Goch Trickbetrüger wählen ihre Opfer oft per Telefonbuch aus

Goch · / KEVELAER / KLEVE Die Häufung von Versuchen, Opfer per Telefonanruf um Geld zu prellen, hat viele hellhörig gemacht. Die Polizei erneuerte noch einmal ihre eindringliche Warnung, besonders aufmerksam zu sein, wenn es dubiose Anrufe gibt. "Derzeit scheinen die Täter offenbar mit dieser Masche in der Region unterwegs zu sein", sagt Polizeisprecher Michael Ermers. Einiges deutet darauf hin, dass hier nicht Einzeltäter am Werk sind, sondern dass gleich ganze Gruppen auf die Betrugsmasche setzen. Wie berichtet, war eine Person in Kleve von bislang unbekannten Betrügern um fast eine halbe Million Euro geprellt worden. Die Täter hatten ihr Opfer genötigt, das Geld über einige Zeit von der Bank abzuholen und dann schließlich zu übergeben. Nach den Betrügern wird mit Phantombildern gefahndet. Noch gibt es keine konkreten Hinweise zu diesen Personen.

 Nach diesen beiden Betrügern fahndet die Polizei per Phantombild. Es ist durchaus denkbar, dass sie auch hinter weiteren Betrugsversuchen stecken.

Nach diesen beiden Betrügern fahndet die Polizei per Phantombild. Es ist durchaus denkbar, dass sie auch hinter weiteren Betrugsversuchen stecken.

Foto: Polizei

Es sei denkbar, dass diese Tätergruppe auch hinter den Anrufen steckt, die jüngst bei der Polizei bekannt wurden. Es war neben zwei älteren Personen in Kleve auch eine 96-jährige Frau in Kevelaer angerufen worden. Eine unbekannte Täterin hatte sich bei ihr gemeldet und sich als Enkelin ausgegeben. Sie hatte erzählt, dass sie sich in einer finanziellen Notlage befinde und dringend Geld brauche. Sie benötige 28.000 Euro. Glücklicherweise ging die 96-Jährige darauf nicht ein, sondern rief ihren Neffen an, der die Polizei einschaltete.

Goch: Trickbetrüger wählen ihre Opfer oft per Telefonbuch aus
Foto: Polizei

"Das war der richtige Weg", sagt Ermers. Bei dubiosen Anrufen solle man sofort misstrauisch sein und auf keinen Fall zahlen oder Kontodaten herausgeben. Der Polizeisprecher warnt auch vor einer anderen Masche. Teilweise verlangen die Anrufer auch kein Geld, sondern bitten darum, eine Gutscheinkarte für Amazon oder Google zu kaufen. Später bitten sie dann darum, den Code durchzugeben. Da sich den vermutlich niemand notiert, ist nicht nachzuvollziehen, wer den Gutschein eingelöst hat.

Die Betrüger hätten es oft gezielt auf Ältere abgesehen. Dabei orientieren sie sich am Vornamen im Telefonbuch und auch an der Telefonnummer selbst. "Wenn die Nummer sehr kurz ist und beispielsweise nur aus vier Ziffern besteht, gehen die Betrüger davon aus, dass es sich um einen älteren Anschluss handelt, weil aktuelle Rufnummern mehr Zahlen haben", sagt Ermers.

In dieses Schema passt auch, was sich am vergangenen Wochenende in Goch abspielte: Am Samstag wurden der Polizei zwei Fälle eines Internetbetruges gemeldet. Unbekannte meldeten sich telefonisch bei den Geschädigten und gaben in englischer Sprache vor, Mitarbeiter der Firma Microsoft zu sein; der Angerufene hätte "ein Problem mit Microsoft an seinem PC". Im Zuge des Gespräches wurden die Geschädigten aufgefordert, Bankdaten zu benennen. Während in einem Fall direkt wieder aufgelegt wurde, gelang es dem Anrufer im anderen Fall, eine unberechtigte Überweisung zu veranlassen.

(RP)
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