Kevelaer Trauernde nicht allein lassen

Goch · Die Ambulante Hospizgruppe Kevelaer erweitert ihr Angebot: Ab sofort findet einmal im Monat in der Begegnungsstätte ein Trauercafé statt. Angehörige können dort auch Rat von Fachleuten bekommen.

 Das Trauercafé in den Räumen des Seniorenbeirates Kevelaer: Dessen Mitglieder helfen regelmäßig beim Dekorieren der Räume.

Das Trauercafé in den Räumen des Seniorenbeirates Kevelaer: Dessen Mitglieder helfen regelmäßig beim Dekorieren der Räume.

Trauern und dazu noch allein sein – eine schlimme Vorstellung. "Die Nachfrage nach Trauerbegleitung konnte bisher nur unzureichend bedient werden", bedauert Rudi Melzig. Deshalb hat er dafür gesorgt, dass in Kevelaer ein Trauercafé eingerichtet wird. Am morgigen Sonntag von 15 bis 17.30 Uhr wird das erste Treffen in den Räumen des Seniorenbeirats Kevelaer, hinter der öffentlichen Begegnungsstätte auf der Bury-St. Edmunds-Straße 17, stattfinden.

Die Ambulante Hospizgruppe Kevelaer, die der Internationalen Gesellschaft für Sterbebegleitung und Lebensbeistand (IGSL) angeschlossen ist, bietet mit dieser Einrichtung Trauernden, die einen geliebten Menschen verloren haben, die Möglichkeit, sich auszutauschen. Vermittelt werden soll, dass jede Lebenskrise auch die Chance eines Neubeginns eröffnet. Elf zertifizierte Trauerbegleiter, die der Schweigepflicht unterliegen, stehen im Wechsel zur Verfügung. Sie hören zu, vermitteln Kontakte und helfen dort, wo Hilfe angebracht ist.

"Wichtig ist, eine vertrauliche Atmosphäre zu schaffen", weiß Melzig, der seit vier Jahren Teamsprecher der Hospiz-Regionalgruppe Kevelaer ist. 1999 wurde die Gruppe von Dr. Johannes Horlemann mit 20 Unterstützern gegründet. Mittlerweile gibt es 100 Mitglieder. Rudi Melzig möchte, dass der Tod aus der Tabuzone heraus in die Gesellschaft zurückkommt. Seine eigene Ausbildung zum Sterbebegleiter hat er beim Gründer der IGSL, Dr. Paul Becker, auf der Wasserburg Rindern gemacht. Die IGSL Hospiz mit Sitz in Bingen besteht bereits mehr als 25 Jahre.

Nicht jedem ist bekannt, dass es neben den stationären Hospizen auch die Möglichkeit gibt, eine ambulante Sterbebegleitung in Anspruch zu nehmen. Dabei wünscht sich die Mehrzahl der Deutschen, nämlich fast 90 Prozent, zu Hause zu sterben.

Bis auf die Koordinatorin der Gruppe sind die Sterbe- und Trauerbegleiterinnen der Ambulanten Hospizbewegung ehrenamtlich tätig. Rudi Melzig arbeitet auch mit dem Seniorenbeirat zusammen. Jeden Dienstag berät er in einer Sprechstunde von 9.30 bis 11.30 Uhr in der Begegnungsstätte Hilfesuchende zum Thema Patientenverfügung und Vorsorgevollmachten, die die IGSL als komplette Vorsorgemappe anbietet.

Der ehemalige Leiter des Arbeitsamtes Kleve hält zum Thema Vorsorge auch Vorträge in anderen Gruppen. Wenn dem 74-jährigen Wettener neben seinem vielfältigen Engagement noch Zeit bleibt, liest Rudi Melzig gerne. Außerdem singt er leidenschaftlich im Kirchenchor der St. Antonius Pfarrgemeinde Kevelaer.

(RP)
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