Johannes Hunzelar hatte, nun ist eine erneute Überprüfung fällig. Damit er vor der Session nicht von Hof zu Hof fahren muss, kommen die Wagenbauer nach einem festen Zeitplan nach Keppeln. "Das ist wirklich vorbildlich organisiert, da muss ich die Zugleitung um Dieter Kalbfleisch von den Queekespiere loben", betont der Prüfer. 50 bis 60 Wagen wird er in diesem Jahr abnehmen, "da muss man schon mit Herzblut dabei sein."

TÜV-geprüfte Sicherheit am Rosenmontag 2017 in Goch
Foto: van Offern Markus

Inzwischen fährt Christian Hunzelar das nächste Fahrzeug vor, es ist der Wagen der Zugleitung, der Rosenmontag den närrischen Lindwurm in Keppeln anführen soll. "Bremsen!" - auf Zuruf von van den Boom tritt Hunzelar das Bremspedal durch, mit einem Ruck kommt der Wagen zum Stehen. "Ich überprüfe den technischen Zustand der Fahrzeuge, aber auch die Sicherheit der Anhänger", erläutert van den Boom. Ist die Höhe der Brüstung ausreichend? Ist der Zugang mit einer Tür gesichert? Funktioniert die Beleuchtung? Erst, wenn alle Punkte abgearbeitet sind, gibt es die Bescheinigung.

In Keppeln brauchen sich weder Zugteilnehmer noch Zuschauer Sorgen zu machen, alle Fahrzeuge bestehen die TÜV-Prüfung. "So können alle mit mehr Ruhe und Sicherheit an den Umzügen teilnehmen", unterstreicht van den Boom die Bedeutung der regelmäßigen Überwachung. "Die jungen Leute, die mit viel Spaß und Phantasie die Wagen bauen, werden hier mit großer Ernsthaftigkeit mit dem Thema Sicherheit konfrontiert. Dazu haben wir vernünftige Standards entwickelt, die eingehalten werden."

Johannes Hunzelar, der in Keppeln zum Zugleiter-Team gehört, nickt zustimmend. "Alle Teilnehmer haben sich zum heutigen Termin angemeldet. Das hat sich gut eingespielt und es ist gut, dass es diese Überprüfung gibt." Er freut sich schon auf tausende Besucher, die am 27. Februar die Straßen des Queekendorfs säumen.

Dann wird es auch auf den Gocher Innenstadt-Straßen wieder voll, denn der dortige Rosenmontagszug gehört bekanntlich zu den besucher- und teilnehmerstärksten der Region. Und auch hier haben sich die aktiven Karnevalisten in den Vorwochen der Prüfung durch den TÜV Nord unterziehen müssen. Zuständig ist in ihrem Fall Heinz-Willi van de Loo, Leiter der TÜV-Station in Kleve. Er kümmert sich um die Prüfungen der Wagen in Kleve, Goch, Kranenburg und Bedburg-Hau, und auch er hat dadurch gerade jetzt in der heißen Phase dutzende Zusatztermine. "Meist erledige ich die dann abends oder an Samstagen", so van de Loo. Dann fährt der 48-Jährige die Scheunen und Hallen in der Region an und nimmt sich Zeit für die Tests. "Wie die Vorgaben des Merkblatts über die Ausrüstung von Brauchtumsfahrzeugen umgesetzt werden, wurde bis vor einigen Jahren noch gar nicht so genau kontrolliert", erinnert sich van de Loo. "Da war der Zustand der Fahrzeuge zum Teil sehr schlecht." Doch mittlerweile seien sich alle der Bedeutung bewusst und sowohl Wagenbauer als auch Prüfer bildeten ein eingespieltes Team. Und trotz der vielen extra-Termine auch an den Wochenenden ist van de Loo nach wie nicht nur mit Sachverstand, sondern auch mit Leidenschaft dabei. "Meine Tochter war 2008 Kinderkarnevalsprinzessin in Goch, da habe ich damals gesehen und erlebt, wie viel Mühe sich die Vereine machen. Auch mit wie viel Einsatz die Wagenbauer ihre Ideen umsetzen." Das habe bei ihm für großen Respekt gesorgt und nun könne er im Vorfeld der Züge seinen Beitrag leisten. Zur Sicherheit aller.

(RP)
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